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Andromeda

Andromeda

Titel: Andromeda Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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Krankheit zu überwinden. Sie mußten etwas gemeinsam haben, dieser verschrumpelte alte Mann, der Blut erbrach, und das rosige Baby, das in seinem Bettchen heulte und brüllte.
    Auf den ersten Blick waren die beiden so verschieden, wie es Menschen nur sein können: entgegengesetzte Endpunkte eines ganzen Spektrums ohne jede Ähnlichkeit. Und doch mußte es etwas Gemeinsames geben. Hall brauchte eine halbe Stunde, bis er mit der Untersuchung des Kleinen fertig war. Er sah sich zu dem Eingeständnis gezwungen, daß der Säugling – jedenfalls nach dem Untersuchungsergebnis – vollkommen normal und gesund war. Absolut normal. An ihm war nichts, was man hätte als ungewöhnlich bezeichnen können. Bis auf die Tatsache, daß er irgendwie am Leben geblieben war.
 

JACKSON,PETER
    LABOR-ANALYSE
 
 
TEST HAEMATOKRIT
NORMAL 30-54
TESTWERT 21

Hauptkontrollraum
     
    Stone saß mit Leavitt im Hauptkontrollraum und betrachtete durch die Glasscheibe die Raumkapsel. So eng dieser Kontrollraum auch war, er hatte viel Geld gekostet: zwei Millionen Dollar. Es war der komplizierteste und teuerste Raum im ganzen Wildfire-Labor. Aber er stellte auch die lebenswichtige Voraussetzung für das Funktionieren aller anderen Abteilungen dar.
    Im Hauptkontrollraum sollte die wissenschaftliche Untersuchung der Kapsel eingeleitet werden. Seine Hauptaufgabe bestand darin, Mikroorganismen zu entdecken und zu isolieren. Alles war auf diese Aufgabe abgestellt. Nach der Denkschrift »Analyse von Lebensformen« gab es im Wildfire-Programm drei wichtige Schritte: Entdecken, Beschreiben, unter Kontrolle bringen. Zuerst mußte der Organismus entdeckt werden. Dann mußte man ihn studieren, bis man über ihn Bescheid wußte. Erst dann konnte man nach Wegen suchen, wie man ihn bändigte.
    Der Hauptkontrollraum war darauf eingerichtet, den Organismus aufzufinden.
    Leavitt und Stone saßen nebeneinander vor langen Reihen von Armaturen, Schaltern und Anzeigeskalen. Stone bediente die mechanischen Hände, während sich Leavitt dem Mikroskop widmete. Es war natürlich unmöglich, den Raum zu betreten, in dem sich die Kapsel befand, um sie unmittelbar zu untersuchen. Dafür gab es ferngesteuerte Mikroskope mit Bildschirmen im Kontrollraum.
    Ganz am Anfang hatte man vor der Frage gestanden, ob man sich hier des Fernsehens oder irgendeiner direkten Sichtverbindung bedienen sollte. Fernsehen war billiger und leichter einzurichten; bei Elektronenmikroskopen, Röntgengeräten und anderen Apparaten waren TV-Kontrastverstärker bereits in Gebrauch. Dennoch gelangte die Wildfire-Gruppe zu der Entscheidung, daß ein Fernsehschirm für ihre Zwecke zu ungenau war. Selbst Kameras mit doppelter Bildabtastung, die zweimal so viel Zeilen und damit auch eine wesentlich bessere Bildauflösung als jedes kommerzielle Fernsehen liefert, wären noch unzulänglich gewesen. Zuletzt entschied sich die Gruppe für eine Glasfiberoptik; hierbei wird ein Bild durch ein schlangenartiges Bündel von Glasfibern direkt auf den Betrachter übertragen. Auf diese Weise erlangt man ein klares und scharfes Bild. Stone brachte die Kapsel in die richtige Lage und drückte auf die entsprechenden Knöpfe. Ein schwarzer Kasten senkte sich von der Decke der Kammer herab und begann die Oberfläche der Kapsel abzutasten. Die beiden Männer beobachteten die Sichtschirme.
    »Beginnen wir mit fünffacher Vergrößerung«, sagte Stone. Leavitt stellte das Gerät ein. Sie beobachteten, wie sich der Abtaster automatisch um die Kapsel herum bewegte und sich dabei scharf auf die Metalloberfläche einstellte. Sie warteten eine komplette Abtastung ab, dann gingen sie zu zwanzigfacher Vergrößerung über. Diesmal dauerte das vollständige Abtasten wesentlich länger, weil ja auch der Bildausschnitt jeweils viel kleiner war. Sie sahen immer noch nichts auf der Oberfläche – keine Löcher, keine Dellen, nichts, was nach einem kleinen Lebewesen ausgesehen hätte. »Gehen wir auf einhundert«, sagte Stone. Leavitt stellte das Gerät neu ein und lehnte sich zurück. Sie wußten, daß sie eine lange und zermürbende Suche vor sich hatten, bei der wahrscheinlich nichts herauskam. Dann war noch das Innere der Kapsel zu untersuchen; vielleicht fand sich dort etwas. Vielleicht auch nicht. So oder so aber mußten sie Proben entnehmen, ausplatten und auf Nährböden auftragen. Leavitt nahm den Blick vom Bildbetrachter und warf einen Blick in die Isolierkammer. Der Sucher hing an einem komplizierten Gewirr von Kabeln und

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