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Andromeda

Andromeda

Titel: Andromeda Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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erkennen. »Wir glauben, das ist unser Organismus. Wir haben ihn während des Wachstums beobachtet. Er wird dann purpurn, offenbar im Augenblick der Zellteilung.«
    »Spektrale Verschiebung?«
    »In etwa.«
    »Tausendfach«, sagte Leavitt.
    Den ganzen Schirm nahm jetzt ein einzelner grüner Fleck ein, der in die unregelmäßig geformten Höhlungen des Steins eingelagert war. Hall fiel die Oberfläche des grünen Flecks auf; sie schimmerte glatt, fast ölig. »Halten Sie das für einen einzelnen Bakterienrasen?«
    »Wir sind nicht sicher, ob es sich um einen Rasen im üblichen Sinne handelt«, sagte Stone. »Bis wir von Burtons Experimenten hörten, hielten wir es überhaupt nicht für eine Kolonie. Wir dachten, es könnte vielleicht ein einzelner selbständiger Organismus sein. Aber anscheinend muß die kleinste Einheit die Größe von einem Mikron oder weniger haben; das hier wäre viel zu groß. Deshalb dürfte es wohl eine übergeordnete Struktur sein – vielleicht ein Rasen, eine Kolonie, vielleicht auch etwas anderes.« Vor ihren Augen wurde der Fleck für kurze Zeit purpurrot und gleich wieder grün.
    »Jetzt teilt es sich«, sagte Stone. »Ausgezeichnet.«
    Leavitt schaltete die Kameras ein. »Jetzt sehen Sie einmal genau hin.«
    Der Fleck wurde purpurn und behielt diese Farbe. Er schien sich geringfügig auszudehnen, und dann unterteilte sich die Oberfläche für einen Augenblick wie ein Fliesenfußboden in sechseckige Fragmente. »Haben Sie das gesehen?«
    »Es schien auseinanderzubrechen.«
    »In sechsseitige Figuren.«
    »Ob diese Figuren vielleicht einzelne Einheiten darstellen?« fragte Stone.
    »Ob sie wohl immer eine gleichmäßige geometrische Form haben – oder nur während der Teilung?«
    »Nach der Untersuchung mit dem Elektronenmikroskop werden wir mehr wissen«, sagte Stone und wandte sich an Burton: »Sind Sie mit Ihren Autopsien fertig?«
    »Ja.«
    »Können Sie mit dem Spektrometer umgehen?«
    »Ich denke schon.«
    »Dann übernehmen Sie das. Es arbeitet ohnehin über den Computer. Wir brauchen eine Analyse von Proben des Steins und eine von diesem grünen Organismus.«
    »Besorgen Sie mir ein Stück davon?«
    »Ja.« Stone wandte sich an Leavitt: »Können Sie die Analyse auf Aminosäuren vornehmen?«
    »Ja.«
    »Dann auch darauf die Tests.«
    »Auch eine Fraktionierung?«
    »Ich halte es für richtig. Aber die werden Sie von Hand vornehmen müssen.«
    Leavitt nickte.
    Stone drehte sich wieder zur Isolierkammer um und nahm das Glasgefäß aus dem Lichtmikroskop. Er stellte es daneben unter eine Vorrichtung, die wie ein Miniatur-Schaffott aussah. Es war der Mikromanipulator. Der Mikromanipulator, ein Gerät zur Vornahme äußerst subtiler Operationen an einer einzelnen Zelle, ist in der Biologie noch verhältnismäßig neu: Unter Verwendung sozusagen mikrochirurgischer Methoden kann man beispielsweise den Kern aus einer Zelle entfernen oder einen Teil des Zellplasmas, und zwar so ordentlich und sauber, wie ein Chirurg im großen eine Amputation vornimmt. Das Gerät war so gebaut, daß es die Bewegungen einer Menschenhand maßstabgetreu in winzige, exakte Miniaturbewegungen umsetzte, mit Hilfe einer Reihe von ausgeklügelten Übersetzungen und Servomotoren: Eine Daumenbewegung bewegte ein Messerchen, dessen Schneide nur ein paar Hunderttausendstel eines Zentimeters dick war.
    Mit Hilfe einer sehr starken Lupe kratzte Stone an dem Steinchen herum, bis er zwei winzige Bruchstücke abgelöst hatte. Er legte sie je in ein Glasgefäß und nahm dann zwei Flocken der grünen Fläche ab.
    Das Grün verwandelte sich sofort in Purpurrot und dehnte sich aus.
    »Es mag Sie nicht«, sagte Leavitt lachend.
    Stone runzelte die Stirn. »Interessant. Halten Sie das für eine unspezifische Wachstumsreaktion oder eine trophische Reaktion auf Verletzung und äußeren Reiz?«
    »Ich glaube, es mag das Pieken nicht«, sagte Leavitt.
    »Wir müssen weiter suchen«, sagte Stone.

Absturz
     
    Das Telefongespräch jagte Arthur Manchek einen eisigen Schrecken ein. Es erreichte ihn zu Hause; er hatte sich gerade nach dem Essen mit der Zeitung im Wohnzimmer niedergelassen. Von der Sache in Piedmont war er während der beiden letzten Tage so in Atem gehalten worden, daß er nicht einmal eine Zeitung zu Gesicht bekommen hatte. Als das Telefon klingelte, dachte er zuerst, es sei ein Anruf für seine Frau. Doch einen Augenblick später kam sie herein und sagte: »Es ist für dich. Der Stützpunkt.« Mit einem unguten

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