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Andromeda

Andromeda

Titel: Andromeda Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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richtete sich schließlich in einem der Anzüge auf. Er kam sich wie ein Riesenreptil vor, das schwerfällig hin und her kriecht; die Verbindung schleppte er wie einen langen Schweif hinter sich her. Nach einigen Sekunden hörte er ein Zischen. Sein Schutzanzug wurde hermetisch abgeschlossen. Dann zischte es noch einmal, und die Luft um ihn wurde kühl. Die gesonderte Zuleitung hatte sich geöffnet.
    Die Assistentin reichte ihm die Instrumente zu. Während sie dem Baby aus einer Kopfvene Blut entnahm, beschäftigte sich Hall mit Peter Jackson.
    Der Mann war alt und bleich – Anämie. Außerdem sehr hager. Halls erster Gedanke war: Krebs. Dann sagte er sich: Tuberkulose, Alkoholismus oder irgendein anderes chronisches Leiden. Was die Bewußtlosigkeit betraf, ging Hall in Gedanken alle Möglichkeiten durch, von Epilepsie bis zum hypoglykämischen Schock oder Schlaganfall. Später sagte Hall, er sei sich ziemlich albern vorgekommen, als ihm der Computer einen differenzierten Gesamtstatus lieferte, der auch schon die wahrscheinliche Diagnose enthielt. Er wußte eben damals noch nichts von den weitreichenden Möglichkeiten des Computers und der Zuverlässigkeit des MEDCOM-Programms.
    Hall prüfte Jacksons Blutdruck. Der war niedrig: 85 zu 50. Die Pulsfrequenz mit 110 ziemlich hoch. Temperatur 37,1 Grad. Atmung 30, tief.
    Er begann seine systematische Untersuchung beim Kopf und arbeitete sich Stück für Stück vor. Als er einen Druckschmerz verursachte – am Nerv unter dem Oberaugenhöhlenloch, dicht unterhalb der Augenbraue –, verzog der Mann das Gesicht und machte eine Bewegung mit dem Arm, als wolle er Hall wegschieben.
    Vielleicht war er gar nicht bewußtlos. Vielleicht war das nur eine Art Stupor. Hall schüttelte ihn. »Mr. Jackson! Mr. Jackson!«
    Der Mann reagierte nicht. Dann schien er ganz allmählich zum Leben zu erwachen. Hall schrie ihm seinen Namen ins Ohr und schüttelte ihn heftiger.
    Peter Jackson öffnete die Augen, aber nur für einen kurzen Augenblick, und murmelte: »Gehen – Sie – weg!« Hall schüttelte ihn nochmals, aber Jacksons Körper wurde wieder vollkommen schlaff. Er glitt in seinen komatösen Zustand zurück.
    Da gab Hall es auf und befaßte sich wieder mit der Untersuchung. Die Lungen waren sauber, das Herz schien normal zu schlagen. Das Abdomen wies eine gewisse Spannung auf.
    Jackson rülpste einmal kräftig und schied dabei ein wenig blutigen Speichel aus. Rasch machte Hall eine Basolytprobe – positiv, also wirklich Blut. Er tastete den Enddarm rektal ab und machte eine Stuhluntersuchung – ebenfalls Blut. Jetzt wandte er sich wieder seiner Assistentin zu. Sie war mit den Blutentnahmen fertig und schob die Röhrchen mit den Proben gerade in das Analysegerät des Computers in der Ecke.
    »Blutungen im Magen-Darm-Trakt«, sagte Hall. »Wann werden wir die Ergebnisse haben?«
    Sie deutete auf einen Fernsehschirm in der Nähe der Decke. »Da erscheinen die Laborberichte, sobald sie Vorliegen. Sie werden auch auf das Pult drüben im andern Raum übertragen. Die leichten, schnellen Ergebnisse kommen zuerst. Der Hämatokrit-Wert müßte in zwei Minuten da sein.« Hall wartete. Der Schirm leuchtete auf. Dann erschienen nacheinander die Buchstaben:
    »Also die Hälfte vom Normalwert«, stellte Hall fest. Er setzte Jackson eine Sauerstoffmaske auf, befestigte die Bänder und sagte: »Wir brauchen mindestens vier Einheiten. Dazu zweimal Plasma.«
    »Ich werde sie anfordern.«
    »Und zwar so rasch wie möglich.«
    Sie telefonierte mit der Blutbank im Stockwerk II und bat, die Bestellung beschleunigt auszuführen. Inzwischen wandte sich Hall dem Kind zu.
     
STEROIDE
     
    ALDOST
    17-HYDROXYCORT 17-KETOSTER
    ACTH
     
    VITAM
    A
    B-KOMPL
    C
    E
    K

SPEZ GEW
    ph
    EIWEISS
    ZUKK
    KETONE
    ELEKTROLYTE TOTAL STEROIDE TOTAL ANORGAN TOTAL KATECHOLAM
    PORPHYR UROBILINOG
    S-HYDROXINDESS
     
     
     
    S-HYDROXINIDESS
     
    Es war schon lange her, seit er zuletzt ein Kleinkind untersucht hatte; längst hatte er vergessen, wie schwierig das ist. Immer wenn er sich die Augen ansehen wollte, kniff das Kind sie fest zusammen. Wenn er ihm in den Hals sah, schloß es die Lippen. Und wenn er die Herztöne abhorchte, begann der Kleine zu brüllen und überschrie alle Herztöne. Aber Hall ließ sich nicht beirren; er erinnerte sich an Stones Worte. Diese beiden Menschen hier mochten noch so verschieden sein, sie waren immerhin die einzigen Überlebenden aus Piedmont. Irgendwie war es ihnen gelungen, die tödliche

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