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Andromeda

Andromeda

Titel: Andromeda Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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Gefühl griff Manchek nach dem Hörer. »Hier Major Manchek.«
    »Major, hier spricht Oberst Burns von der Abteilung Acht.« Abteilung Acht war für sämtliche Überprüfungen und Kontrollen im Stützpunkt zuständig. Alle Mitarbeiter hatten sich bei der Abteilung Acht an- und abzumelden, alle Telefongespräche wurden über diese Abteilung geleitet.
    »Ja, Oberst?«
    »Major, wir haben Anweisung, Sie von gewissen Fällen in Kenntnis zu setzen.« Der Oberst wußte, daß er sich über die normale, ungesicherte Leitung vorsichtig ausdrücken mußte. »Ich möchte Sie über einen rtm- Absturz informieren, der sich vor zweiundvierzig Minuten in Big Head im Bundesstaat Utah ereignet hat.«
    rtm bedeutet »Routine Training Mission«. Warum wurde er von einem Flugzeugabsturz unterrichtet, der sich bei einem routinemäßigen Übungsflug ereignet hatte? Das ging ihn doch kaum etwas an. »Worum handelt es sich?«
    »Ein Phantom Jäger. Auf dem Weg von San Francisco nach Topeka.«
    »Ich verstehe«, sagte Manchek, obgleich er überhaupt nichts verstand.
    »Sir, Goddard hat mich beauftragt, Sie zu benachrichtigen, daß Sie zu der Untersuchungskommission gehören.«
    »Goddard? Warum denn Goddard?« Manchek saß da und starrte ein paar Sekunden lang geistesabwesend auf die vor ihm liegende Überschrift neue berlinkrise befürchtet; er dachte zuerst, der Oberst habe Lewis Goddard gemeint, den Chef der Code-Abteilung von Vandenberg. Dann ging ihm plötzlich auf, daß Oberst Burns das Goddard-Raumflugzentrum bei Washington meinte. Es hatte unter anderem die Aufgabe, die Koordinierung gewisser Projekte zu übernehmen, die in den Grenzbereich zwischen den Zuständigkeiten des Raumfahrtzentrums Houston und den Regierungsstellen in Washington fielen.
    Oberst Burns fuhr fort: »Sir, die Phantom kam vierzig Minuten nach dem Start in San Francisco von der vorgeschriebenen Flugroute ab und überquerte die Zone wf.«
    Manchek spürte, wie seine Reaktionen langsamer wurden. Eine seltsame Art von Schläfrigkeit befiel ihn. »Zone wf?«
    » Richtig, Sir.«
    »Wann?«
    »Zwanzig Minuten vor dem Absturz.«
    »In welcher Höhe?«
    »Siebentausenddreihundert Meter.«
    »Wann bricht die Untersuchungskommission auf?«
    »In einer halben Stunde, Sir. Vom Stützpunkt aus.«
    »In Ordnung«, sagte Manchek. »Ich komme.« Er legte auf und starrte das Telefon schläfrig an. Er war so müde, daß er am liebsten zu Bett gegangen wäre. Zone wf – Wildfire –, das war die Bezeichnung für das Sperrgebiet rings um Piedmont in Arizona.
    Sie hätten die Bombe doch werfen sollen, dachte er. Sie hätten es schon vor zwei Tagen tun sollen. Manchek hatte von der Entscheidung, die Direktive 7-12 aufzuschieben, mit großer Unruhe Kenntnis genommen. Aber offiziell konnte er sich dazu nicht äußern, und er hatte vergeblich gehofft, daß das Wildfire-Team, das inzwischen in dem unterirdischen Labor arbeitete, in Washington protestieren werde. Er wußte, daß Wildfire unterrichtet worden war. Er hatte selbst das Fernschreiben gesehen, das an alle eingeweihten Stellen hinausgegangen war. Es ließ an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig.
    Doch aus irgendeinem Grunde hatte Wildfire nicht protestiert. Das Labor hatte sich überhaupt nicht dazu geäußert. Sehr sonderbar …
    Und nun dieser Absturz … Manchek zündete sich seine Pfeife an und überlegte, was geschehen sein konnte. Alles sprach dafür, daß so ein grüner Junge von Flugschüler mit offenen Augen geschlafen hatte, von seinem Kurs abgekommen war und dann aus lauter Panik die Herrschaft über seine Maschine verloren hatte. Das war schon hundertemale vorgekommen. Die Untersuchungskommission, die an der Absturzstelle die Trümmer untersuchte, gelangte meistens zu dem Urteil »Ungeklärtes technisches Versagen«. Dieser verschwommene Ausdruck bedeutete, daß man nicht wußte, warum die Maschine abgestürzt war; es wurde kein Unterschied zwischen menschlichem Versagen und einem technischen Defekt gemacht, aber es war bekannt, daß der Fehler meistens beim Piloten lag. Man kann es sich einfach nicht leisten, mit offenen Augen zu träumen, wenn man ein so kompliziertes Gebilde wie einen modernen Düsenjäger mit zweieinhalb Mach durch die Gegend fliegt. Die Statistiken beweisen es: Nur in neun Prozent aller Flüge startete der Pilot unmittelbar nach einem Urlaub oder einem freien Wochenende – aber auf diese Flüge entfielen siebenundzwanzig Prozent der Unfälle!
    Mancheks Pfeife war kalt geworden. Er stand auf,

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