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Andromeda

Andromeda

Titel: Andromeda Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Sjöberg
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verlassen und vereinsamt gelegen, hatte mir jedoch den Eindruck willigen Tatendurstes vermittelt. Hier nun wirkte sie gezähmt, an die Kette gelegt und schien mir nichts weiter zu sein als eine gequälte Kreatur, die nur noch vermochte, die Bitte um Erbarmen zu formulieren. Jedenfalls hatte sich in mir – ehe ich mich aus der beginnenden Faszination löste – nur der eine uferlose Gedanke ausgebreitet: Helfen! Helfen! Helfen!
    Ich schüttelte das alles ab für diesmal und klomm weiter die Metallstiege hinauf. Ab und zu schaute ich in eines der Wabenlöcher hinein. Ja, es war die AMÖBE. Sie lumineszierte hinter glasähnlichen Scheiben, und jedesmal, wenn ich mein Gesicht einer der Öffnungen näherte, schien sie mir von drinnen entgegenzudrängen, meinen Anblick gleichsam in sich aufzusaugen, gierig, trostlos und ohne Hoffnung, und jedesmal auch wurde ihr Flehen überlaut in mir.
    Ich merkte dann, daß es geradezu Kraft kostete, sich immer wieder von der AMÖBE abzuwenden, sich taub und stumm zu stellen. Vielleicht kam mir damals, in jenen Augenblicken auf der Metalltreppe, zum erstenmal der Gedanke, daß mich trotz allem ihr Flehen sehr wohl etwas anging – und nicht bloß deshalb, weil es mich hierher, auf diesen wüsten Planeten verschlagen hatte. Dies wurde mir allerdings nicht voll bewußt dort, doch ich weiß heute, daß der Aufstieg rings um die Wabe mein Verhältnis zur AMÖBE um ein weiteres, nicht unbeträchtliches Stück verschob. Ich kam ihr näher und sie mir auch.
    Die Stiege endete oben auf einer Plattform, die halb um die Wabe herumlief, und hier nun machte ich die erste, wirklich entscheidende Entdeckung seit all den verwirrten und ratlosen Tagen, die hinter mir lagen.
    Ich hatte mir schon vorher gedacht, daß die Wabe ziemlich genau unterhalb des Quecksilbersees liegen mußte. Oben eine Halle und unten eine Halle. Oben das Quecksilber und hier die Wabe. Wie hatte die Fachwelt schon auf Parzival gerätselt! Das Energiezentrum jener verhältnismäßig kleinen Anlage unter den drei Panzerkuppeln hatte man als in Verbindung stehend mit dem Quecksilberbassin betrachtet. Die Fachleute hatten recht gehabt!
    Hier oben gab es keine Löcher mehr in der Wabe, sie ging vielmehr insgesamt in einen durchsichtigen Zylinder von gut einem Meter Höhe über. Der obere Rand dieser glasklaren Zone stieß unmittelbar an die Decke. Und was ich im Inneren erblickte, war einmalig und zugleich die einfachste Sache der Welt.
    Die Oberfläche der GROSSEN AMÖBE lag als grünlich strahlende Masse unter mir, und darüber, in eben einem Meter Abstand, befand sich der Boden des Quecksilberbassins. Und dieser Boden vollführte langsame Hubbewegungen. Bei jedem Aufwärtsgleiten jedoch traten aus ihm durch Millionen feinster Düsenbohrungen hindurch haardünne Quecksilberfäden, sammelten sich zu winzigen Tropfen und fielen auf die GROSSE AMÖBE hinunter.
    Der Austritt des Metalls durch die Bohrungen wurde sicher vermittels der Masseträgheit des im Bassin befindlichen Quecksilbers bewirkt. Auf solche Weise wurde also die GROSSE AMÖBE von den Tantaliden gefüttert und am Leben erhalten. Sie ihrerseits gab dafür sicherlich jede gewünschte Form von Energie ab. Ich suchte und fand die für die Ableitung erforderlichen Rohrstränge am linken Ende der Plattform. Sie sahen anders aus als die Rohre, die mir bisher begegnet waren. Sie waren armstark, besaßen den stumpfen Glanz von Blei und machten den Eindruck echter Oberflächenleiter. Ab und an knisterte ein violetter Funke von einem Rohr zum anderen. Ich erkannte bald, daß dies immer dann geschah, wenn der Bassinboden sich hob. Augenscheinlich stieg dann die Energieaufnahme an, und der Überschuß entlud sich auf solche Weise. Die Rohre selbst traten unterhalb der durchsichtigen Zone aus der Wabe hervor, liefen frei durch die Halle, hin zu der silbernen Scheinwand und verschwanden darin.
    Das Ganze war so genial unkompliziert gelöst, daß ich erst jetzt und trotz aller meiner Erlebnisse auf Tantalus voll begriff, welch ungeheuren Vorsprung die Technik der Tantaliden vor der der Menschen besaß. Wenn es ihnen wirklich möglich war – und es sah so aus –, Metalle hundertprozentig in Energie umzuwandeln, dann war dies tausendmal effektiver als selbst die Kernfusion. Außerdem benötigten sie keine Atomöfen und Fusionskammern. Sie brauchten auch keine lebensgefährliche Strahlung und keine radioaktiven Abfälle aus ihren Atommeilern zu fürchten. Sie besaßen das einfach gar

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