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Andromeda

Andromeda

Titel: Andromeda Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Sjöberg
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war ein wenig irritiert. Trotz allem hatte ich mir diesen Empfang ein wenig anders vorgestellt.
    „Ich freue mich nicht“, sagte ich, „und ihr freut euch also auch nicht. Dennoch sollte ich mich eigentlich freuen, denn ich bin der erste Mensch, der einem fremden Sternenvolk gegenübersteht.“
    „Wir haben viele Völker gesehen“, erwiderte der Baß, „und sie sahen uns. Worüber sollten wir uns freuen? Über dein Unglück? Über unseres? Du warst doch schon in Sicherheit, Wanderer, und die OMGAREN harrten deiner. Sie hätten dir eine kleine Welt nach deinem Bild geschaffen. Sie erschaffen so gerne. Nun jedoch bist du bei uns, an uns gekettet und wir an dich. Und dies ist keine günstige Stunde. Wie auch die ABSCHLUSSFRAGE entschieden werden wird – kein Weg führt zurück. Alle Tore sind verschlossen und alle Wege unpassierbar. Nun stehst du – wie wir – unter dem Gesetz der Hermetik. Nein, ein Grund zur Freude ist das nicht.“
    Ich stand wie betäubt unter dieser Ansprache. Da war er wieder, dieser ominöse Begriff ABSCHLUSSFRAGE. Er hatte etwas Bedrohliches und Unheilverkündendes an sich. Dennoch glaubte ich, nichts bereuen zu müssen – gar nichts. Ich hatte das sehr ernst gemeint mit dem Leben und Sterben, zusammen mit meinen Kameraden. Alles andere war ohnehin sinnlos. Und ich merkte, daß mich endgültig nichts mehr schrecken konnte. Nun nicht mehr.
    Abermals war Schweigen eingetreten, und wir standen reglos wie zuvor. Ich sann über die Art und Weise unserer Verständigung nach. Ich selbst hatte unwillkürlich richtig gesprochen, akustisch formulierte Sätze gebraucht, doch sie, die Tantaliden oder die ALKAREN, sie hatten sich mir auf die gleiche Weise wie die GROSSE AMÖBE verständlich gemacht. Sie sprachen also nicht, sie dachten in mich hinein. Nur waren die Bilder, die sie in mich senkten, konkreter, deutlicher, müheloser in mir gemäße Worte übertragbar. Es war wirklich ein gespenstischer Vorgang. Auf solche Weise vermochte man sich schließlich jeder Intelligenz verständlich zu machen – man benötigte keine Wörterbücher, keine Vokabeln, keine Grammatik. Bild wurde zum Wort, und selbst da, wo ich gedacht hätte, daß der abstrakte Inhalt eines Begriffes eine bildmäßige Übertragung nicht zuließe, wurde diese Klippe dennoch mühelos umschifft. Wo das Bild nichts vermocht hätte, sprang das Sinnbild ein, die Umschreibung.
    Es funktionierte von der ersten Sekunde an – jedenfalls von ihrer Seite. Aber auch ich befand mich ja schon – vom Umgang mit der AMÖBE her – in einiger Übung. Dennoch sollte es mir, wenigstens die ersten Tage über, immer wieder unterlaufen, daß ich sie akustisch ansprach. Es war nur gut, daß sie mich dennoch verstanden. Als ich später genauer darüber nachdachte, war es eigentlich gar nicht verwunderlich. Das gesprochene Wort war ja vom Gedanken überhaupt nicht zu trennen. Lediglich bei Abstrakta gab es bei mir anfänglich Schwierigkeiten, weil bei denen sich ja auch der Gedanke nur der reihen Vokabel zu bedienen vermochte. Doch ich lernte rasch, und schon nach einer Woche sollte es keinerlei Komplikationen mehr im sprachlichen Umgang miteinander geben. Genau besehen war nur eines neu: Wenn sie mich „andachten“, vernahm ich dem unterbewußten Prozeß, den dies bei mir auslöste, die Klangfarbe ihrer Stimmen – ebenso einen weichen Baß, einen schwingenden Bariton auch oder einen helleren Tenor. Ich stand immer noch, und als das Schweigen gar zu lange währte, begann ich aufs neue: „Habt wenigstens Dank, daß ihr mir einen Wohnraum gegeben habt, wie ich ihn kenne und gewohnt bin. Es muß euch Mühe gemacht haben, Freunde. Überhaupt mache ich euch viel zuviel Mühe. Ich habe mich euch aufgedrängt. Auf Tantalus schon, und hier nun wieder. Doch glaubt mir wirklich: Es war kein böser Wille. Es hat sich einfach so ergeben.“
    „Laß das, Wanderer. Es war keine Mühe.“ Eine andere Stimme sprach nun, ebenfalls ein Baß, doch ein sehr dunkler nun. „Nein, Mühe war es nicht. Wir sind nur bedrückt darüber, daß du einem gesicherten Leben ausgewichen bist und dein Los mit dem unseren vereint hast. Das GROSSE ZENTRUM hätte vielleicht deutlicher zu dir sprechen sollen. Wir haben ihm sogar deine Sprache eingespeichert, aber vielleicht hat es nicht ausgereicht.“
    „Gesichertes Leben?“ fragte ich still zurück. „Was soll ich allein im Universum. Verzeiht – aber wer auch immer ihr sein mögt oder die LAUTLOSEN GOLDENEN, ich bin ein Fremder

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