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anderbookz Short Story Compilation II

anderbookz Short Story Compilation II

Titel: anderbookz Short Story Compilation II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joyce Carol Oates , Peter Straub , Jewelle Gomez , Thomas M. Disch , Ian Watson , Robert Silverberg
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wie ein Test. Ich möchte, daß du den rechten Arm gerade ausstreckst. Mach ihn so steif, wie du kannst. Das wird dir zeigen, wie stark du sein kannst.«
    Eddies blasser Arm hob sich und streckte sich bis zum Handgelenk steif aus, die Finger hingen herab.
    Harry stand auf und sagte: »Das ist ausgezeichnet.« Er ging zwei Schritte bis an Eddies Seite, packte den Arm seines Bruders und strich daran entlang, wobei er behutsam Eddies Hand ausstreckte. »Ich möchte jetzt, daß du dir vorstellst, dein Arm wird härter und härter. Er wird so hart und fest wie ein Stahlträger. Dein ganzer Arm ist ein Stahlträger, und niemand auf der Welt könnte ihn biegen. Eddie, er ist stärker als Supermans Arm.« Er nahm die Hände weg und trat zurück.
    »Gut. Der Arm ist so stark und starr, daß du ihn nicht biegen kannst, sosehr du es auch versuchen magst. Er ist ein Stahlträger, und niemand auf der Welt könnte ihn biegen. Versuch es. Versuch, ihn zu biegen.«
    Eddies Gesicht verkrampfte sich, der Arm hob sich etwa fünf Zentimeter. Eddie grunzte unter unsichtbarer Anstrengung, war aber außerstande, den Arm zu beugen.
    »Okay, Eddie, das war sehr gut. Jetzt wird dein Arm wieder lockerer werden. Wenn ich bei eins bin, wird dein Arm wieder normal sein.« Er begann zu zählen, und dabei wurden Eddies Finger entspannter, und schließlich ruhte der Arm wieder auf seinem Oberschenkel.
    Harry ging zu seinem Stuhl zurück, setzte sich und sah Eddie mit großer Zufriedenheit an. Nun war er sicher, daß er auch die nächste Demonstration durchführen konnte, die Dr. Mentaine die ›Stuhlübung‹ nannte.
    »Jetzt weißt du, daß das alles wirklich funktioniert, Eddie, daher wollen wir etwas Schwieriges versuchen. Ich möchte, daß du aufstehst und dich vor deinen Stuhl stellst.«
    Eddie gehorchte. Harry stand ebenfalls auf und rückte seinen Stuhl vorwärts und zur Seite, so daß er Eddie in einer Entfernung von etwas mehr als einem Meter gegenüberstand.
    »Ich möchte, daß du dich zwischen diesen Stühlen ausstreckst, den Kopf auf deinem und die Füße auf meinem. Und ich möchte, daß du dabei die Hände an den Seiten hältst.«
    Eddie kauerte sich wortlos nieder und legte den Kopf auf die Sitzfläche seines Stuhls. Er stützte sich mit den Armen ab, dann hob er ein Bein und legte den Fuß auf Harrys Stuhl. Danach hob er das andere Bein. Augenblicklich sah man seinem Gesicht die Anstrengung an. Er hob die Arme und klammerte sie ineinander, so daß er durchhing.
    »Und nun wird dein ganzer Körper allmählich so fest wie Stahl, Eddie. Dein ganzer Körper ist eines der kräftigsten Dinge auf Erden. Nichts kann ihn biegen. Du könntest dich ewig dort halten und würdest nie auch nur den kleinsten Schmerz oder das kleinste Unbehagen spüren. Es ist, als würdest du auf einer Matratze liegen, so stark bist du.«
    Der angestrengte Ausdruck verschwand von Eddies Gesicht. Langsam streckte er die Arme aus und entspannte sich. Er lag starr wie ein Stab zwischen den beiden Stühlen, so entspannt, daß er nicht einmal zu atmen schien.
    »Während ich zu dir spreche, wirst du stärker und stärker. Du könntest alles halten. Du könntest einen Elefanten halten. Ich werde mich auf deinen Bauch setzen, um das zu beweisen.«
    Behutsam setzte sich Harry auf den Bauch seines Bruders. Er hob die Beine an. Nichts geschah. Nachdem er langsam bis fünfzehn gezählt hatte, ließ Harry die Beine sinken und stellte sich wieder hin. »Jetzt werde ich meine Schuhe ausziehen, Eddie, und auf dir stehen.«
    Er eilte hinüber zu einem mit gestickten Rosen verzierten Klavierhocker und trug ihn her; dann schlüpfte er aus seinen Mokassins und stellte sich auf den Hocker. Als Harry auf Eddies entblößten Bauch trat, kam der Stuhl, der seines Bruders Kopf stützte, ins Wanken. Harry stand einen Augenblick stockstill, aber der Stuhl hielt. Er hob das andere Bein vom Hocker. Der Stuhl rührte sich nicht. Er stellte auch den anderen Fuß auf seinen Bruder. Klein Eddie hielt ihn mühelos.
    Harry stellte sich versuchsweise auf die Zehenspitzen und ließ sich wieder auf die Fersen absinken. Eddie schien völlig unberührt. Dann sprang Harry etwa zwei Zentimeter in die Luft, und da Eddie nicht einmal grunzte, als er landete, sprang er weiter, fünf-, sechs-, sieben-, achtmal, bis er schwer atmete. »Du bist erstaunlich, Klein Eddie«, sagte er und trat wieder auf den Hocker. »Jetzt kannst du anfangen, dich zu entspannen. Du kannst die Füße auf den Boden stellen. Dann

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