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anderbookz Short Story Compilation

anderbookz Short Story Compilation

Titel: anderbookz Short Story Compilation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas M. Disch , Doris Egan , Gardner Dozois , Jack Dann , Michael Swanwick , Tanith Lee , Howard Waldrop , Katherine V. Forrest
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zusammengehalten und befestigt, während alles andere von Gold überfloß und jeder den Sommer und die Zeit des Handels herbeisehnte. Die Ernte würde gleichfalls wundersam ausfallen. Es waren bereits die Zeichen erstaunlicher Fruchtbarkeit zu sehen. Und im Wald gab es keinen Hinweis auf einen umherziehenden Stamm oder irgendwelche üblen Dinge.
    Sie nannten sie Zafra . Nicht einmal nannten sie sie »Ostlerin«. Einmal sah ich drei schwangere Frauen, die am Tor darauf warteten, daß Zafra herauskam und sie berührte. Sie brachte Glück. Selbst die Soldaten hatten keinen Anstoß genommen. Der alte Salius hatte sie um einen Salbe gegen sein Reißen gebeten. Es schien, daß die Salbe geholfen hatte.
    Nur ich haßte sie damals. Ich versuchte, es seinen Lauf nehmen zu lassen. Ich versuchte, mich darauf zu besinnen, daß sie nur eine Frau war und falls eine Zauberin, dann eine, die uns Gutes tat. Ich versuchte, sie als sinnlich und verführerisch zu sehen oder als schlicht und harmlos. Aber alles, was ich sah, war ein hinter seinem Schleier verborgenes, verschlossenes Wesen, das etwas in mir aufrührte, wie Mumienstaub in einer Gruft oder der Löwengeruch und der hochaufragende Schatten, der vogelköpfig zwischen ihr und der Nacht gestanden hatte, der Herr des Wortes, das alle Dinge schuf oder vergehen ließ. Was war sie unter ihrer Verkleidung? Draco konnte es nicht sehen. Wie der schwarze Hund, den sie bei sich behalten hatte, der sie, an der Leine geführt, begleitete, wohlerzogen und freundlich, und der wahrscheinlich jedem die Kehle herausreißen würde, der sich ihr mit bösen Absichten näherte. Was war da hinter ihrer schönen Hülle, eine Puppe aus Stroh oder Gold oder eine Viper?
    Schließlich ehelichte Draco sie. Das war keine Überraschung. Er tat es auf die geziemende Weise, mit Opfergaben an Jupiter den Vater und allen Bräuchen und einem Fest, das die Stadt erfüllte. Damals sah ich sie in Farbe, das eine Mal: das safranfarbene Gewand mit dem Flammeus, dem Feuerschleier der Braut, und ihr Gesicht war unverhüllt und bemalt wie das einer Dame, bleich mit rosigen Wangen und Lippen. Aber sie war immer noch sie selbst, immer noch die Ostler-Hexe.
    Und an jenem Tag dachte ich dumpf wie im Zelt in jener Nacht: Und was jetzt?

    3

    Im Spätsommer schnappte ich eine Unterhaltung der Bediensteten im Palast auf. Es war im Brunnenhof, beim Pfirsichgarten, wo ich innegehalten hatte, um mir die Pfirsiche anzusehen. Sie wuchsen nicht immer, aber dieses Jahr hatten wir bereits einmal geerntet, und jetzt blühten sie zum zweiten Mal. Als ich dort im Schatten stand und die Blüte begutachtete, trafen zwei der Küchenleute unten am Brunnen zusammen und verweilten, um in ihrem Dialekt zu tratschen. Anfangs schenkte ich ihnen keine Beachtung, dann wurde mir bewußt, was sie sagten, und ich lauschte aufmerksam.
    Als der eine davonging und den alten Ursus zurückließ, der seinen Schöpfeimer füllte, kam ich die Treppe hinunter und begrüßte ihn. Er fuhr zusammen und musterte mich verstohlen.
    »Ja, ich habe euch gehört«, sagte ich. »Aber erzähle es mir jetzt selbst.«
    Was die Hexe betraf, hatte ich vor jedermann stets eine Maske aufgesetzt, nur bei Draco nicht und später auch bei ihm. Ich zeigte, daß ich nicht viel von ihr hielt, ihr aber dienen würde, wenn sie seine Wahl war. Ich achtete sorgfältig darauf, nie irgend jemand gegenüber abschätzig über sie zu reden - da dies auch seine Ehre beeinträchtigen würde -, nicht einmal bei Männern, denen ich vertraute, nicht einmal, wenn ich getrunken hatte. Da er sie geheiratet hatte, gehörte ihr gleichfalls mein Respekt und meine Treue, solange sie nicht in Widerspruch zu meiner Treue ihm gegenüber gerieten.
    Aber Ursus verhielt sich nach der Art der Bediensteten, der Sklaven, behielt schlechte Nachrichten für sich, in der Furcht, sie könnten auf ihn zurückschlagen. Ich mußte eine oder zwei seiner Floskeln wiederholen, bevor er alles eingestand.
    Es schien, daß einige der Frauen bemerkt hatten, daß Zafra eine Zauberin von großer Macht war, da sie, dessen Namen kennend, einen gewaltigen Dämon herbeizitieren konnte. Nun schlief sie nicht jede Nacht mit Draco, sondern in ihren eigenen Räumen, und manchmal waren undeutlich Dinge gesehen oder gehört worden ...
    »Nun, Ursus«, sagte ich, »du hast recht daran getan, mir das zu berichten. Aber das ist eine Menge albernes Weibergeschwätz. Du wirst doch wohl nicht etwas darauf geben?«
    »Die Flammen in den Lampen

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