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Andromeda

Andromeda

Titel: Andromeda Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Sjöberg
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genauso wie auf Parzival, jedoch diese hier stand sperrangelweit offen, in den Boden hinuntergeklappt, wie die in der Halle meines Hauses. Mein Blick fiel auf eine eng sich windende Wendeltreppe mit sehr hohen Stufen, und damit war alles weitere für mich eigentlich schon vorgezeichnet.
    Dennoch zögerte ich abermals lange. Bisher hatte ich mich eigentlich nur mit Randerscheinungen beschäftigt, mit einer fremden Umwelt, mit mir selbst und meinen Problemen – das wurde mir plötzlich klar. Wenn ich aber jene Treppe dort betrat – die übrigens ebenfalls gut beleuchtet war –, dann würde ich damit etwas Unwiderrufliches vollziehen. Ins Zentrum der Ereignisse würde ich dann vorstoßen, und es würde dann alles nicht mehr nur meine Sache sein.
    Ich stöhnte vor verhaltener Erregung, kehrte zurück zu meinem Vorratssack und nahm erst einmal einen Imbiß zu mir. Ich leerte dabei eine der Flaschen, stellte sie als Markierung auf und nahm dann in Angriff, was mir auferlegt war.
    Die Wendeltreppe kam mir endlos vor. Windung um Windung stieg ich hinab, bis mir ganz schwindlig wurde. Auch die Höhe der Stufen machte mir zu schaffen – sie waren eben für Riesen berechnet, für Riesen wie die Tantaliden. Aber auch das hatte dann ein Ende, wie ja alles ein Ende hat.
    Ich gelangte in eine Halle, eigentlich in einen ausgedehnten Rundgang von verwirrender und bestürzender Natur. Mir schienen überall Spiegel angebracht zu sein. Ich sah mich selbst, hundertfach reflektiert, die letzten Stufen der Wendeltreppe verlassen, auf mich selbst zuschreiten, und wenn ich dann glaubte, ich würde mit mir zusammenstoßen, dann war da gar nichts. Ich schritt durch mich selbst hindurch und sah mich erneuten Spiegelungen gegenüber.
    Es war praktisch unmöglich, sich hier zurechtzufinden und zu orientieren. Ich drehte und wendete mich, und von allen Seiten starrte ich mich immer nur selber an. Der einzige feste Punkt in diesem Irrgarten blieb die Treppenmündung. Freundlich und still beleuchtet, blieb sie von jeder Spiegelung ausgenommen und verhieß mir einen gesicherten Rückweg. Doch was bedeutete mir das jetzt?
    Ich biß die Zähne zusammen und versuchte Berührungskontakt zur Seitenwand zu finden. Auf diese Weise tastete ich mich nachher langsam vorwärts. Die Treppe hinter mir versank in der Wirrnis der hin und her schießenden Lichtreflexe. Nach einer verzweifelten Stunde hatte ich meine Runde vollendet und befand mich wieder am Ausgangspunkt.
    Nun versuchte ich es quer zu meiner bisherigen Wegrichtung. Ich mußte die Wand verlassen, die ich freilich als solche gar nicht erkannt, sondern lediglich erfühlt hatte, und tappte vor mich hin, hinein in eine irrsinnige Welt von Reflektionen und Trugbildern.
    Unbewußt hatte ich das Richtige getan. Ich schritt ein letztes Mal durch mich selbst hindurch und fand mich auf einem etwa fünf Meter breiten Gang, der in meinem Rücken von einer nun mattsilbern schimmernden, ganz und gar geschlossenen Scheinwand begrenzt wurde. Vor mir jedoch befand sich ein erstaunliches, nie geschautes zylindrisches Gebilde. Es war groß, sehr groß sogar. Es füllte den gesamten Mittelraum der Halle aus, reichte vom Boden bis zur Decke und erinnerte insgesamt an eine überdimensionale Bienenwabe. Dies aber deshalb, weil darin halbmetergroße Löcher nebeneinander und Reihe über Reihe angebracht waren. Aus den Löchern brach ein grelles, fahlgrünes Licht hervor.
    Unwillkürlich blickte ich auf mein Dosimeter. Der Glutpunkt darauf glomm schwach und war in die unteren Röntgengrade hinaufgeklettert.
    Dann entdeckte ich die metallene Stiege, die sich wie Filigrangewebe rings um die Wabe emporschraubte. Mir blieb keine Wahl mehr, und ich betrat die Stiege.
    Und da war dann das Flüstern wieder da: „Komm doch! Komm doch endlich! Bleibst du nun hier?“ Wieder auch wollte sich Mattigkeit auf meinen Verstand herabsenken, eine dumpfe und zugleich jauchzende Willenlosigkeit schlich mich an, ich war nahe daran, mich fallenzulassen, mich widerstandslos hinzugeben an neue Wachträume und Phantasien – da riß ich mich im letzten Augenblick zusammen.
    „Nein!“ rief ich laut. „Nein!“ Und ich stampfte auf die metallene Stufe, daß es dumpf widerhallte im ganzen Gewölbe.
    Damit war der Bann gebrochen. Vielleicht auch hatte die GROSSE AMÖBE mich verstanden – denn sie war es, mit der ich es abermals zu tun hatte. Aber sie benahm sich hier anders, gänzlich anders als draußen im Krater. Dort hatte sie zwar

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