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Andromeda

Andromeda

Titel: Andromeda Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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bestimmten Reihenfolge und auf ganz bestimmte Art ablaufen. Geschah das nicht, regte er sich auf.
    Da die anderen im op das wußten, blickten sie besorgt zur Zuschauergalerie empor, als dort Leavitt auftauchte. Leavitt schaltete das Sprechgerät ein, das den Zuschauerraum oben mit dem op unten verband, und sagte: »Hallo, Mark.« Hall hatte den Patienten gerade – bis auf den Unterbauch – mit sterilen grünen Tüchern abgedeckt. Überrascht hob er den Kopf. »Hallo, Peter.«
    »Entschuldigen Sie die Störung, aber es handelt sich um eine sehr dringende Sache«, sagte Leavitt.
    »Muß warten«, erwiderte Hall. »Ich beginne gerade zu operieren.«
    Er war mit der Versorgung fertig und rief nach dem Hautskalpell. Schon tastete er das Abdomen nach Anhaltspunkten für die Lage des Einschnitts ab.
    »Die Sache kann nicht warten«, sagte Leavitt.
    Hall hielt inne. Er legte das Skalpell hin und schaute nach oben. Eine ganze Weile blieb es still. »Wie zum Teufel meinen Sie das – die Sache kann nicht warten?«
    Leavitt blieb ruhig. »Sie werden abbrechen müssen. Es ist wirklich dringend.«
    »Hören Sie, Peter, ich habe hier einen Patienten zur Operation liegen. In Narkose. Ich kann doch nicht einfach …«
    »Kelly wird das für Sie übernehmen.« Kelly war einer seiner Mitarbeiter.
    »Kelly?«
    »Er bereitet sich schon vor«, sagte Leavitt. »Es ist alles arrangiert. Ich erwarte Sie in Ihrem Umkleideraum – in ungefähr dreißig Sekunden.« Damit entfernte er sich.
    Hall funkelte alle Anwesenden der Reihe nach wütend an. Keiner regte sich, niemand sagte ein Wort. Dann streifte er seine Handschuhe ab und stampfte mit einem lauten Fluch aus dem Operationssaal.
     
    Hall betrachtete seine Verbindung zum Unternehmen Wildfire bestenfalls als nebensächlich. Im Jahre 1966 war Leavitt, der Chef der Bakteriologie im Krankenhaus, an ihn herangetreten und hatte ihm in großen Zügen den Zweck des Projekts erklärt. Hall hatte das alles recht amüsant gefunden und sich bereiterklärt, in dem Team mitzuwirken, falls seine Dienste jemals gebraucht werden sollten. Insgeheim war er davon überzeugt, daß doch niemals etwas aus Wildfire werden würde.
    Leavitt hatte Hall angeboten, ihn die Akten über Wildfire lesen zu lassen und über das Projekt auf dem laufenden zu halten. Zuerst hatte Hall die Akten höflich entgegengenommen, aber bald wurde es klar, daß er sich nicht die Mühe machte, sie zu lesen. Deshalb hatte Leavitt ihm später keine Unterlagen mehr gegeben. Das konnte Hall nur recht sein. Er hatte es ohnehin nicht gern, wenn sein Schreibtisch voller Papier lag.
    Vor einem Jahr hatte ihn Leavitt gefragt, ob er sich denn nicht für etwas interessiere, bei dem er freiwillig mitmache – eine Sache, die sich in Zukunft leicht als gefährlich erweisen könne.
    »Nein«, hatte Hall rundweg geantwortet. Als Hall nun im Arztraum stand, bedauerte er die Ablehnung. Der Arztraum war klein, fensterlos und ringsherum mit Einbauschränken versehen. In der Mitte des Raumes stand eine große Kaffeemaschine mit einem Stapel Pappbecher daneben. Leavitt goß sich gerade einen Becher voll ein. Sein langes, ernstes Gesicht, das an das eines Jagdhundes erinnerte, wirkte düster.
    »Sicher ist der Kaffee wieder schrecklich«, sagte er. »In einem Krankenhaus bekommt man nirgendwo eine anständige Tasse Kaffee. Ziehen Sie sich rasch um.«
    Hall knurrte: »Würden Sie vielleicht so freundlich sein, mir zuerst …«
    »Nein, ich würde nicht«, unterbrach ihn Leavitt. »Ziehen Sie sich um. Draußen wartet schon ein Wagen, und wir sind ohnehin spät dran. Vielleicht sogar zu spät.«
    Seine mürrische, melodramatische Ausdrucksweise hatte Hall schon immer geärgert.
    Mit lautem Schlürfen probierte Leavitt den Kaffee. »Genau, wie ich’s mir gedacht hatte«, sagte er. »Wie vertragen Sie das Zeug nur? Bitte, machen Sie schnell.«
    Hall schloß seinen Schrank auf und lehnte sich an die offene Tür. Er zog die schwarzen Überschuhe aus Plastik aus, die im op zur Vermeidung statischer Aufladung getragen werden mußten. »Jetzt sagen Sie mir nur noch, das hätte mit diesem verdammten Unternehmen zu tun.«
    »Genau«, antwortete Leavitt. »Und jetzt sputen Sie sich. Der Wagen wartet schon. Er soll uns zum Flughafen bringen, und der Morgenverkehr ist schlimm genug.«
    Hall zog sich rasch um. Im Augenblick konnte er keinen klaren Gedanken fassen. Sein Verstand war wie betäubt. Aus irgendwelchen Gründen hatte er es nie für möglich gehalten, daß

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