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Androidenträume

Titel: Androidenträume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Scalzi
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hatte Takk nicht gerade zu ihr gesagt, dass sie keine Angst haben musste – ohne es im Hinblick auf die Prophezeiung getan zu haben, an die er erst später bewusst gedacht hatte? Und sie vergoss Tränen, wofür Takk sogar jedes Verständnis hatte.
    Takk kramte in seinem Gedächtnis nach weiteren Prophezeiungen, die auf die Situation passten, fand aber keine. Nirgendwo wurde beschrieben, wie jemand wie Acuna mit jemandem wie diesem Creek in Konflikt stand. Auch das überraschte Takk nicht. Nicht für alles im Universum gab es eine Prophezeiung, selbst wenn man die Texte bis zur allgemeinsten symbolischen Ebene analysierte. Dwellin hatte sich verständlicherweise auf die bedeutenden Ereignisse im Umfeld des Höheren Lamms konzentriert und natürlich ein paar beiläufige Einzelheiten ausgelassen. Nach allem, was Takk über den Hintergrund der Prophezeiungen und Dwellin wusste, hatte er am Ende keineswegs vollständig dem Alkohol und gewissen preiswerten Medikamenten entsagt. Es wäre schwierig für ihn gewesen, mehr als nur einen einzigen prophetischen Erzählstrang zu verfolgen.
    Acuna schoss Creek in den Arm. Creek, der sich mit diesem Arm auf dem Boden abgestützt hatte, brach wieder zusammen, blutend und stöhnend. Robin schrie.
    »Oh Gott!«, rief sie. »Gütiger Himmel! Harry! Hilf uns!
    Bitte hilf uns!« Dann wiederholte sie diese Sätze eine Weile mit leichten Abwandlungen.
    Und in diesem Moment erkannte Takk eine Übereinstimmung mit einer anderen Prophezeiung. Es war zwar keine exakte Übereinstimmung, aber eine von Dwellins Ermahnungen ließ sich durchaus auf die aktuelle Situation anwenden:

Sieh! Das Lamm ist nicht allein, sondern bei jenen,
    Die sich an seiner Seite sehen.
    Wer dem Lamm hilft, hilft sich selbst.
    Wer dem Lamm dient, rettet sich selbst.

    Dwellin hatte diesen Vers zu einer Zeit verfasst, als Andrea Hayter-Ross ihre knauserigen Zuwendungen einstellte, nur um zu sehen, wie er reagieren würde. Dwellin schrieb diese Prophezeiung, die ähnlich wie einige andere vage andeutete, dass es sich lohnte, dem Lamm zu dienen (im letzten Moment, bevor er sie an Hayter-Ross schickte, löschte er einen der verzweifelteren Verse, in dem er unumwunden Geld forderte), und wenig später wurde er in einem Supermarkt verhaftet, weil er einen Schokoriegel gestohlen hatte. Hayter-Ross bezahlte seine Kaution, und in einem der seltenen Momente, in denen sie ein schlechtes Gewissen verspürte, weil sie Dwellin immer wieder durch brennende Reifen springen ließ, überwies sie ihm eine Sonderzahlung und lud ihn zu einem Smorgasbord ein.
    Takk wusste nichts von diesem Hintergrund, und wenn doch, hätte es für ihn auch gar keine Rolle gespielt. Für ihn zählte nur, dass das Lamm um Hilfe flehte – und dass Takk dadurch gleichzeitig die Möglichkeit erhielt, sich selbst zu helfen.
    Um ehrlich zu sein, hatte Takk allmählich genug vom Ftruu.
    Es war überwältigend und aufregend und zu Anfang sogar ein wenig erfreulich gewesen – ein nettes Abenteuer und eine interessante Art, das Universum kennenzulernen. Aber während der letzten paar Monate und insbesondere in den letzten paar Tagen hatte sich Takk hauptsächlich nur noch müde gefühlt. Es ermüdete ihn, sich unter kriminellen Elementen aufzuhalten, was in keiner Hinsicht eine ausgesprochen belebende Erfahrung war. Es ermüdete ihn, sich verpflichtet zu fühlen, verbotene Dinge auszuprobieren oder nur dann neue Menschen kennenzulernen, wenn er sie schlagen oder essen musste.
    Mit anderen Worten: Takk war für die religiöse Erleuchtung bereit, und als er sah, wie Acuna seinen Fuß in Creeks Gesicht rammte, durchzuckte sie ihn mit sonnenheller Klarheit. Seine Phase des Ftruu war vorüber, plötzlich und unwiderruflich, und dafür dankte er Gott. Es wurde Zeit für seine Entscheidung, in die Welt der Moral zurückzukehren, zu jenen, die das Universum besser machen wollten. Er musste jene hinter sich lassen, die es nur zerstörten, um das zu bekommen, was sie haben wollten, Leute wie den niduanischen Botschafter oder den Menschen Jean Schroeder oder auch Rod Acuna, der im Grunde nicht mehr wollte, als wütend sein und dafür bezahlt werden.
    Acuna hob erneut seine Waffe, um auf Creeks Kopf zu zielen. Robin wandte sich von der Szene ab und drückte sich gegen Takks Brust, während sie immer noch flüsternd um Hilfe bat. Mit einer riesigen Tatze schob Takk die Menschenfrau schnell, aber vorsichtig beiseite, trat vor, öffnete sein Inneres und schlang seine

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