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Andere tun es doch auch (German Edition)

Andere tun es doch auch (German Edition)

Titel: Andere tun es doch auch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Sachau
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wollte.«
    Das ist allerdings schwer gelogen.
    »Tatsächlich?«
    »Ja. So eine Damentoilette ist ja, ähm, durchaus auch ein ziemlich wichtiger Raum in einem Club. Wenn man überlegt, was da alles …«
    Was rede ich da?
    L ARA    Ja! Endlich begreift es mal einer! Die Damentoilette ist wichtig!
    »… aber vielleicht ist das auch nur eine sehr verschrobene Sichtweise.«
    »Nein, Kai! Überhaupt nicht! Die Damentoilette ist sogar der wichtigste Raum im ganzen Club. Sag schon, wie fandest du diese Damentoilette, in der wir uns getroffen haben?«
    »Nun ja, nicht übel.«
    »Tatsächlich? Nicht übel? «
    »Die grauen Fliesen, oder waren sie dunkelblau? Na ja, jedenfalls, irgendwie hatte das was … Okay, ich hab ja auch nur kurz schauen können, dann musste ich schon verschwinden. Ähm, wie fandest du sie denn?«
    »Gut. Fangen wir bei den Spiegeln an …«
    K AI    Unglaublich, wie viel diese Frau am Stück reden kann. Als sie vorhin hereinkam, hatte ich noch den Eindruck, dass sie etwas erschöpft ist, aber da habe ich mich wohl sehr getäuscht.
    Und sie hat ja so was von recht. Die Spiegel! In einer Club-Damentoilette braucht man natürlich eine ganze Armee davon. Warum habe ich beim Entwerfen nie daran gedacht? Und man muss sich gut unterhalten können, während man da reinschaut. Und das Licht muss so sein, dass man sich schön findet, so wunderschön, dass man sich nach dem Toilettenbesuch mit einem bis zum Platzen aufgeblähten Selbstbewusstsein wieder ins Getümmel stürzen kann. Was noch? Klar, die Akustik. Im Gegensatz zu Männern unterhalten sich Frauen auf der Toilette. Und man muss sich diskret unterhalten können. Auf keinen Fall lange Nachhallzeiten. Am besten, man fühlt sich wie in einem gehobenen Hotelrestaurant mit dickem Teppichboden. Und die räumliche Aufteilung …
    Noch bevor mir klar wird, was ich tue, habe ich eine Papierserviette auf der Bar ausgebreitet und begonnen, mit dem Stift darauf herumzumalen. Alter Architektenreflex. Macht man immer dann, wenn man auf keinen Fall eine gute Idee vergessen will. Ich merke zwar, dass mich Lara und die Bedienung komisch anschauen, aber das bin ich gewöhnt.
    Ich zeichne den Grundriss des nicht gebauten Kellerclubs grob aus dem Gedächtnis auf.
    »Okay, Lara, jetzt sag mal, wie würdest du in diesen Räumen die Damentoilette planen?«
    »Kann ich den Stift haben?«
    Ihre Blicke schießen über die Skizze, als hätte sie nie etwas anderes getan. Man kann die Denkfunken in ihrem Kopf knistern hören.
    »Wie weit ist es von dieser Wand bis zu der da?«
    »Drei Meter zwölf.«
    »Ist das breit?«
    »Etwa so breit, wie die Bar hier lang ist.«
    »Viel zu klein. Warum nimmst du nicht noch den Raum daneben dazu? Muss man doch nur die dünne Wand hier wegkloppen, oder geht das nicht?«
    »Schon, aber das ist der Technikraum. Ach egal, mach einfach weiter.«
    »Okay, wir nehmen den Raum dazu und packen da die Toilettenkabinen rein. Die beiden Wände sind dann frei für viele Waschbecken und Spiegel. Dann hätten wir hier Platz für ein kleines Sofa und …«
    »Ein Sofa?«
    »Natürlich ein Sofa. In eine perfekte Damentoilette gehört ein Sofa. Ein rotes Plüschsofa mit goldenen Troddeln an den Armlehnen, wie in Kobolds Traum . Da kann man warten, bis der nächste Spiegel frei wird. Wäre noch Platz für eine kleine Sektbar? Ah ja, klar, hier.«
    »Lara, das …«
    »Schweig, das ist meine Damentoilette! Da muss eine Sektbar rein. Du schuldest mir eine Sektbar. Allein schon für den Schreck, den du uns eingejagt hast, als wir Sonntagnacht deine Schuhe unter der Kabinenwand gesehen haben.«
    »Na gut.«
    »Und hier in der Ecke brauchen wir einfach Platz, wo man rumstehen und sich ungestört unterhalten kann. Vielleicht mit Teppich an der Wand, so dass man sich anlehnen kann? Au ja, unbedingt Teppich. Was Weiches. Mit Wolle.«
    L ARA    Es klappt! Jetzt bin ich wieder richtig wach. Und das Beste: Ich muss mich gar nicht anstrengen, um dauernd zu reden. Es fließt die ganze Zeit einfach so aus mir heraus. Wusste gar nicht, dass ich im Lauf der Zeit so viel über Damentoiletten nachgedacht habe. Was bin ich für ein Freak. Aber es macht solchen Spaß!
    Auf der Serviette vor uns entsteht nach und nach eine Damentoilette, die es alleine schon wert wäre, diesen Club zu besuchen. Hoffentlich wird er bald gebaut. Ich kann es kaum erwarten, sie in echt zu sehen. Er wird sie doch so bauen lassen? Oh bitte, er muss!
    K AI    Mir bleibt der Mund offen

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