Androidenträume
verändert worden waren. Creeks Agent entdeckte mehrere Fälle derartiger Manipulationen, aber eine gründlichere Untersuchung der Speicher dieser Fabrikatoren (die typischerweise nicht neu formatiert worden waren, so dass die gelöschten Protokolldaten noch nicht überschrieben waren) förderte lediglich die zu erwartenden Waffenbauteile ans Tageslicht, abgesehen von einem Ehering, hinter dem sich zweifellos eine spannende oder traurige Geschichte verbarg.
Gut. Von nun an musste Creek von der Annahme aus gehen, dass er es nicht mit Dummköpfen zu tun hatte. Creek ließ seinen Agenten in den Polizeidaten von Washington herumschnüffeln, um in Erfahrung zu bringen, ob während der letzten zehn Jahre ein Fabrikator von der Bildfläche verschwunden war. Kein Treffer. Das Gleiche galt für Virginia und Maryland. Creek tippte sich eine Minute lang nachdenklich mit einem Fingernagel an einen Schneidezahn, um schließlich den Agenten aufzufordern, in den Versicherungsdatenbanken nachzusehen, ob während des letzten Jahrzehnts jemand einen vermissten oder zerstörten Fabrikator gemeldet hatte.
Es war zweimal vorgekommen. Vor drei Jahren war in Occoquan eine Passage mit Antiquitätengeschäften abgebrannt, ironischerweise aufgrund einer antiquierten Sprinkleranlage. Zu den betroffenen Läden hatte auch der Laden eines Händlers für originale und nachgebaute Waffen aus der Revolutionszeit gehört. In der Datei gab es ein Foto vom verkohlten Fabrikator, der zwischen den zerstörten Überresten des Waffengeschäfts lag. Creek war sich ziemlich sicher, dass er dieses Gerät von der Liste streichen konnte.
Der zweite Fall, der sich vor sechs Jahren zugetragen hatte, war wesentlich interessanter. Hier ging es um einen Fabrikator, der soeben vom Hersteller ausgeliefert worden war und sich noch in einem Lagerhaus in Baltimore befunden hatte, dessen Dach teilweise eingestürzt war. In dieser Datei gab es kein Foto vom zerstörten Fabrikator, und die Versicherung hatte den Schadensersatzanspruch in Frage gestellt, bevor sie die Versicherungssumme ausgezahlt hatte. Creek holte sich den Polizeibericht, in dem die Spurensicherung stichhaltige Hinweise gefunden hatte, dass der Einsturz des Daches kein Unglücksfall gewesen war. Außer dem Fabrikator gehörten zum angeblich vernichteten Inventar des Lagerhauses mehrere Maschinen und Maschinenteile, die an ein Genlabor in Rockville geliefert werden sollten. Aus seiner Zeit bei der Polizei wusste Creek, dass diese Apparaturen auch für die Veredelung von Designerdrogen umfunktioniert werden konnten.
Eine weitere Suche ergab, dass das Lagerhaus einer Holding gehörte, deren größter Shareholder eine Firma namens Graebull Industries war, ein angeblich legaler Zweig der ansonsten kriminellen Malloy-Familie, deren Territorium Baltimore und Washington D.C. umfasste. Der Mann vom »Sicherheitsdienst«, der in jener Nacht das Lagerhaus bewacht hatte, konnte ein längeres Vorstrafenregister wegen kleinerer Diebstähle vorweisen. Einige Jahre früher hatte man ihn mit einem Lastwagen voller Unterhaltungsmonitore erwischt, und anschließend wollte er gegen die Malloys aussagen, wenn man ihm Zeugenschutz gewährte. Ein Jahr nach der Zeugenaussage hatte man Teile von ihm im Beton eines Baseball-Stadions der Minor League gefunden, das gerade in Aberdeen gebaut worden war. Die übrigen Teile wurden weiterhin vermisst.
»Das ist gut«, sagte Creek.
»Wenn du es sagst«, bemerkte sein Agent. Er war richtig gut darin, nach Creeks Anweisungen Informationen zu finden, aber mit Creeks ironischem Humor kam er weniger gut zurecht.
Der abhandengekommene Fabrikator war ein CT3505 von General Electric, ein Metall/Keramik-Kombi-Fabrikator. Ein gutes Modell, aber schwer zu bekommen. Normalerweise wurde es von Rüstungsfirmen benutzt, um Prototypen von geplanten Verteidigungssystemen zu modellieren. Wie alle Fabrikatoren wurde auch dieser mit Extras, Erweiterungsmodulen und speziellem Rohmaterial in Pulverform ausgeliefert. Man konnte einen Fabrikator nicht einfach mit einer Aluminiumdose oder einer Handvoll Sand füttern. Die Geräte waren darauf programmiert, nur Pulvermischungen als Rohmaterial zu verarbeiten, das von der Herstellerfirma stammte.
Nach dem erprobten und bewährten Geschäftsmodell, den Rasierer billig zu verkaufen und bei den Klingen kräftig zuzulangen, wurden auch Fabrikatoren recht preisgünstig verkauft, während der große Umsatz mit dem Zeug gemacht wurde, das den Geräten erst
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