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anderbookz Short Story Compilation

anderbookz Short Story Compilation

Titel: anderbookz Short Story Compilation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas M. Disch , Doris Egan , Gardner Dozois , Jack Dann , Michael Swanwick , Tanith Lee , Howard Waldrop , Katherine V. Forrest
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»Skorous, wir gewinnen eine Heilerin und Seherin. Nicht nur mein Vergnügen für die Nacht.«
    »Dein nächtliches Vergnügen ist deine Sache. Es gibt ringsumher Mädchen in Hülle und Fülle, würde ich meinen, um dich zufriedenzustellen. Was all das andere angeht, was sie kann oder nicht kann; alle Tempel, besonders der Frauentempel, werden in hellem Aufruhr sein. Dieser Salius gestern war nur ein Vorgeschmack. Glaubst du, daß sie irgendeine blonde Dirne für dich wahrsagen lassen werden? Glaubst du, daß Männer, die in einem Kampf verletzt wurden, sie an sich heranlassen werden?«
    »Du nicht, offenkundig.«
    »Nein, ich nicht. Und was die Hexerei angeht: wir standen unter Drogen und wurden zu Narren gemacht. Der Spaß einer Nacht ist eine Sache.«
    »Gut, Skorous«, erklärte er. »Danke für deine Meinung. Schmolle nicht zu lange. Ich werde deine Gesellschaft vermissen.«
    Eine Stunde später, so wurde mir berichtet, schickte er dem Kornkönig in seinem Wagen zwei der Rollen aus der Bibliothek. Es waren zwei der besten, griechische, die eine, so hieß es, von einem sehr großen König mit eigener Hand übertragen. Sie gingen in einem Silberkasten mit Juweleneinlage. Gold wäre unter den gegebenen Umständen taktlos gewesen.

    Am nächsten Tag war sie im Palast. Sie hatte Räume auf der Frauenseite. Vor deren Vermählung waren es die Unterkünfte von Dracos älterer Schwester gewesen. Er behandelte diese Frau um nichts geringer, als sei sie eine Verwandte der letzteren. In Zeiten der Muße, zu solchen Gelegenheiten, an denen die Gattinnen und Frauen seiner Offiziere gemeinsam mit diesen speisten, war sie bei ihm. Wenn er jagte, begleitete sie ihn ebenfalls, nicht um sich selbst dabei zu vergnügen, sondern als seine Begleiterin in einer Sänfte zwischen zwei Pferden, die durch ihre Verwendung jede Jagd zu einer Posse machte. Sie war jede Nacht in seinem Bett; denn er ging nicht zu ihr, ihre Räume gehörten ausschließlich ihr - das Lager, das sein Vater nur mit seiner Mutter geteilt hatte. Und wenn er Rat wollte, war sie es, die ihn gab. Er rief seine Priester und Soldaten hinterher. Wenngleich niemand sein Gesicht verlor, wenn er rief. Er war klug und umsichtig, sie mußte es ihn letztlich gelehrt haben. Und dazu kam die Ausstrahlung, die er immer besessen hatte. Er holte sogar meinen Rat ein und stellte mich vor jedermann groß heraus, da er sehr fein spürte, daß es, solange er mich nicht austauschte, dumm war, die Männer sehen zu lassen, daß ich nun nicht mehr für ihn wog als eine Feder. Außerdem mochte ich vielleicht Neigungen zur Rebellion entwickeln. Ich hatte meine eigene Gefolgschaft, meine eigenen Männer, die für mich sterben würden, falls sie glaubten, mir geschähe Unrecht. Möglicherweise ärgerte mich das mehr als alles andere, daß er den Gedanken haben könnte, ich würde mich meiner Pflicht und Treue entziehen und versuchen, ihn zu schwächen. Das war mir genauso unmöglich, wie mir eines meiner Augen herauszureißen.
    Da wir unsere Heimat verloren hatten, da wir, was noch schlimmer war, das Rückgrat des Imperiums verloren hatten, war den Männern ihr Halt verloren gegangen. Jetzt sah ich es, in jenen bitteren, goldenen Augenblicken, seit sie unter uns weilte. Er war in der Mutter der Städte geboren worden, aber sie war von ihm abgeglitten, wie Wasser von der Haut. Er war etwas Neues, das Geschöpf einer Welt, die alles sein konnte, irgendein Land, irgendeine Heimat. Ich hingegen, der ich meine Wurzeln nie gesehen hatte, kam doch nicht von ihnen los. Ich war vom alten Schlag. Ich würde standhaft bleiben, bis das Feuer mich hatte, anstatt meinen Namen zu beflecken - und mein Herz.
    Allmählich begannen sich die Feste und die Stadt mit Gold zu füllen. Es war fast lächerlich, aber wir wurden schön, und wir glänzten. Die Tempel haßten sie nicht, wie ich vorausgesagt hatte. Nein, denn sie brachte ihnen glitzernde Gefäße und wusch die Füße der Götter mit vortrefflichen und ungewöhnlichen Opfergaben, und das süße Gewürz ihrer Geschenke brannte vor Mars und dem Vater und der Mutter, so daß jeder heilige Ort nach Ägypten roch oder Judäa oder den Hurenhäusern von Babylon, soweit ich es wußte.
    Sie ging durch die Straßen mit nur einem Sklaven an den Fersen, keck und unerschrocken, so wie unsere Frauen es taten, und wenngleich sie nie auf ihren Schleier verzichtete, so kleidete sie sich doch in die Stola und die Palla, alles mit dem geringstmöglichen Aufwand von Gold

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