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Andromeda

Andromeda

Titel: Andromeda Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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3.2          3.3          3.4          3.5          3.6          3.7
     
    Nach drei Sekunden war alles vorüber. Die graphische Darstellung sagte Burton, was er wissen mußte: Die Gerinnung begann in den Lungen und breitete sich von da aus über den ganzen Körper aus.
    Aber er erfuhr dabei noch etwas anderes. Burton drückte es später so aus: »Ich hatte mir die Frage vorgelegt, ob Tod und Blutgerinnung vielleicht nicht genau zum gleichen Zeitpunkt eintreten. Es kam mir nämlich unwahrscheinlich vor, daß der Tod innerhalb von drei Sekunden eintreten sollte, aber noch weniger zu begreifen war es, daß die gesamte Blutmenge – sechs Liter – in diesem kurzen Zeitraum völlig gerinnen sollte. Ich wollte deshalb wissen, ob sich nicht irgendwo ein einzelner, entscheidender Blutklumpen bildete – zum Beispiel im Hirn –, während sich die Gerinnung im übrigen Körper möglicherweise langsamer vollzog.« Schon in diesem frühen Stadium der Untersuchung dachte Burton also ans Hirn. Rückblickend kann man nur bedauern, daß er dieses Problem nicht bis zum logischen Ende verfolgte. Das Computerergebnis hinderte ihn daran: Es besagte nämlich, daß die Gerinnung in den Lungen begann und sich eine bis zwei Sekunden später über die Halsschlagadern bis ins Hirn fortpflanzte. Deshalb interessierte sich Burton nicht weiter für das Hirn. Sein Fehler wurde durch das nächste Experiment noch schwerwiegender.
     
    Es war ein einfacher Test, der vom Wildfire-Programm eigentlich nicht vorgeschrieben war. Burton wußte, daß der Tod gleichzeitig mit der Blutgerinnung eintrat. Konnte man dem Tod vorbeugen, wenn man die Gerinnung verhinderte?
    Er nahm mehrere Ratten und injizierte ihnen Heparin, eine gerinnungshemmende Substanz. Heparin ist ein rasch wirkendes Medikament, das in der Medizin vielseitig angewandt wird. Über seine Wirkungsweise weiß man genau Bescheid.
    Burton injizierte das Medikament intravenös in verschieden hohen Dosen, von einer sehr geringen Dosis bis zu einer massiven Überdosis.
    Dann setzte er die Ratten der mit dem tödlichen Organismus verseuchten Luft aus.
    Die erste Ratte mit der niedrigsten Heparin-Dosis ging nach fünf Sekunden ein. Die anderen folgten innerhalb einer Minute. Nur die Ratte, die eine große Überdosis erhalten hatte, lebte fast drei Minuten. Aber dann starb auch sie. Das Ergebnis deprimierte Burton. Der Tod konnte zwar hinausgezögert, nicht aber verhindert werden. Die Methode der symptomatischen Behandlung war also nicht anwendbar.
    Er legte die toten Ratten beiseite. Dann beging er seinen entscheidenden Fehler.
    Burton unterließ es, die mit dem gerinnungshemmenden Mittel behandelten Ratten zu sezieren! Statt dessen wandte er seine Aufmerksamkeit den Versuchstieren zu, die zuerst einem Kontakt mit der Raumkapsel ausgesetzt waren – der schwarzen Norwegerin und dem ersten Rhesusaffen. An diesen Tieren führte er eine vollständige Autopsie aus; die Heparin-Ratten jedoch ließ er beiseite. Achtundvierzig Stunden mußten vergehen, bis er seinen Fehler erkannte.
     
    Bei den Autopsien arbeitete er langsam, sorgfältig und gut. Immer wieder sagte er sich, daß er nichts übersehen durfte. Er entnahm der Ratte und dem Affen die inneren Organe, untersuchte sie und entnahm von allem Proben für das Licht- und das Elektronenmikroskop.
    Die Untersuchung ergab genau das, was er erwartet hatte: Die Tiere waren an einer völligen intravaskulären Koagulation eingegangen. Arterien, Herz, Lungen, Nieren, Leber und Milz – alle bluthaltigen Organe – waren steinhart verfestigt.
    Dann trug er die Gewebsproben zur anderen Seite des Labors, um Gefrierschnittpräparate für die mikroskopische Untersuchung herzustellen. Sobald seine Assistentin ein Präparat fertig hatte, legte er es unters Mikroskop, untersuchte es und machte Aufnahmen.
    Die Gewebsproben waren normal. Abgesehen von dem geronnenen Blut war an ihnen nichts Ungewöhnliches festzustellen. Er wußte, daß diese Präparate jetzt ins Mikroskopie-Labor geschickt wurden, wo eine andere Assistentin Einfärbungen mit Hämatoxylin-Eosin, Schiffschem Reagens für Pilzfärbungen und Zenker-Formalin anfertigen würde. Nervengewebe wurde nach Nissl und mit Cajal-Gold gefärbt. Alles in allem würde das weitere zwölf bis fünfzehn Stunden dauern. Er konnte natürlich hoffen, daß den eingefärbten Schnitten mehr zu entnehmen war, aber diese Hoffnung schien ihm durch nichts begründet. Auch die

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