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Andromeda

Andromeda

Titel: Andromeda Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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fertige Ergebnis vorlag. Dann legte er sich schlafen.
     
    In einem anderen Raum führte Leavitt sehr behutsam ganz ähnliche Splitterchen in ein anderes Gerät ein – in den Aminosäuren-Analysator. Dabei lächelte er leise vor sich hin; er mußte daran denken, wie es war, als es die automatische Aminosäuren-Analyse noch nicht gegeben hatte. Anfang der fünfziger Jahre konnte die Analyse der in einem Protein vorhandenen Aminosäuren Wochen oder gar Monate dauern. Manchmal nahm sie sogar Jahre in Anspruch. Jetzt dauerte das alles nur noch Stunden – schlimmstenfalls einen Tag –, und das Ganze lief vollautomatisch ab. Aminosäuren sind die Bausteine der Proteine. Es gibt vierundzwanzig bekannte Aminosäuren, die jeweils aus einem halben Dutzend Moleküle aus Kohlenstoff, Wasserstoff, Sauerstoff und Stickstoff bestehen. Die verschiedenen Eiweiße entstehen durch eine Aneinanderreihung dieser Aminosäuren, die aneinandergekoppelt werden wie die Wagen eines Güterzugs. Die Anordnung der Aminosäuren in dieser Kette bestimmt, um welches Eiweiß es sich handelt – ob es Insulin, Hämoglobin oder ein Wachstumshormon ist. Alle Proteine bestehen aus denselben Aminosäuren, denselben Güterwagen. Manche Proteine haben mehr Waggons von einer Sorte aufzuweisen, oder diese sind anders angeordnet. Aber das ist auch der einzige Unterschied: Im menschlichen Eiweiß wie im Eiweiß des Flohs existieren dieselben Aminosäuren, dieselben Güterwagen.
    Es hatte ungefähr zwanzig Jahre gedauert, bis man dies wußte.
    Aber wodurch wurde die Anordnung der Aminosäuren in einem Protein bestimmt? Die Antwort auf diese Frage lieferte die Entdeckung, daß die dns – die Desoxyribo-Nuklein-Säure, der Träger des genetischen Codes, die Funktion des Rangiermeisters auf dem Güterbahnhof ausübt.
    Diese fundamentale Tatsache herauszubringen, dauerte noch einmal zwanzig Jahre.
    Wenn aber die Aminosäuren einmal aneinandergekoppelt sind, beginnen sie sich zu winden und zu drehen. Was dabei herauskommt, entspricht viel mehr einer Schlange als einem Güterzug. Die Art der entstehenden Drehung wird von der Anordnung der Aminosäuren bestimmt und ist genau festgelegt: In jedem Protein muß eine ganz bestimmte Form von Spirale vorliegen und keine andere, sonst funktioniert das Ganze nicht. Noch einmal zehn Jahre.
    Wirklich seltsam, dachte Leavitt. Hunderte von Laboratorien, Tausende von Forschern auf der ganzen Welt bemühen sich um die Feststellung so relativ einfacher Tatsachen, und es hatte sie alle Jahre und Jahrzehnte mühevoller Kleinarbeit gekostet.
    Und nun steht da dieses Gerät. Es gibt natürlich nicht die exakte Reihenfolge der Aminosäuren an, aber doch die ungefähre prozentuale Zusammensetzung: soviel Arginin, soviel Cystin und Prolin und Leucin. Und daraus konnte man wiederum eine ganze Menge entnehmen. Und doch gab dieses Gerät nur einen Schuß ins Blaue ab. Es bestand nämlich keinerlei Grund zu der Annahme, daß der Stein oder die grünen Flecken auch nur teilweise aus Proteinen bestanden. Es stimmte schon: Jedes lebende Wesen auf der Erde muß zumindest einige Proteine aufweisen – aber das bedeutet noch lange nicht, daß auch anderswo das Leben genauso beschaffen sein muß.
    Für einen Augenblick versuchte Leavitt sich Leben ohne Eiweiß vorzustellen. Das war fast undenkbar. Auf der Erde sind Proteine unentbehrliche Bestandteile der Zellen, und alle bekannten Enzyme bestehen aus Eiweiß. Ein Leben ohne Enzyme? Gab es das überhaupt? Er erinnerte sich an eine Bemerkung des britischen Biochemikers George Thompson: Er hatte die Enzyme einmal die »Ehevermittler des Lebens« genannt. Das stimmte auch; Enzyme dienen als Katalysatoren für alle chemischen Vorgänge, indem sie für zwei Moleküle eine Fläche schaffen, an der sie aufeinandertreffen und miteinander reagieren können. Es gibt Hunderttausende, vielleicht sogar Millionen von Enzymen, und jedes existiert nur zu dem einzigen Zweck, eine einzige chemische Reaktion zu unterstützen. Ohne Enzyme gibt es keine chemischen Reaktionen. Und ohne chemische Reaktionen gibt es kein Leben. Oder vielleicht doch?
    Das Problem stand schon seit langem im Raum. Schon im ersten Stadium der Planung für das Unternehmen Wildfire war die Frage aufgeworfen worden: Wie untersucht man eine Lebensform, die sich radikal von allen bekannten Formen des Lebens unterscheidet? Woher will man überhaupt wissen, daß es sich um Leben handelt? Das war keineswegs nur eine rein akademische Frage. George

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