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anderbookz Short Story Compilation

anderbookz Short Story Compilation

Titel: anderbookz Short Story Compilation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas M. Disch , Doris Egan , Gardner Dozois , Jack Dann , Michael Swanwick , Tanith Lee , Howard Waldrop , Katherine V. Forrest
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brennen niedrig und wechseln die Farbe«, murmelte er. »Und der Vorhang raschelte, und niemand war da. Und Eunike sagt, sie spürte, wie im Gang eine Gestalt an ihr vorüberstrich ...«
    »Nun ist es genug«, erklärte ich. »Weiber werden immer vorgeben, daß irgend etwas geschieht, nur um sich wichtig zu machen. Das weißt du sehr gut. Dann kommt es zur Hysterie, und sie können alles Mögliche glauben und sagen. Wir sind uns doch klar darüber, daß sie die Künste und Wissenschaften Ägyptens beherrscht. Aber Dämonen sind etwas ganz anderes.«
    Ich ermahnte ihn noch weiter und schickte ihn dann weg. Sinnend stand ich am Brunnen. Vorhänge, die raschelten, geheimnisvolle Gestalten - es ging mir durch den Sinn, daß sie sich einen Geliebten genommen haben konnte, aber das schien nicht zu ihrer Klugheit zu passen. Ich glaube nicht wirklich an solche Ungeheuer wie Dämonen, bis auf jene, die der eigene Geist hervorbringt. Andererseits mochte ihr Geist zu vielen Dingen imstande sein.
    Es stellte sich heraus, daß ich an jenem Abend Draco zu Diensten sein mußte, etwas, das mit den Dörfern zu tun hatte, mit denen wir Handel betrieben, etwas, das er mir immer noch zutraute. Ich fragte mich, ob ich ihm von dem Klatsch erzählen sollte. Offen gestanden hatte ich, als ich herausfand - so wie man es immer herausfinden kann -, daß er seltener mit ihr schlief, eine schwache Hoffnung gefaßt, aber da waren auch Zweifel in mir, und als die Handelsangelegenheit besprochen war, behielt er mich zum anschließenden Umtrunk da und sagte: »Es könnte sein, daß du es dich schon fragst. Und die Antwort ist: ja. Sie wird mir ein Kind schenken.«
    Ich war nicht so dumm, ein finsteres Gesicht zu machen. Ich brachte einen Trinkspruch aus und bemerkte, daß er glücklich sei, wenn sie ihm einen Sohn schenken würde.
    »Sie sagt, daß es ein Sohn sein wird.«
    »Dann wird es natürlich ein Sohn sein.«
    Und, dachte ich, er könnte ihre dunkle Haut haben. Er könnte auch ein Magus sein. Und er wird dein Erbe sein, Draco. Mein zukünftiger Fürst und der Herr der Stadt. Mir war danach, die Weinschale durch die Wand zu schleudern, aber ich beherrschte meine Hand und meine Zunge, und nachdem er eine Weile versucht hatte, mir die Erregung zu vermitteln, die die Freude am Leben schenkt, entschuldigte ich mich und ging.
    Es hatte kommen müssen. Es war ein weiterer Riß in den Steinen. Es war der Weg des Schicksals; und des Zufalls. Ich wollte nicht das Gefühl haben, dagegen kämpfen zu müssen oder das Verlangen, ihr Gift zu schicken, sie zu töten oder das Kind abzutreiben oder es, die Frucht ihres Leibes, in Stücke zu hacken, wenn es geboren war.
    Lange Zeit saß ich auf meinem Schlaflager und ließ meine wilde Wut zusammensinken, schwer, bleischwer werden, ergeben und besiegt.
    Als ich mir der Niederlage gewiß war, legte ich mich hin und schlief ein.
    Im Schlaf folgte ich einem Dämon zu den Räumen der Frauen und sah, wie er durch ihre Tür sickerte. Er war groß, langbeinig und hatte den Kopf eines Vogels - oder eines Hundes vielleicht. Ein Wind blies, Löwengeruch. Ich war unter einem Baum, voll von Pfirsichen, und eine Schlange blickte aus ihm herab, mit einem Mädchengesicht, das eingerahmt war von einem flammenden Brautschleier. Dann war da ein wirbelndes, feuriges Rad, und goldenes Korn schoß prasselnd aus ihm hervor. Und als Nächstes sah ich einen glühenden Ofen, und auf den roten Kohlen lag ein Kind aus Gold, brennend, schimmernd und schlafend.
    Als ich aus meinem Schlaf aufschreckte, war es mitten in der Nacht, und jemand war gekommen, und der Sklave sagte es mir.
    Zuerst hielt ich es für einen Scherz. Dann wurde ich ernst. Zafra, Dracos Gemahlin, hatte eine Stunde nach Mitternacht nach mir geschickt, sie in ihren Räumen aufzusuchen. Natürlich erwartete ich alles mögliche. Sie kannte mich als ihren Widersacher: Sie würde mich einlassen und dann sagen, daß ich versucht hätte, sie zu vergewaltigen oder sonstwie zu mißbrauchen. Andererseits mußte ich ihr gehorchen und zu ihr gehen, jetzt nicht nur der Pflicht folgend, sondern aus schierem Ärger und verfälschter Neugier. Wenngleich ich mir immer wieder sagte, daß ich ihre Worte, als ich ihn das erste Mal bei ihr ließ, nicht richtig gehört hatte, hatte ich sie doch nie vergessen. Seitdem hatten wir bis auf gelegentliche Höflichkeiten nicht miteinander gesprochen.
    Ich kleidete mich so förmlich es ging, nahm zwei meiner Männer und ging hinüber zum

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