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Andere tun es doch auch (German Edition)

Andere tun es doch auch (German Edition)

Titel: Andere tun es doch auch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Sachau
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zwischen den Sofas bewegt hat! Wie ein Tanz. Selbst wenn sie diesen wirklich großartigen Dialog ausgeblendet hätten, ich hätte stundenlang zuschauen können.«
    »Also, du findest auch, dass ich sie nicht nochmal anrufen soll?«
    »K… Keira Knightley?«
    »Lara.«
    »Oh! Nein, ich finde, du hast recht. Mal Geduld haben. Klingt sehr vernünftig. Und schließlich hast du gestern ja schon bei ihr angerufen. Alles richtig.«
    »Fein.«
    »Genau.«
    »Aber, nur mal angenommen, sie hat jetzt gerade, genau in diesem Moment, total Lust, dass wir uns heute Abend sehen?«
    »Dann würde sie sich melden, oder?«
    »Kann sein.«
    »Eben.«
    »Aber vielleicht braucht sie einfach einen kleinen Anstupser? Du weißt schon, dass sie nochmal kurz meine Stimme hört oder so?«
    Franks Brille rutscht noch ein Stückchen weiter vor. Aber Frank wäre nicht Frank, wenn er die Hände benutzen würde, um sie wieder zurechtzurücken. Stattdessen schiebt er lieber seinen Hintern noch ein Stück weiter auf der Sitzfläche nach vorne, was wiederum seinen Kopf in eine noch tiefere Position bringt, was wiederum dazu führt, dass er ihn nach hinten kippen muss, um mich anzuschauen, was wiederum dazu führt, dass die Verbindungslinie zwischen seinen und meinen Pupillen weiterhin durch die Gläser führt, die nun ganz vorne auf seiner Nasenspitze sitzen.
    »Weißt du, Kai, es ist genau wie im Film. Es gibt Anruftypen, und es gibt Gentlemantypen. Anruftypen denken nicht lange nach, die rufen einfach an und quatschen los. Und die können das. Die reden und reden. Bis sie am Ziel sind. Oder eben nicht. Aber du bist eindeutig Gentlemantyp. Du wartest geduldig, bis dir das Wild von selbst vor die Flinte läuft.«
    »So.«
    »Oder eben nicht.«
    »Und woher willst du wissen, dass ich kein Anruftyp bin?«
    »Anruftypen denken nie darüber nach, ob sie anrufen sollen.«
    Frank macht einen lässigen Schlenker mit seinem Kopf, und die Brille sitzt auf einmal wieder dort, wo sie bei normalen Menschen auch sitzt. Manchmal glaube ich, er ist der einzige Mensch der Welt, der so etwas kann.
    »Ich muss dann langsam mal. Ich habe Irena versprochen, dass wir heute zusammen in den Sonnenuntergang joggen. Wünsch mir Glück.«
    Ich bezahle, und wir schlendern los. Franks Fahrrad steht an der nächsten Straßenecke. Er schließt in aller Ruhe das riesige Kettenschloss auf, mit dem seine schwarze 50er-Jahre-Damenschaukel an das Straßenschild angeknotet ist. Einen Meter hinter ihm saust ein 30-Tonner mit Getöse vorbei, der von einer acht Mann starken Bikerhorde verfolgt wird. Der Luftzug reißt den halben Inhalt des überfüllten Mülleimers am Verkehrsschild nebenan mit. Und ich frage mich mal wieder, ob Frank so etwas nicht bemerkt oder ob er es einfach nicht so wichtig findet.
    »Dann bis morgen, Kai. Wir telefonieren nochmal wegen treffen und so.«
    Er nickt mir zu. Seine Haare sind durch den Schwerlastverkehr ein bisschen in Unordnung geraten.
    »Okay. Und du findest wirklich, dass ich kein Anruftyp bin?«
    »Definitiv nein.«
    Ich schaue mir an, wie Frank auf seinem Gefährt im Blechstrom verschwindet. Währenddessen spüre ich, dass eine Hand in meine Tasche greift und mein Handy herausholt. Meine Hand.
    L ARA    Was ist eigentlich so schwer daran, einen Fuß vor den anderen zu setzen? Ich tue das schon mein ganzes Leben minus zwei Jahre. Aber noch nie hat es mich dermaßen genervt, dass ich nach einem Schritt gleich schon wieder den nächsten machen muss. Kann nicht wenigstens ein Mal im Leben mein Haus zu mir kommen anstatt ich zu ihm? Und sich anschließend zu mir herunterbeugen und mich sanft durch eins seiner Fenster einsaugen, so dass ich von selbst auf meine Couch purzele?
    Dann würde ich sogar an mein Handy gehen, das gerade sanft in meiner Tasche »Zirrrp! Zirrrp!« schnurrt. Aber laufen und gleichzeitig telefonieren, das geht heute einfach nicht. Oder setze ich mich kurz in diesen Hauseingang mit den einladenden Treppenstufen? Ja, genau das mache ich. So, das hat mein Haus jetzt davon, dass es nie zu mir kommt. Es ist … Oh Gott!
    »Larhara Rahautenberg.«
    »Hallo Lara, hier ist Kai. Wie gehts denn immer so?«
    »Och, ganz okay. Und selbst, also dir?«
    Kann ich ein Mal normal reden, wenn er am Telefon ist?
    »Also mir gehts ganz wunderbar. Nein, stimmt nicht. Mir ginge es ganz wunderbar, wenn ich dich mal wieder sehen würde. Ich weiß nicht, du hast wahrscheinlich viel zu tun, was? Aber wenn du irgendwann mal Zeit hast, also … Ich

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