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Androidenträume

Titel: Androidenträume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Scalzi
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wieder auf die Beine zu kommen, aber der größere und wesentlich kräftigere Nidu war bereits über ihm und legte die Hände um seinen Hals. Schroeder röchelte und keuchte, bis er starb.
    Narf-win-Getag erhob sich, klopfte sich den Staub von der Kleidung und brachte sie wieder in Ordnung. »Ich gehe davon aus, dass das eine hinreichend glaubwürdige Versicherung war«, sagte er zu Creek.
    »Sie fiel etwas deutlicher aus, als ich erwartet hatte«, entgegnete Creek.
    »Tatsächlich?«, sagte Narf-win-Getag, und dann war er es, der auf niduanische Art laut lachte. »Ich bitte Sie, Minister Creek! Nach allem, was geschehen ist – nach allem, was mit Ihnen geschehen ist –, hätten Sie da wirklich weniger von mir erwartet?«

16

    Brian hielt sich an der Peripherie des niduanischen Computernetzwerks auf und wartete auf ein Zeichen. Aber er wartete nicht allein.
    »Sie sind aus dem N-Raum gefallen, musst du wissen«, sagte Andrea Hayter-Ross, die neben Brian an ihrem verfluchten schwebenden Verandatisch saß.
    »Ich weiß«, sagte Brian. »Ich werde immer besser mit dieser An-mehreren-Orten-gleichzeitig- sein-Sache.«
    »Guter Junge! Wieder einmal hast du dein außerordentliches Lernvermögen bewiesen.«
    »Danke, Großmutter!«
    »Und immer frecher wird er«, sagte Hayter-Ross. »So sind mir meine kleinen Jungs am liebsten. Und wie gefällt es dir? Sich im Zentrum eines historischen Wendepunkts zu befinden?«
    »Nicht besonders. Das Warten geht mir auf die Nerven. Es soll endlich losgehen.«
    »Geduld, Brian«, mahnte Andrea. »Es wird nicht mehr lange dauern. Narf-win-Getag fliegt mit seinem Shuttle direkt zum Fehenjuni – zum königlichen Hof, falls dir dieser Begriff nicht geläufig ist.«
    »Er ist mir durchaus geläufig.«
    »Natürlich«, sagte Andrea. »Narf-win-Getag gibt Creek und Robin nicht einmal die Gelegenheit, sich für den Anlass angemessen zu kleiden, so eilig hat er es. Er hat dafür gesorgt, dass im Fehenjuni Gewänder für sie bereitgehalten werden.«
    »Kann man es ihm verübeln?«, sagte Brian. »Er hat seine Pläne und Intrigen über Jahrzehnte geschmiedet. Jetzt sieht er sich nur noch ein oder zwei Stunden von seinem Ziel entfernt. Wenn man es so nahe vor Augen hat, will man die Zukunft so schnell wie möglich verwirklichen. Dieser Typ ist ein Arschloch, aber in diesem Punkt hat er mein volles Verständnis.«
    »Ihr beiden werdet schon bald in eurer Zukunft leben«, sagte Hayter-Ross. »Bis dahin solltest du dich setzen, Brian, und eine Tasse Tee mit mir trinken.«
    »Der Tee existiert doch gar nicht«, erwiderte Brian. »Außerdem mag ich gar keinen Tee.«
    »Dummer Junge«, sagte Andrea und schenkte Brian trotzdem eine Tasse ein. »Natürlich weiß ich, dass der Tee nicht existiert. Und du solltest inzwischen begriffen haben, dass du ihn in alles verwandeln kannst, was du möchtest, auch wenn ich ihn dir als Tee serviere.«
    »So habe ich es noch gar nicht betrachtet.«
    »Ich weiß.« Andrea hielt Brian seine Tasse hin. »Aber du wirst dich daran gewöhnen müssen, viele Dinge auf ganz andere Weise zu betrachten. Also könntest du genauso gut hier und jetzt damit anfangen.«

    »Wow!«, entfuhr es Robin Baker. »Hast du schon einmal einen solchen Raum gesehen?«
    »Einmal«, sagte Creek. »In Jerusalem. Den Felsendom. Aber der hier ist viel größer.«
    Die beiden standen inmitten der Großen Halle des Fehen, die wiederum das Herz des gewaltigen Komplexes bildete, der als Fehenjuni bekannt war, der Sitz des Fehen. Die Große Halle war aberwitzig groß, sie hatte den Umfang eines Fußballstadions und wurde von einer Kuppel gekrönt, die aus riesigen gewölbten Bögen aus industriell gefertigten Edelsteinen aufgebaut war. Smaragde und Rubine, Saphire und Turmaline, Opale und Granate waren wie Buntglasscherben zusammengesetzt worden, um Szenen aus der niduanischen Mythologie und Geschichte darzustellen. Creek bezweifelte nicht, dass Narf-win-Getag eins der Bilder in der Kuppel austauschen lassen würde, um sich selbst dort zu verewigen und im Licht der Sonne von Nidu zu strahlen. Im Zentrum der Kuppel hing ein Industriediamant von der Größe eines Elefantenbabys, dessen Facetten das Sonnenlicht sammelten und in die Mitte der Halle weiterleiteten, zu einem Podium, auf dem normalerweise der Thron des Fehen stand. Heute war dort der Altar aufgebaut worden, auf dem Robin Baker ihr Blut vergießen würde.
    Robin und Creek waren nicht allein in der Großen Halle. Sie waren nicht einmal die einzigen

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