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Andromeda

Andromeda

Titel: Andromeda Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Sjöberg
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gegen das Herausfallen schützendem Schlingerbrett. Nichts von schwebenden Platten und Scheiben! Keinen kahlen Wände und nur die drohende Gleichung ’Alpha gleich Omega’ darauf. Auch kein indirektes, aus der Decke herniedersickerndes Licht. Ich war zu Haus, und ich war es doch nicht. Ich konnte es nicht sein!
    „Macht endlich Schluß mit dem Wahnsinn!“ schrie ich gegen das mir so unendlich vertraute Bullauge hin. Draußen sah ich weit entfernte und stille Sterne glimmen. „Hört auf damit! Laßt mich in Frieden sterben! Was verlangt ihr denn noch von mir?“
    Ich begann am ganzen Leibe haltlos zu zittern, der Kopf wackelte wie bei einem Greis, und in meinem Schädel dröhnte es von Kesselpauken und schmetternden Gongs.
    Ich war am Ende. Ich konnte nicht mehr. Ich wollte nicht mehr. Dennoch bemerkte ich, daß sie mir diesmal keinen neuen Körper gegeben hatten. Ich erkannte die vernarbten Male meines zähen Ringens mit Piros nur allzugut. Fern nur wunderte ich mich, daß jene grauenvolle Wunde, die mir der flammende Energiestoß gerissen haben mußte, so spurlos verschwunden war. Ich vermochte Arm und Schulter zu bewegen und verspürte überhaupt nichts. Ich befand mich jenseits aller Grenzen – ich glaubte es wenigstens. Und so schluchzte ich nur auf und taumelte zurück in das Kissen. Ja, auch das war vorhanden. Es fand sich auf seinem Bezug sogar jener winzige Blutfleck wieder, der von einer kleinen Wunde an meinem Kinn stammte. Ich hatte sie mir während meiner letzten Nacht auf der ALGOL aufgekratzt, im Schlafe, und mich am Morgen darüber geärgert.
    Jene Nacht und jener Morgen lagen weit hinter mir – zweieinviertel Millionen Lichtjahre weit.
    Ich weiß nicht, wie sich Leute benehmen, die tatsächlich wahnsinnig sind. Während des kurzen Raumtrainings, das unserem Start mit der ALGOL vorausging, hatte man sicher vergessen, uns in diesem Fach zu unterrichten. Vielleicht also saßen Irre da mit hinter dem Kopf verschlungenen Beinen, oder sie wälzten sich sabbernd und kichernd in ihrem Bett hin und her. Vielleicht aber auch taten sie das, was ich tat: nämlich sich tot zu stellen und mit fast geschlossenen Augen die Umwelt zu belauern. Da ich mir dabei jedoch so meine Gedanken machte und alles schön der Reihe nach registrierte, kam ich zu dem Schluß, daß ich wohl doch nicht den Verstand verloren haben konnte. Es waren keine Wahnbilder, die mich umgaben, keine Phantastereien der GROSSEN AMÖBE, es war Realität.
    So weit gekommen, streckte ich behutsam die Hand aus und berührte den roten Sensorknopf am Videogerät. Ich fuhr zurück wie unter einem Schlag. Der Apparat funktionierte! Sein Bildschirm erhellte sich nahezu augenblicklich – und das war äußerlich der einzige Unterschied gegenüber den Geräten, die wir auf der ALGOL besessen hatten – und ich blickte in die Halle mit dem Kontrollpult und den Wache haltenden Tantaliden davor. Das Bild war dreidimensional, und ich hatte den Eindruck, durch ein kleines Fenster geradenwegs zu ihnen hineinzuschauen. Von dem Kampf, den die AMÖBE ihnen geliefert hatte, war keine Spur mehr zu sehen. Kein Rauch, keine Rußflocken, nur, daß die gläserne Wand, durch die ich zuvor immer zu ihnen hineingestarrt hatte, von drinnen, von ihrer Seite aus vollkommen schwarz und undurchsichtig erschien. Eine einzige, wie poliertes Ebenholz matt schimmernde Fläche.
    Ich sank abermals zurück und spürte schon, daß keineswegs alles bereits zu Ende war. Sie entließen mich nicht. Diese beklemmende Wirklichkeit entließ mich nicht. Ich würde wohl oder übel weitermachen müssen – und war doch so müde.
    Ich atmete flach und obenhin, spürte auch immer noch meinen Kopf dröhnen und pulsen, aber langsam nahm ich nachher dann doch den Faden meiner Gedanken wieder fester auf.
    Ich war endlich bei ihnen – tief im Schoße von Piros –, dessen war ich mir sicher. Und dann diese Kabine hier – sie mußten meine Träume durchforscht haben, meine Erinnerungen abgelauscht oder sonstwie zu meinem Unterbewußtsein vorgedrungen sein. Und sie hatten einen Raum geschaffen, der mir ganz zuletzt auf Tantalus stets als der Inbegriff heimatlicher Geborgenheit erschienen war, mir als das letzte Ziel aller meiner noch vorhandenen wenigen Wünsche vorgeschwebt hatte. Wahrhaftig, ich hatte geträumt von meiner Kabine, dort im Schatten des Tantaliden-Turmes auf der wüsten, schweigenden, einsamkeitsklirrenden Ringebene inmitten des Gebirges. Hatte geträumt von ihr und tausendfach

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