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Andromeda

Andromeda

Titel: Andromeda Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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der Arbeit begonnen. Im Augenblick fliegen sie in einem Hubschrauber über Piedmont in Arizona hinweg.«
    »Nie gehört«, sagte Hall.
    »Niemand hat von dem Nest gehört«, sagte Leavitt. »Bis jetzt …«

Piedmont
     
    Am gleichen Morgen um 9.59 Uhr hob ein K-4-Düsenhubschrauber von dem streng geheimen Hangar msh -9 in Vandenberg ab und flog in Richtung Osten, nach Arizona. Die Entscheidung, von einem msh (Maximum Security Hangar) abzuheben, stammte von Major Manchek, der befürchtete, daß die Schutzanzüge Aufmerksamkeit erregen könnten. Im Hubschrauber saßen nämlich drei Männer, der Pilot und zwei Wissenschaftler, und alle drei trugen aufblasbare Anzüge aus Plastik. Darin sahen sie aus wie Marsmenschen oder, wie es einer der Techniker ausdrückte, »wie Ballons von einem Werbeumzug«.
    Als sich der Hubschrauber in den klaren Morgenhimmel erhob, sahen sich die beiden Wissenschaftler an. Der eine war Jeremy Stone, der andere Charles Burton. Beide waren erst vor wenigen Stunden in Vandenberg angekommen – Stone von der Stanford-Universität und Burton von der Baylor-Universität in Houston.
    Der Pathologe Burton war vierundfünfzig, Professor an der Medizinischen Fakultät und Berater des nasa -Zentrums für bemannte Weltraumflüge in Houston. Zuvor hatte er in den Staatlichen Instituten in Bethesda Forschungsaufträge erledigt. Sein Fachgebiet waren die Auswirkungen von Bakterien auf das menschliche Gewebe. Es gehört mit zu den Eigentümlichkeiten in der Entwicklung der Wissenschaften, daß Burton dieses lebenswichtige Gebiet, als er darauf stieß, praktisch unberührt vorfand. Obgleich man seit Henles Hypothese aus dem Jahre 1840 wußte, daß Keime Krankheiten verursachen, war um die Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts immer noch nichts darüber bekannt, warum und auf welche Weise Bakterien Schaden anrichten: Die spezifischen Mechanismen waren noch ganz unerforscht.
    Burton begann, wie so viele andere Zeitgenossen auch, mit Diplococcus pneumoniae, dem Erreger der Lungenentzündung. Vor der Einführung des Penicillins in den vierziger Jahren herrschte großes Interesse an den Pneumokokken. Danach verflüchtigten sich sowohl das Interesse als auch die Mittel für die weitere Forschung. Burton wechselte zum Staphylococcus aureus über, einem weitverbreiteten Erreger von Hautkrankheiten wie »Pickel« und »Beulen«. Als er mit seiner Arbeit begann, lachten ihn seine Forscherkollegen aus; Staphylokokken waren, wie auch die Pneumokokken, äußerst anfällig gegen Penicillin. Man zweifelte daran, daß Burton jemals genug Geld bewilligt bekommen würde, um seine Arbeit fortsetzen zu können.
    Fünf Jahre lang behielten sie recht. Die Mittel waren so knapp, daß Burton sich oft gezwungen sah, bei Stiftungen und Philanthropen betteln zu gehen. Aber er blieb hartnäckig und erforschte mit unendlicher Geduld die Schichten der Zellwand, die im Gewebe des Wirtes eine Reaktion hervorrufen; so trug er zur Entdeckung eines halben Dutzends verschiedener Toxine bei, die von den Bakterien abgesondert werden und Gewebe auflösen, die Infektion verbreiten und rote Blutkörperchen zerstören.
    In den fünfziger Jahren tauchten plötzlich die ersten penicillinresistenten Staphylokokken-Stämme auf. Diese neuen Formen waren virulent und führten zu bizarren Todesfällen, oft herbeigeführt durch Hirnabszesse. Praktisch über Nacht konnte Burton feststellen, daß seinem Werk größte Bedeutung zukam. Dutzende von Laboratorien im ganzen Land gingen zum Studium der Staphylokokken über, die zu einem »brennenden Problem« geworden waren. In einem einzigen Jahr schnellten Burtons Forschungsmittel von 6000 bis auf 300 000 Dollar hoch. Bald darauf wurde er zum Professor der Pathologie ernannt.
    Rückblickend war Burton nicht sonderlich stolz auf seine Leistung. Es war, wie er wußte, ein reiner Glücksfall gewesen, daß er im entscheidenden Augenblick gerade am richtigen Platz die richtige Arbeit tat.
    Und jetzt fragte er sich, wie das nun hier weitergehen sollte – warum er in diesem Augenblick hier im Hubschrauber saß.
    Jeremy Stone saß ihm gegenüber und gab sich redliche Mühe, sich den Abscheu nicht anmerken zu lassen, den Burtons äußere Erscheinung in ihm weckte. Unter dem Plastikanzug trug Burton ein schmutziges buntes Sporthemd mit einem Fleck auf der rechten Brusttasche; seine Hose war schmierig und zerknittert, und selbst sein Haar wirkte auf Stone wirr und unordentlich.
    Er sah zum Fenster hinaus und zwang seine

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