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Andromeda

Andromeda

Titel: Andromeda Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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Aussichten der elektronenoptischen Untersuchung beurteilte er skeptisch. Das Elektronenmikroskop ist gewiß ein wertvolles Hilfsmittel; aber manchmal macht es alles nur noch schwieriger und nicht einfacher. Man kann damit gewaltige Vergrößerungen und eine unglaubliche Schärfe erreichen – wenn man weiß, nach welchem Detail man zu suchen hat. Zum Beobachten einer Einzelzelle oder auch des Teils einer Zelle ist es großartig geeignet. Doch vorher muß man wissen, welche Zelle es zu untersuchen gilt. Ein menschlicher Körper aber enthält Milliarden von Zellen.
    Nach zehn Stunden Arbeit lehnte Burton sich zurück und überlegte, was er herausgebracht hatte. Seine Ergebnisse faßte er wie folgt zusammen:
     
    l. Der tödliche Erreger hat etwa die Größe von l Mikron. Es kann sich daher weder um ein Gas noch um ein Molekül handeln, auch nicht um ein großes Protein oder ein Virus. Der Erreger hat Zellgröße; es könnte sich tatsächlich um eine Zelle handeln.
    2. Der tödliche Erreger wird durch die Luft übertragen. Tote Organismen sind nicht ansteckend.
    3. Der tödliche Erreger wird vom Opfer eingeatmet und gelangt in die Lungen. Von da aus wechselt er vermutlich in den Blutkreislauf über und löst die Gerinnung aus.
    4. Der tödliche Erreger führt zum Tod durch Blutgerinnung. Dieser tritt innerhalb von Sekunden ein, und zwar gleichzeitig mit dem völligen Gerinnen des Blutes in sämtlichen Gefäßen des ganzen Körpers.
    5. Gerinnungshemmende Mittel halten diesen Prozeß nicht auf.
    6. Von weiteren pathologischen Anomalitäten beim sterbenden Tier wurde nichts bekannt.
     
    Burton betrachtete seine Liste und schüttelte den Kopf. Es mochte sein, daß gerinnungshemmende Mittel nichts halfen. Aber die Tatsache blieb bestehen, daß es irgend etwas gab, das diesen Prozeß aufhielt. Es gab eine Möglichkeit, das zu erreichen. Das wußte er genau. Zwei Menschen waren schließlich am Leben geblieben.

Genesung
     
    Um 11.47 Uhr beugte sich Mark Hall über den Bildschirm des Computers und las das Ergebnis der Labortests für Peter Jackson und den Kleinen ab. Der Computer gab die Resultate in der Reihenfolge durch, wie sie aus den vollautomatischen Labors eingingen. Inzwischen war fast alles angekommen.
    Bei dem Kind war, wie Hall feststellen mußte, alles normal. Der Computer drückte es knapp und präzise aus:
     

BETRIFFT KIND -

ALLE LABORWERTE NORMAL
     
    Bei Peter Jackson lag der Fall jedoch ganz anders. Seine Tests wichen in mehreren Punkten von der Norm ab.
     
    BETRIFFT JACKSON,PETER
    LABORWERTE SOWEIT NICHT NORMAL
     
TEST HAEMATOKRIT
NORMAL 30-54
TESTWRTE
    21 BEGINN
    25 WIEDERHOLG
    29 WIEDERHOLG
    33 WIEDERHOLG
    37 WIEDERHOLG
HARNST STICKST
     
    ZAHL RETIKULOZ
10-20
     
    1
50
     
    6
     
    IM BLUTAUSSTRICH VIELE UNREIFE ERYTHROZYTENFORMEN
     
TEST
     
    PROTHROMB ZEIT
     
    BLUT PH
     
    SER GLUT OX TR
     
    BSG
     
    AMYLASE
NORMAL
     
    12
     
    7.40
     
    40
     
    9
     
    70-200
TESTWERTE
     
    12
     
    7.31
     
    75
     
    29
     
    450
     
     
    Einige dieser Ergebnisse waren durchaus verständlich, andere gar nicht. Der Hämatokrit-Wert beispielsweise war gestiegen, da Jackson Transfusionen von Vollblut und komprimierten roten Blutkörperchen erhalten hatte. Der Harnstoff-Stickstoffwert des Blutes, der auf die Nierenfunktion hinweist, war leicht erhöht; das lag vermutlich an der verminderten Blutzirkulation.
    Andere Ergebnisse der Analyse entsprachen dem Blutverlust. Die Zahl der Retikulozythen betrug 6 auf 100 anstatt l – Jackson war schon seit einiger Zeit anämisch. Das Vorhandensein unreifer Formen bei den roten Blutkörperchen bedeutete, daß sich sein Körper bemühte, den Blutverlust zu ersetzen: Er brachte junge, noch unfertige Blutkörperchen in Umlauf.
    Die Prothrombin-Zeit gab an, daß Jackson zwar unter Blutungen im Magen-Darm-Trakt litt, jedoch kein Bluter war:
    Sein Blut gerann völlig normal.
    Die Blutsenkungsgeschwindigkeit und der Serum-Glutamat-Oxalacetat-Transaminase-Wert waren Anzeichen für Gewebezerstörungen: Irgendwo in Jacksons Körper starb laufend Gewebe ab.
    Und der pH-Wert des Blutes stellte ein Rätsel dar: Mit 7,31 war das Blut zu sauer, auch wenn es sich nicht um einen extremen Wert handelte. Diesen Umstand konnte sich Hall nicht erklären. Der Computer übrigens auch nicht.
     

BETRIFFT JACKSON,PETER

WAHRSCHEINLICHE DIAGNOSEN
    l. AKUTER UND CHRONISCHER BLUTVERLUST AUSGEHEND VON MAGEN-DARM-KANAL .884
    SONST KEINE STATISTISCH SIGNIFIKANTEN URSACHEN
    2. AZIDOSE
    UNGEKLAERTER

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