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Andromeda

Andromeda

Titel: Andromeda Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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Blut reingepumpt.« Er deutete mit einer Kopfbewegung auf die Infusionsleitungen. »Letztes Jahr in Phoenix, und im Jahr davor in Tucson. Aber in Tucson war’s wirklich nett. Sehr nett. Niedliche kleine Krankenschwester und so.« Plötzlich brach er ab. »Wie alt sind Sie eigentlich, mein Junge? Für einen Arzt kommen Sie mir zu jung vor.«
    »Ich bin Chirurg«, sagte Hall.
    »Chirurg! Kommt nicht in die Tüte! Dazu wollten die mich dauernd überreden, und ich hab’ ihnen immer wieder gesagt: Nichts da, kommt überhaupt nicht in Frage. Wirklich nicht. Ich laß’ mir nichts rausnehmen.«
    »Sie haben also seit zwei Jahren ein Magengeschwür?«
    »Bißchen länger schon. Hat aus heiterm Himmel angefangen. Vorher, noch bevor das mit den Schmerzen und dem Bluten losging, hatte ich allerdings schon ‘n bißchen Sodbrennen.«
    Zwei Jahre mindestens also, dachte Hall. Bestimmt ein Magengeschwür und kein Krebs. »Und Sie sind ins Krankenhaus gegangen?«
    »Ja. Die haben mich wieder in Schuß gebracht. Und mich vor scharfen Sachen, Schnaps und Zigaretten gewarnt. Ich hab’s wirklich versucht, mein Junge. Ganz ehrlich. Aber ‘s war zwecklos. Man gewöhnt sich eben an die kleinen Freuden im Leben.«
    »Und ein Jahr später waren Sie wieder im Krankenhaus.«
    »Ja. Das war ein Riesending in Phoenix. Der blöde George und meine Schwester haben mich jeden Tag besucht. Wissen Sie, er ist einer von den ganz Superschlauen. Rechtsanwalt. Großes Maul, aber weniger Verstand dahinter als bei ‘ner Heuschrecke.«
    »Und in Phoenix wollte man Sie operieren?«
    »Na klar. Will Sie nicht kränken, mein Junge, aber wenn man ‘nem Doktor die Chance gibt, will er doch immer gleich an einem rumschneiden. So denken die nun mal. Aber ich hab’ ihnen gesagt, mein alter Magen hat’s bisher mitgemacht, da wird er’s auch noch das letzte Stückchen Weg tun.«
    »Wann wurden Sie denn aus dem Krankenhaus entlassen?«
    »Das muß irgendwann Anfang August gewesen sein. So ungefähr in der ersten Augustwoche.«
    »Und wann haben Sie wieder angefangen zu rauchen, zu trinken und schädliche Sachen zu essen?«
    »Halten Sie mir keinen Vortrag, mein Junge«, sagte Jackson. »Ich bin inzwischen neunundsechzig Jahre alt geworden und hab’ mein Leben lang die falschen Sachen gegessen und das getan, was ich nicht soll. Ich mag’s nun mal so, und wenn ich das nicht mehr darf, dann soll mich eben der Teufel holen.«
    »Aber Sie müssen doch Schmerzen gehabt haben«, sagte Hall stirnrunzelnd.
    »Na klar, manchmal schon. Besonders dann, wenn ich nichts gegessen habe. Aber dagegen hab’ ich ein Mittel gefunden.«
    »So?«
    »Klar. Im Krankenhaus haben sie mich mit Milchbrei gefüttert und verlangt, daß ich damit weitermachen soll. Hundertmal am Tag, immer nur’n kleinen Happen. So’n milchigen Brei. Hat wie Kalk geschmeckt, das Zeug. Aber ich hab’ was Besseres gefunden.«
    »Was denn?«
    »Aspirin«, sagte Jackson.
    »Aspirin?«
    »Ja. Hilft wirklich prima.«
    »Wieviel Aspirin haben Sie denn genommen?«
    »Ziemlich viel, jedenfalls zuletzt. Eine Flasche am Tag. Sie kennen doch die Flaschen, in denen man das Zeug kriegt?« Hall nickte. Kein Wunder, daß dieser Mann übersäuert war. Aspirin ist Azetylsalizylsäure, und wenn man es in ausreichender Menge nimmt, muß es zu einer Übersäuerung führen. Außerdem ist Aspirin ein Reizmittel für den Magen und kann Blutungen begünstigen.
    »Hat Ihnen denn niemand gesagt, daß durch Aspirin das Bluten nur noch schlimmer wird?« fragte er.
    »Klar hat man mir das gesagt«, antwortete Jackson. »Aber mir war’s egal. Wissen Sie, die Schmerzen haben dann wenigstens aufgehört. Das, und’n bißchen Saft dazu.«
    »Saft?«
    »Fusel. Sie wissen schon.«
    Hall schüttelte den Kopf. Er verstand nicht ganz.
    »Na, Sterno. Pink Lady. Man nimmt das Zeug, tut es in ein Tuch, quetscht es aus …«
    Hall seufzte. »Sie haben also Sterno getrunken.«
    »Ja, aber nur dann, wenn ich mal nichts anderes kriegen konnte. Aspirin und Fusel, damit kriegt man die Schmerzen wirklich weg.«
    »Sterno ist aber nicht nur Alkohol. Es enthält auch Methylalkohol.«
    »Der schadet doch nicht, oder?« fragte Jackson und wirkte plötzlich besorgt.
    »Aber natürlich ist der schädlich. Man kann davon erblinden, man kann davon sogar sterben.«
    »Ach, zum Teufel! Ich hab’ mich danach wohler gefühlt, also hab’ ich’s genommen«, sagte Jackson.
    »Hatte Aspirin und Fusel zusammen denn keine anderen Auswirkungen? Zum Beispiel auf

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