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Andromeda

Andromeda

Titel: Andromeda Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Sjöberg
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nach vorn – wie der Sprung eines Raubtieres in den Nacken seiner Beute war es –, riß mich mit sich fort, und die Tantaliden vor uns hatten plötzlich seltsame, tellerförmige Gegenstände in den Händen. Diese Teller begannen dunkelviolett zu erstrahlen, und zuckende Flammen lösten sich von ihnen. Es war wie bei den „Spargeln“ auf Tantalus. Ich begriff, daß wir verloren waren – die AMÖBE und ich.
    Wohl fochten wir – das heißt, sie focht –, und sie schluckte Blitz nach Blitz, versuchte wohl auch auszuweichen, doch jeder Einschlag riß riesige Fetzen aus ihr heraus und verwandelte diese zu Asche und flockig wirbelndem Ruß. Es war lediglich eine Frage der Zeit, wann alles zu Ende sein würde. Ich selbst hatte ja die AMÖBE wehrlos gemacht, als ich ihr befohlen: Tue niemandem ein Leid an!
    Ich gab dann auf. Es war wohl alles gut so und richtig. Die da vor mir konnte und durfte ich nicht antasten, und der einzige Gedanke, der mir schließlich noch blieb, war trotz allem wie eine Erlösung: Das zumindest würde ich geschafft haben – zu sterben wie ein Mensch!
    Ich schaute auf die kämpfenden Tantaliden hin – kämpfend gegen ihre eigene Schöpfung, und dies vielleicht zum erstenmal wieder seit jenem in grauer Vorzeit ruhenden Tag der Erschaffung der AMÖBE –, doch ich war nun vollkommen ruhig, still und innerlich leer. Die schützende AMÖBEN-Schicht vor mir wurde schnell dünner und dünner, und in meine Stille und Leere fiel noch das Verwundern, daß die weißgewandeten Männer da vorn dennoch so lange brauchten, um Schluß zu machen mit dem Spuk, der sie überfallen. Und Verwundern auch darüber, daß sie offensichtlich immer noch nicht begriffen hatten, wer da mit Titanenfäusten ihre Ruhe zertrümmert hatte – ich nämlich, ein Mensch.
    Dann kam der Augenblick, der kommen mußte: Zwischen mir und den schmetternden Blitzen befand sich nichts mehr, kein Schutz und kein Schirm. Wohl quoll es noch einmal ohnmächtig von links und rechts vor mich hin, doch die Tantaliden lenkten in der gleichen Sekunde ihr Feuer nach den Seiten, neuer Rauch und Qualm stiegen auf, und ich roch nun auch den furchtbaren Gestank, mit dem das AMÖBEN-Plasma wie ein an offener Flamme gerösteter, sich windender und bäumender Schlangenkörper verbrannte.
    Da endlich begann ich zu schreien. „Seht ihr mich denn nicht, Freunde?“ schrie ich. „Wenn ihr mich töten wollt, dann tötet mich, aber seht mich doch endlich!“
    Vielleicht war es, weil nun wirklich nichts mehr als nur noch Licht und Feuer zwischen ihnen und mir waren. Sie sahen mich! Vielleicht auch hörten sie mich.
    Noch einmal spien die Teller in ihren Händen Tod und Verderben. Einer der Blitze fuhr mir schmetternd in die rechte Schulter, wirbelte mich herum, in Finsternis und Untergang hinein, doch noch aus der taumelnden Drehung heraus sah ich entsetzte Überraschung in ihre Augen springen und die fressenden Flammen verlöschen. Die AMÖBE hatte mich auch optisch abgeschirmt – sie hatten mich wirklich nicht zu sehen vermocht.
    Das war wahrhaftig das letzte, was mir durch den Kopf schoß. Dann glitt ich watteweich und sanft ins Nichts hinunter. Der Tod war eine stille Sache – ich hatte es schon immer geahnt.

VIII
    Als ich zu mir kam, glaubte ich zu träumen. Ich befand mich in meiner alten Kabine an Bord der ALGOL! Sie war es – ganz unzweifelhaft! Dort rechts befand sich die Kommunikationsleiste, das Anwesenheitslämpchen glomm grün vor sich hin; drüben der kleine Tisch, die beiden bequemen Konturensessel, die zwei Spinde an der Seitenwand und zwischen ihnen der große Bildschirm. Friedlich warf die große Kaltlichtlampe ihren gelben Schein über alles hin.
    Ich griff mir an den Kopf und konnte es nicht fassen. Fast scheu glitt mein Blick noch einmal zum Videogerät hinüber. Gleich würde es zu zuckendem Leben erwachen und mir über die Bildwandler den Anblick von Tantalus vermitteln, dem schrecklichen Planeten, der da unter uns seine Bahn zog, von dichtem, glutartig durchzucktem Gewölk umhüllt. Oder aber das ernste, gesammelte Gesicht Castors würde mich anschauen – prüfend, abwartend, ohne jeden Vorwurf. Commodore Castor, der längst gestorben und in Atome zerschmettert worden war!
    Das war zuviel! Das durfte nicht sein! Ich glaubte, endgültig irrsinnig zu werden, und fuhr mit einem schrillen Aufschrei empor. Erst dabei sah ich, daß ich auch in meinem gewohnten Bette lag – einer soliden, auf vier Füßen ruhenden Koje mit erhöhtem,

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