Androidenträume
fürchte, es ist mir nicht gestattet, ihn meinem individuellen Nutzer zu offenbaren. Aber wenn Sie Ihr Userkonto bei America Online mit fünfundvierzig Tagen FREIEM Zugang aktivieren, werde ich Ihnen gerne Informationen über intelligente Open-Source-Agenten beschaffen, obwohl ich Ihnen versichern kann, dass sie nicht annähernd so gut sind wie ich, wenn sie mit dem unvergleichbaren Content- und Service-Angebot von America Online kombiniert werden!«
»Das glaube ich dir aufs Wort, Todd. Aber leider habe ich dafür überhaupt keine Zeit.« Creek aktivierte vom Speicherwürfel aus, den er neben seinen neuen Terminal gestellt hatte, das Stripper-Programm, das den intelligenten Agenten erstarren ließ und die Warnnachricht stoppte, die ansonsten zu den Servern von AOL abgeschickt worden wäre. »Und tschüss, Todd«, sagte Creek.
»Man wird mich rächen!«, sagte Todd noch, bevor er vollständig inaktiv wurde. Das entlockte Creek ein weiteres Schmunzeln. Todds Programmierern war klar gewesen, dass irgendwer ihn schließlich knacken würde, und hatten einen Abschiedsgruß für den betreffenden Hacker implementiert – eine Warnung und gleichzeitig eine Verbeugung. Ein Fenster öffnete sich in der Monitorbrille und zeigte in rasender Geschwindigkeit Todds Quellcode an.
Creek überflog die Daten. Der verblichene, unbetrauerte Todd hatte recht gehabt. Er war tatsächlich ein ziemlich guter intelligenter Agent, was die Maßstäbe für kommerzielle Agenten betraf. Aber wie die meisten seiner Kollegen war er nicht besonders helle und darauf programmiert, hauptsächlich in bestimmten kommerziellen Datenbanken zu suchen, von denen die meisten Quaker Oats gehörten. Wie eine Müsli-Firma zum größten technologischen Informationsanbieter der Welt werden konnte, war eine jener Geschichten, mit denen die Journalisten des Wall Street Journal immer neue populäre Sachbücher füllten. Creek konnte dazu nur sagen, dass er es genoss, wie ein Kerl in Kniebundhosen zum universellen Symbol des Hightech-Zeitalters geworden war. Trotzdem fand er es nicht richtig, dass sein persönlicher intelligenter Agent im Stil des 18. Jahrhunderts gekleidet war. Creek hatte zwar einen ausgeprägten Sinn für Ironie, aber Kniebundhosen lenkten ihn einfach zu sehr ab.
Aus dem Speicherwürfel lud Creek nun den Quellcode für einen intelligenten Agenten, den er während seines letzten Urlaubs von der Computerwelt konstruiert hatte, und machte sich daran, ihn an Todd anzupassen. An Todds Datenbankverbindungen und den Suchroutinen änderte er nichts, doch seine einprogrammierten Präferenzen wurden gelöscht, genauso wie seine aufmerksamkeitsheischende Art. Wenn schon die UNE nicht mitbekommen sollten, wonach er suchte, sollten AOL oder Quaker Oats erst recht nicht darüber informiert werden. Nachdem er seinen Agenten frankensteinmäßig zusammengestellt hatte, startete Creek ein Reißverschlussprogramm, das die Teile passend miteinander verbinden sollte. Nun hatte sein neuer Agent alles, was er benötigte, mit Ausnahme eines einzigen Elements. Doch um dieses Element einzubauen, brauchte er etwas mehr Freiraum, als sein neuer Computer ihm bieten konnte.
Creek zog seinen Kommunikator hervor und tätigte einen Anruf.
»NOAA«, meldete sich eine Stimme am anderen Ende. Eswar Bill Davison, ein alter Freund von Creek.
»Ja, hallo, ich wollte mal fragen, ob es morgen regnet«, sagte Creek.
»Du ahnst gar nicht, wie viele Anrufer wir haben, die uns tatsächlich diese Frage stellen«, sagte Bill. »Als wäre es einfacher, uns anzurufen, als die Nachrichten zu sehen.«
»Jeder weiß doch, dass man den Wetterpropheten kein Wort glauben kann«, erwiderte Creek.
»Verdammt, nicht mal ich traue ihnen über den Weg, und dabei bin ich selber einer«, sagte Bill. »Wie geht es dir, Harry?«
»Wie immer, wie immer, Bill«, sagte Creek. »Eigentlich wollte ich dich fragen, ob ich dich um einen Gefallen bitten könnte.«
»Ich bin völlig blank«, sagte Bill. »Du weißt doch, dass ich im Staatsdienst tätig bin.«
»Komisch. Du hast den gleichen Tarif wie ich. Der ist doch gar nicht so schlecht.«
»Sagt der Mann, der keinen Unterhalt und keine Alimente abdrücken muss«, erwiderte Bill. »Aber reden wir nicht über mein armseliges Leben. Was brauchst du, Harry?«
»Wie ich hörte, habt ihr bei euch in der National Oceanic and Atmospheric Administration ziemlich tolle Computer.«
»Die haben wir«, gestand Bill ein. »Wir arbeiten mit Wettermodellen, damit du
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