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Andromeda

Andromeda

Titel: Andromeda Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Sjöberg
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eine Beziehung, die man freundschaftlich nennen konnte. Ich will nicht behaupten, daß es nur an ihnen lag. Ich konnte ihnen einfach nicht verzeihen, daß sie mich dort oben in der Stadt so mutterseelenallein gelassen hatten, obwohl sie von meiner Existenz gewußt.
    Damals, in den ersten Tagen, hätten sie zu mir gelangen können, auch in jener Nacht noch, als zwei von ihnen die Straße entlanggeschritten waren. Soviel Gleichgültigkeit dem eigenen und auch dem fremden Gefühl gegenüber erschien mir einfach nicht menschlich. Doch auch hier bin ich vielleicht wieder ungerecht; sie waren eben keine Menschen! Sie besaßen ihre eigenen Gesetze und Lebensnormen, und der Eindringling war ich.
    Und dies ist eine der wichtigsten Erkenntnisse all meiner Reisen und Abenteuer: So wie die Tantaliden nur sich selber besaßen, so besitzt der Mensch nur sich selbst. Ich weiß heute, daß Kontakte und sogar freundschaftlicher Verkehr mit fremden Sternenvölkern möglich ist – aber ein Leben, das unter fremden Sonnen entstand, bleibt dennoch ein fremdes Leben. Jeder Planet ist mit all seinen tausendfältigen Bedingtheiten einmalig, und auch jedes Leben, das er hervorbringt, ist einmalig, weil von seinen Bedingtheiten geprägt. Das läßt sich nicht nachvollziehen – nie und nirgends. Und man kann sicherlich unbewohnte Himmelskörper erschließen und besiedeln – aber eine Erde werden sie deshalb dennoch nicht, und nicht nur darum, weil es kein Energiepotential gibt, welches eine so vollständige Umformung einer Sonne und der zu ihr gehörenden Planeten ermöglichen würde, daß etwa tatsächlich eine zweite Erde entstehen könnte. Ein Rest blieb auch dann, und wenn es nur der unterschiedliche Standort innerhalb der Milchstraße wäre. Und ein anderer Standort bedingt eine andere Verteilung der Schwerefelder, eine andere Dichte der allgemeinen Raumstrahlung, eine andere Anordnung der interstellaren Materie. Langzeitwirkungen träten auf, die nun überhaupt nicht mehr beeinflußbar wären. Im besten Falle würde der Mensch sich verändern und wäre dann kein Mensch mehr. So kann ich nur wiederholen, was ich an anderer Stelle bereits gesagt habe: Behütet die Erde, meine menschlichen Brüder und Schwestern! Bewahrt sie euch als die eigentliche und einzige Quelle all eurer Kraft und eures Glücks. Wenn es überhaupt eine Lehre gibt, die aus meinem und der Tantaliden Geschick zu ziehen ist, dann diese! Hütet die Erde!
    Alk-Bar geleitete mich in meine Kajüte zurück, und dort fand ich zu meiner Überraschung eine Mahlzeit vor, die – wenn auch offensichtlich synthetischer Natur – nicht von einem ganz normalen irdischen Gericht zu unterscheiden war. Es gab einen etwas fest geratenen Rinderbraten mit Salzkartoffeln und Gurkensalat. Auch dies mußten sie aus meinen schlummernden Erinnerungen herausgelockt haben. Diese kleine Geste versöhnte mich mit vielem, und ich vermochte nach dem Essen verhältnismäßig friedlich einzuschlummern.
    Was soll ich noch groß sagen? Ich erfuhr in den nächsten Tagen viel über ihre Herkunft und Geschichte, ich erfuhr genauer, was sie hier unten, im Herzen von Piros, trieben und warum sie es trieben, und Alk-Bar, der blondgelockte Riese, sagte mir auch, weshalb sie überhaupt hierher gekommen waren, in den Andromeda-Nebel, hin zum System der Sonne Larka.
    „Es geschah“, beantwortete der Tantalide meine Frage, „weil unsere Astrophysiker hier ein Schwinden des Raumes festgestellt hatten. Und der Raum, Wanderer – du weißt es schon –, ist das einzig wirklich Wichtige für uns. Raum ist gleichbedeutend mit Leben, und jene Frage, ob das Universum offen oder geschlossen sei, beschäftigte uns bereits damals. Zu dieser Zeit hatten wir längst unseren Heimatplaneten Phuul verloren. Ach, es war eine Welt, von der man nur träumen kann. Einige Bilder von ihr hast du ja oben im Hause gesehen. Unsere Sonne Arkan leuchtete wild und kraftvoll, und alles war schön dort. Dann kam die Nova, doch wir hatten uns lange genug darauf vorbereitet. Wir haben durch jene Katastrophe auch nicht einen unseres Volkes verloren. Nur die Heimat verloren wir und konnten keine neue finden. Ich war noch nicht geboren damals, längst nicht, doch heute denke ich mitunter, es wäre besser gewesen, wenn wir alle zusammen im Nova-Feuer umgekommen wären. Es hätte uns viel Kummer und Not erspart. Wir waren nie ein zahlreiches Geschlecht. Die Zahl von achtzig Millionen haben wir zu keiner Zeit überschritten. Heute zählen wir

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