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Andromeda

Andromeda

Titel: Andromeda Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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ließ die Zeitung zu Boden fallen und ging in die Küche, um seiner Frau mitzuteilen, daß er wieder zum Dienst müsse.
     
    »Das reinste Filmgelände«, sagte jemand beim Anblick der Sandsteinklippen, die leuchtend rot gegen den tiefblauen Himmel abstachen. Und in der Tat waren in diesem Teil des Bundesstaates Utah viele Filme gedreht worden. Manchek hatte jetzt andere Sorgen. Er saß im Fond einer Limousine, die ihn vom Flugplatz in Utah abgeholt hatte. Er dachte über das nach, was er erfahren hatte. Während des Flugs von Vandenberg nach dem südlichen Utah war den Angehörigen der Untersuchungskommission das Tonband mit dem Sprechfunk zwischen der Phantom und der Flugsicherungszentrale in Topeka vorgespielt worden. Das meiste davon war langweilig, bis auf die letzten Augenblicke vor dem Absturz. Der Pilot hatte gemeldet: »Hier stimmt etwas nicht.« Dann, einen Augenblick später: »Der Gummischlauch meiner Luftzufuhr löst sich auf. Muß an der Vibration liegen. Löst sich einfach zu Staub auf.« Damit endete der Sprechverkehr.
    Diese wenigen Worte gingen Manchek nicht aus dem Sinn. Sie klangen ihm in den Ohren nach und wurden mit jeder Minute unheimlicher, erschreckender.
    Er blickte hinaus auf die Sandsteingebilde. Die untergehende Sonne ließ nur noch die obersten Spitzen in fahlem Rot erstrahlen. Die Täler lagen bereits im Schatten. Er sah nach vorn zu dem anderen Wagen, der eine kleine Staubwolke aufwirbelte. Die Kommission war auf die beiden Fahrzeuge aufgeteilt worden. »Ich hab’ mir immer gern die alten Westernfilme angesehen«, sagte jemand. »Die sind alle hier gedreht worden. Eine herrliche Gegend.«
    Manchek runzelte die Stirn. Er staunte immer wieder darüber, wieviel Zeit manche Leute für unwichtige Dinge verschwendeten. Vielleicht war das auch nur eine Art von Flucht, oder eine Angst, der Wirklichkeit ins Auge sehen zu müssen.
    Die Wirklichkeit war bitter genug: Eine Phantom war versehentlich in die Zone wf geraten und ziemlich tief heruntergegangen. Nach sechs Minuten bemerkte der Pilot seinen Irrtum und drehte sofort wieder nach Norden ab. Doch schon über der Zone wf hatte die Maschine nicht mehr richtig funktioniert. Und dann war sie abgestürzt. Er fragte: »Ist Wildfire verständigt?«
    Ein Psychiater mit Bürstenschnitt – alle derartigen Kommissionen haben mindestens einen Psychiater in ihren Reihen – fragte: »Meinen Sie diese Bakterienleute?«
    »Ja.«
    »Die haben’s erfahren«, sagte ein anderer. »Die Mitteilung ging vor einer Stunde über den Verwürfler raus.«
    Dann wird Wildfire sicherlich irgendwie reagieren, dachte Manchek. Diese Meldung können sie doch nicht einfach ignorieren. Es sei denn, sie lesen die eingehenden Fernschreiben nicht … Daran hatte er bisher noch nicht gedacht. Aber möglich war das immerhin: daß sie ihre Fernschreiben gar nicht lasen, weil sie so sehr in ihre Arbeit vertieft waren, daß nichts anderes sie interessierte.
    »Da vorn liegt das Wrack«, rief jemand.
     
    Beim Anblick eines Flugzeugwracks war Manchek jedesmal aufs neue verblüfft. Aus unerfindlichen Gründen konnte er sich nie ganz an die Vorstellung von einem weit verstreuten Trümmerhaufen gewöhnen, von der alles vernichtenden Gewalt, mit der ein so großes Ding aus Metall sich bei einer Geschwindigkeit von mehreren tausend Kilometern in der Stunde in die Erde bohrt. Jedesmal erwartete er einen ordentlichen kleinen Klumpen Metall – aber die Wirklichkeit sah immer ganz anders aus.
    Die Wrackteile des Phantomjägers waren über eine Wüstenfläche von zwei Quadratmeilen verstreut. Als er bei den verglühten Resten der linken Tragfläche stand, konnte er die anderen Männer drüben am Horizont neben der rechten Fläche kaum noch sehen. Wohin er auch blickte, überall lagen verbogene, geschwärzte Metallteile herum, von denen die Farbe abblätterte. Eine Inschrift auf einem Stückchen Metall war noch zu lesen: verbot … Der Rest fehlte. Es war unmöglich, aus den Überresten Schlüsse zu ziehen. Rumpf, Cockpit und Kabinendach waren zu einer Million Fetzen zerschellt. Das Feuer hatte alles deformiert. Als die Sonne unterging, stand er in der Nähe einiger Reste des Leitwerks. Hier strahlte das Metall noch die Hitze des verglimmenden Brandes aus. Halb im Sand vergraben sah er ein Stück Knochen. Er hob es auf und stellte mit Entsetzen fest, daß es ein Menschenknochen war. Das lange, gesplitterte, an einem Ende angekohlte Knochenstück stammte offenbar vom Arm oder vom Schenkel.

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