Andromeda
menschlichen Leiden, aber gleichzeitig sei die Aussicht gering, daß ein bestimmtes Bakterium dem Menschen gefährlich werden könnte. Das liege an dem sehr komplexen Prozeß der Anpassung des Menschen an die Bakterien. Burton hatte festgestellt: »Die meisten Bakterien sind einfach nicht in der Lage, so lange in einem Menschen zu leben, daß sie ihn schädigen können. Die Lebensbedingungen für sie sind aus diesem oder jenem Grund ungünstig. Der Körper ist zu warm oder zu kalt, zu sauer oder zu alkalisch, er enthält zu viel Sauerstoff oder zu wenig. Für die meisten Bakterien ist der menschliche Körper eine ebenso unwirtliche Umgebung wie die Antarktis.«
Das aber bedeutete, daß die Gefahr der Schädigung durch eine Mikrobe aus dem Weltraum für den Menschen nur recht gering zu veranschlagen war. Dieser Meinung hatten zwar alle Wildfire-Mitarbeiter zugestimmt, trotzdem aber auf dem Bau des Wildfire-Labors bestanden. Auch Burton war dieser Ansicht gewesen; nun aber hatte er das Gefühl, daß seine Prophezeiung auf eigentümliche Weise wahrgeworden war.
Dieser Erreger, mit dem sie es hier zu tun hatten, konnte einwandfrei Menschen töten. Er war jedoch nicht eigentlich an den Menschen angepaßt, denn er wirkte zwar tödlich, starb aber gleichzeitig selbst in dem befallenen Organismus ab. Eine Übertragung von einer Leiche zur andern fand nicht statt. Der Keim existierte für ein paar Sekunden in seinem Wirt; dann starb er zusammen mit ihm. Rein verstandesmäßig war das sehr beruhigend. In der Praxis aber galt es, den Erreger zu isolieren, ihn zu erforschen und ein Gegenmittel zu finden.
Burton wußte bereits einiges über die Art der Übertragung und den Ablauf des Todes: Das Blut gerann. Blieb die Frage zu klären: Wie gelangt dieser Organismus in den menschlichen Körper?
Aufgrund der Übertragung durch die Luft erschien ein Befall von Lungen oder Haut als wahrscheinlich. Vielleicht konnte sich der Organismus durch die Hautschichten hindurchbohren. Oder er wurde eingeatmet. Vielleicht auch beides.
Wie sollte man das feststellen?
Burton überlegte, ob er ein Versuchstier mit einem Schutzanzug versehen sollte, der nur die Atemöffnung freiließ. Das war zwar durchführbar, würde aber sehr viel Zeit in Anspruch nehmen. Er setzte sich hin und grübelte eine Stunde lang über diesem Problem. Dann fiel ihm plötzlich eine viel einfachere Methode ein. Er wußte, daß der fremde Organismus durch Gerinnung des Blutes tötete. Die Gerinnung würde höchstwahrscheinlich an dem Punkt beginnen, an dem der Organismus in den Körper eindrang. War es die Haut, mußte der Gerinnungsprozeß unter der Hautoberfläche einsetzen. Waren es die Lungen, würde er dort beginnen und sich strahlenförmig vom ersten Herd ausbreiten.
Das ließ sich durch Versuche klären. Er konnte radioaktiv gemachte Blutproteine verwenden und seine Versuchstiere mit Zählrohren beobachten, um festzustellen, an welcher Stelle die Gerinnung begann.
Für diesen Versuch wählte Burton einen Rhesusaffen aus, weil dessen Anatomie der des Menschen ähnlicher war als bei einer Ratte. Er injizierte dem Affen die radioaktive Kontrollsubstanz, ein Magnesium-Isotop, und stellte das Prüfgerät ein. Nachdem sich das Isotop gleichmäßig im Körper verteilt hatte, schnallte er den Affen an und befestigte über ihm das Zählgerät. Nun konnte es losgehen.
Das Prüfgerät würde das Ergebnis über den Computer auf einer Reihe von menschenförmigen Schablonen ausdrucken. Er stellte das Wiedergabeprogramm ein und setzte den Affen der mit dem tödlichen Organismus verseuchten Luft aus.
Sofort begann der Computer das Ergebnis herunterzuticken.
-2 -l EXP +1 +2 +3 +4 +5 +6 +7
+8 +9 1.0 1.1 l.2 1.3 1.4 1.5 l.6 1.7
l.8 1.9 2.0 2.1 2.2 2.3 2.4 2.5 2.6 2.7
KEINE VERAENDERUNG.
ENDE PROGRAM
ENDE AUSDRUCK 03.50
2.8 2.9 3.0 3.1
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