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Andromeda

Andromeda

Titel: Andromeda Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Sjöberg
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Mauerwerk einfach nach der Seite weg. Der Luftstrahl hatte mich ins Taumeln gebracht, doch noch bevor ich wieder sicher auf den Füßen stand, saugte mich eine unwiderstehliche Kraft in den sich vor mir auftuenden Gang hinein. Der Sog war so stark, daß ich der Länge nach hinstürzte und noch etliche Meter weit über den Boden geschleift wurde.
    Und dann geschah alles auf einmal. Mit fauchendem Knall schloß sich die Tür hinter mir wieder, ich umklammerte noch im Fallen instinktiv die Lampe vor meinem Leib, fiel dennoch direkt auf sie, so daß ich es bedrohlich unter mir knirschen hörte, und dann wurde es stockdunkel und totenstill, und ich nahm den scharfen, beißenden Geruch von Ozon war.
    Die AMÖBE! dachte ich. Mein Licht!
    Ich lag einige Sekunden wie betäubt und ohne mich zu regen. Dann vernahm ich ein leises Knistern, das von weit oben zu mir herabdrang. Es kümmerte mich nicht im Augenblick. Es gab vorerst nichts Wichtigeres als meine Lampe.
    Behutsam drehte ich mich auf die Seite, und eine Zentnerlast fiel von mir. Alles war in Ordnung. Die AMÖBE war bei mir geblieben wie ein getreuer Hund. Mild und friedlich verströmte sie ihr Licht. Fast hätte ich die Flasche liebkost.
    Ich setzte mich vollends auf, keuchte noch vor Schreck und Aufregung und versuchte nachzudenken. Offensichtlich hatte ich eine Alarmschaltung ausgelöst. Und wenn sie so etwas brauchten, dann konnte es auch bei ihnen Havarien geben oder sonstige, nicht voraussehbare Zwischenfälle. Ein wenig beklommen schaute ich nun nochmals auf mein AMÖBEN-Licht hinunter. Das andere wilde Antlitz der AMÖBE kannte ich ja bereits – oder, besser gesagt, eines ihrer anderen –, aber sollte es möglich sein, daß sie auch dort drinnen, in der anscheinend so wohlkontrollierten Wabe, auszubrechen vermochte? Vielleicht in wütenden Strahlungsausbrüchen zerkochte, Röntgengrade erzeugte, die dann tatsächlich lebensgefährlich waren und denen man sich nur durch schleunigste Flucht zu entziehen vermochte? Oder war es wegen des zusammenbrechenden Planeten, wegen der ständigen Beben? Fürchteten sie Gefahr für die Anlage insgesamt? Auch dann wäre selbstverständlich sofortiger Rückzug geboten. Andererseits bedeutete es aber auch, daß eben jemand da sein mußte, um diesen Rückzug anzutreten. Dieser Gang hier und die Hallen draußen waren also eingerichtet auf den Besuch der Tantaliden – für Kontrollgänge vielleicht, vielleicht auch für Wartungs- und Reparaturarbeiten.
    Einen Augenblick lang schien mir der Gedanke sehr verlockend, hier oder auch draußen im Saal einfach sitzen zu bleiben und zu harren, bis jemand sich sehen lassen würde. Einen Augenblick nur. Was wußte ich denn schon? Unter Umständen machten sie einen solchen Kontrollgang nur alle fünf Jahre, und auf eine ernsthafte Havarie wollte ich lieber auch nicht hoffen. Als ich soweit war, nahm ich mir endlich die Zeit, mich genauer umzusehen.
    Da waren dieser Ozongeruch und dieses Knistern! Ich dachte an die Leitungen, die sicherlich von der Wabe hier hereinführten. Sie mußten sich aber so weit über mir befinden, daß mein Licht nicht zu ihnen drang. Da wickelte ich die Flasche fest in meine Toga, bis es wieder absolut dunkel war. Nein, es wurde nicht absolut dunkel! Ich machte gleich zwei Entdeckungen auf einmal. Hoch droben, dort, wo die Leitungen verlaufen mußten, sah ich es wieder fern und blaßviolett aufknistern. Das hatte ich erwartet. Daher auch der Ozongeruch. Das, was ich nicht erwartet hatte, war ein sehr schwaches, grünliches Flimmern, etwa in halber Höhe zwischen mir und den Leitungen. Ich saß lange reglos und versuchte meine Augen auf das kaum wahrnehmbare Leuchten einzustellen. Dann fand ich auch das heraus. Dort oben, anscheinend frei im Raum schwebend, mußte ein mehr als zwei Meter im Durchmesser haltendes Rohr aus durchsichtigem Material entlangführen, und in ihm pulsierte die AMÖBE. Es mußte eine erschöpfte, dem Sterben nahe AMÖBE sein oder auch eine noch nicht zum vollen Leben erwachte. Dann war dies also die Zu- oder Ableitung für die Wabe draußen und enthielt verbrauchtes oder noch nicht zur Arbeit gerufenes AMÖBEN-Material.
    Mir kam zu Bewußtsein, das dies alles eigentlich sehr normal und verständlich war. Niemand hätte es anders oder besser machen können.
    Das AMÖBEN-Rohr verschwand knapp vor mir nach rechts in die Wand hinein, und wo und wie es von dort aus an die Wabe herangeführt wurde, war eigentlich schon nicht mehr wichtig.
    Ich

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