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anderbookz Short Story Compilation II

anderbookz Short Story Compilation II

Titel: anderbookz Short Story Compilation II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joyce Carol Oates , Peter Straub , Jewelle Gomez , Thomas M. Disch , Ian Watson , Robert Silverberg
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Tagen hatte Sonny es oft fertiggebracht, daß Albert mitten in der Nacht laut aufschrie. Und die bloße Erinnerung an George reichte aus, Harry das Blut in den Adern gefrieren zu lassen.
    Obwohl es schon ziemlich spät war, fiel von der Straße hinreichend Licht durch die weißen Netzvorhänge herein, daß die Muskelpakete von Alberts Oberarmen, während er ausgestreckt auf dem Bettlaken lag, in komplexe Schatten gehüllt waren. Die Stimmen von Maryrose und Edgar Beevers, sie nur leicht angeschwipst, er eindeutig betrunken, drangen deutlich die Treppe herauf und durch die offene Tür. » Wer sagt, daß ich meine Zeit vergeude? Ich sage das nicht! Ich vergeude meine Zeit nicht.«
    »Ich nehme an, du bist der Meinung, du hättest ein gutes Tagwerk verrichtet, wenn du ein paar Stunden als Barkeeper gearbeitet hast - um dann deinen Lohn zu vertrinken! Das ist die Geschichte deines Lebens, Edgar Beevers, und es ist eine traurige Geschichte von V-E-R-G-E-U-D-U-N-G. Wenn mein Vater mit ansehen müßte, was aus dir geworden ist ...«
    »So schlimm ist es auch wieder nicht.«
    »Aber auch alles andere als gut.«
    »Albert«, sagte Eddie leise in seinem Bett zwischen denen der beiden Brüder.
    Wie von Eddies Stimme elektrisiert, richtete Albert sich plötzlich im Bett auf und hob die Hand, um Eddie mit der Faust zu schlagen.
    »Ich habe nichts getan!« sagte Harry und wich ans äußerste Ende seiner Matratze zurück. Der Schlag hatte ihm gegolten, das wußte er, nicht Eddie, nur war Albert zu müde, um aufzustehen.
    »Ich hasse deine Feigheit«, sagte Albert. »Wenn ich nicht müde wäre, würde ich hier aus diesem Bett aufstehen und dir die Fresse blutig schlagen.«
    »Harry hat mein Geburtstags-Auto gestohlen, Albert«, sagte Eddie. »Mach, daß er’s mir zurückgibt.«
    »Eines Tages«, sagte Maryrose unten, »am Ende des Sommers, als ich siebzehn war, sagte mein Vater spätnachmittags zu meiner Mutter: ›Liebes, ich glaube, ich werde mit unserer kleinen Maryrose Spazierengehen und ihr etwas ganz Besonderes kaufen‹, und er rief mir aus dem Ankleidezimmer zu, ich sollte mich recht hübsch machen und zu ihm kommen, und weil mein Vater ein Gentleman war, der stets Wort hielt, war ich in null Komma nichts fertig. Mein Vater trug einen sehr hübschen braunen Anzug, eine rote Krawatte und seinen Strohhut. Ich erinnere mich noch daran, als wäre es erst gestern gewesen. Er wartete am Fuß der Treppe auf mich, und als ich hinunterkam, nahm er mich am Arm, und wir gingen zusammen zur Vordertür hinaus wie ein frischvermähltes Paar. Den Steinweg hinunter, den mein Vater höchstpersönlich in Ordnung hielt, obwohl er im weißen Hemd arbeitete, dann die Majewski Street entlang und Arm in Arm die Palmyra Avenue hinab. Damals kauften die besten Leute, alle, die etwas galten, in der Palmyra Avenue.«
    »Ich würde dir am liebsten die Zähne die Kehle runterschlagen«, sagte Albert zu Harry.
    »Albert, er hat mein Geburtstags-Auto genommen, das hat er wirklich, und ich möchte es wiederhaben. Ich habe Angst, daß er’s kaputtgemacht hat. Ich wünsche es mir so sehr zurück, daß ich sterben möchte.«
    Albert stützte sich auf einen Ellbogen und sah Klein Eddie zum erstenmal wirklich an. Eddie wimmerte. »Du bist so ein Knülch«, sagte Albert. »Ich wünschte, du würdest sterben, Eddie, ich wünschte, du würdest einfach tot umfallen, damit wir dich im Boden verscharren und endlich vergessen können. Ich würde bei deiner Beerdigung nicht einmal weinen. Wahrscheinlich würde ich mich nicht einmal an deinen Namen erinnern. Ich würde nur sagen: ›O ja, er war dieser komische kleine Junge, der die ganze Zeit herumhing und weinte, bin froh, daß er tot ist, wie auch immer er geheißen haben mag.‹«
    Eddie hatte Albert den Rücken zugekehrt und weinte leise, sein ungewaschenes Gesicht wurde von den Schatten zu einer verunstalteten tragischen Maske verzerrt.
    »Weißt du, es würde mir wirklich nichts ausmachen, wenn du tot umfallen würdest«, überlegte Albert. »Und du auch nicht, Scheißkerl!«
    »... klar wurde, daß er mich zu Allouette’s führte. Ich bin sicher, als kleiner Junge hast du in ihr Schaufenster gesehen. Du erinnerst dich doch an Allouette’s, nicht? Nie hat es etwas so Schönes wie diesen Laden gegeben. Als ich ein kleines Mädchen war und in diesem großen Haus lebte, gingen nur die besten Leute dorthin. Mein Vater legte den Arm um mich und marschierte direkt mit mir hinein, und wir fuhren mit dem Fahrstuhl

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