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anderbookz Short Story Compilation

anderbookz Short Story Compilation

Titel: anderbookz Short Story Compilation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas M. Disch , Doris Egan , Gardner Dozois , Jack Dann , Michael Swanwick , Tanith Lee , Howard Waldrop , Katherine V. Forrest
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Reif nicht mehr um ihren Hals lag, und auch der Fingerring war verschwunden. Hatte sie so ihr Kunststück bewerkstelligt, Gold auf die Halme mumifizierten Korns zu schmelzen ...? Nein, Wahnsinn. Warum daran herumrätseln? Es war alles Trug.
    Draco aber lag jetzt da und sah sie an, brannte nun in einem anderen Fieber. Es war ihr persönliches Gold, das er wollte.
    »Hinaus, Skorous«, sagte er zu mir. »Hinaus jetzt.« Undeutlich und voller Gewißheit.
    Also sagte ich mit meinen gefühllosen Lippen und meiner pelzigen Zunge zu ihr: »Höre mir genau zu, Mädchen. Die Hexerei endet jetzt. Du weißt, was er will, und auch so vermute ich, wie du dich darum zu kümmern hast. Ein Kratzer mit dem kleinsten deiner Nägel, und du stirbst.«
    Dann, ohne aufzustehen, sah sie mich an, das zweite Mal jetzt. Sie sprach Griechisch, wie zu Beginn. Am Morgen, als ich besser denken konnte, war ich der Meinung, ich hätte mir nur eingebildet, was sie gesagt hatte. Es schien etwa folgendes gewesen zu sein: »Er ist sicher, denn mich verlangt nach ihm. Es ist meine Wahl. Wäre es nicht meine Wahl und mein Verlangen, wo könntet ihr euch verbergen - und leben?«

    Wir hielten Wache um das Zelt, im Lager der Ostler, auf dem Marktplatz, bis zum Heraufdämmern des Morgens. Nirgendwo war ein Laut zu hören, bis auf den regelmäßigen leisen Vorbeigang der Wachen auf den Mauern und den kühlen Wind aus dem schwarzen Wald, der bei Sonnenaufgang grau wurde.
    Als die Sonne im Osten stand, setzte die übliche Aktivität jeder Stadt ein. Das Lager begann sich zu rühren und schickte seine Jungen schnell zum Brunnen, um die Frauen der Stadt zu meiden. Einigen der Karawanenleute beliebte es sogar, zu den öffentlichen Abtritten zu schlendern, obgleich sie das Badehaus gemieden hatten.
    Eine gewisse Verärgerung überkam mich, darüber, daß wir hier herumstanden, im Gewimmel der Fremden, um unseren Fürsten in seiner Nacht der Lust zu bewachen. Ich blickte mich scharf um, um zu sehen, wie die Männer es aufnahmen, aber sie hielten sich gut. Schließlich tauchte Draco auf. Er erschien errötet und zerzaust, fast scheu, wie ein Mädchen, das gerade dem Liebesbett entsteigt.
    Wir gingen in geordnetem Block zur Feste zurück, wo er mich beiseite nahm, mir dankte, und mich wieder wegschickte.
    Gebadet, rasiert und gestärkt mit einem Frühstück, begann ich mich heiterer zu fühlen. Es war vorüber und vorbei. Ich würde zum Tempel Vater Jupiters gehen, und ihm etwas geben - nun ja, ich war nicht ganz sicher. Dann mußte ich meinen Eber für Mars holen. Das frischgebackene Brot, das ich gerade gegessen hatte, war schmackhaft und vielleicht all die Mühe wert gewesen.
    Später hörte ich, daß der Müller sich zu unserer Bibliothek begeben hatte und eingelassen worden war. Ich gab Befehl, daß er beim Verlassen durchsucht werden sollte. Dracos Großvater hatte die Sammlung von Handschriften begonnen, es gab sogar Rollen, von denen es hieß, sie seien aus Alexandria gerettet worden. Man konnte nicht vorsichtig genug sein.
    Am Abend rief Draco mich zu sich in sein Schreibzimmer hinauf.
    »Morgen«, erklärte er, »werden die Ostler uns verlassen.«
    »Das sind gute Nachrichten«, antwortete ich.
    »Ich dachte mir, daß dir das gefallen würde. Zafra, allerdings, wird bleiben. Ich werde sie in meinen Haushalt aufnehmen.«
    »Zafra«, sagte ich.
    »Nun, sie nennen sie so. Wegen des Gelbgoldes. Vielleicht nicht ihr wirklicher Name. Der könnte Nefra sein - schön ...«
    »Nun«, sagte ich, »wenn du es so willst.«
    »Hm«, machte er, »ich habe dich nie vorher eifersüchtig auf eine meiner Frauen gesehen.«
    Ich sagte nichts, obgleich das Blut in meinen Schläfen klopfte. Ich hatte schon früher bemerkt, daß er selbst die Zunge einer Frau hatte, wenn er verstimmt war. Ich muß zugeben, daß er als Kind ein verzogenes Balg war, aber der frühe Tod seiner Mutter und das Leben in einer Waldfeste hatten ihm den größten Teil davon weggestutzt.
    »Der Kornkönig ist nicht ihr Vater«, sagte er jetzt. »Sie hat es mir erzählt. Aber er hat ihr einige Jahre als solcher zur Seite gestanden. Ich werde ihm irgend etwas als Vergeltung senden lassen.«
    Er wartete auf meinen Kommentar, daß ich mein Erstaunen darüber ausdrückte, daß keine Forderungen gestellt worden waren. Er wartete darauf, daß ich aufsprang. Ich fragte mich, ob er hierher geschritten und dabei geplant hatte, wie er es mir beibringen würde. Nicht, daß er es nötig hatte. Jetzt sagte er:

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