Andular II (Die Erneuerung des Kreises) (German Edition)
gesprochen hat“, rief er.
„Ja“, erwiderte Candol. „Und seht ihr die dunkelgrüne Fläche, die dahinter liegt?
Das müssen die eisigen Wälder sein!“
Jesta sah den Zauberer nachdenklich an. „Was sagt euch, das Jindo sich in den eisigen Wäldern aufhält? Hätten wir uns in Antis nicht lieber über ihn erkundigen sollen? Oder wenigstens Tasken fragen können?“
Der Zauberer schüttelte den Kopf. „Nein. Tasken braucht den Grund unserer Reise nicht zu kennen, da ich noch nicht sagen kann, inwieweit wir ihm trauen können.“
„Also ich finde ihn sehr vertrauenswürdig. Habt ihr vergessen, wie er den Vlu gerettet hat? Immerhin ist der Anhänger, den er trägt, doch der Beweis dafür, oder?“
„Ich kann ihn auch gut leiden, Candol“, fügte Leeni hinzu.
„Ich kann Tasken auch leiden, dennoch möchte ich vermeiden, dass er oder einer seiner Männer in der Schneestadt davon berichtet. Den meisten Leuten sind die Vanyanar nicht ganz geheuer, und auch wenn ihnen seit jeher großer Respekt entgegengebracht wird, so fühlen sich die meisten Menschen eher unwohl in ihrer Gegenwart.“
„Aber ist das ein Grund um wie ein Ausgestoßener in dieser kalten Wildnis zu leben?“
„Das spielt sicherlich auch eine Rolle, Jesta. Aber ein Vanyanar würde ein Leben in der Natur, so kalt und unfreundlich sie auch sein mag, jederzeit einem Leben in einer großen Stadt vorziehen. Und da es auf Brahn nur einen Ort gibt an dem außer Schnee und Bergen auch Pflanzen und Bäume wachsen, glaube ich, dass er irgendwo in den Wäldern dort hinten am Horizont lebt.“
„Hoffentlich habt ihr Recht“, seufzte Leeni und blickte auf das Tal herab. „Wenn der Wind dort unten wirklich so kalt ist, wie Tasken es gesagt hat, dann möchte ich nicht umsonst durch das Frosthauch Tal reisen müssen.“
Währenddessen machten sich Tasken, Renyan und Crydeol auf den Weg in die Schneestadt und durchquerten soeben das hohe Tor, das am Ende der Straße in die Stadt hineinführte. Der Anblick, der sich ihnen von dort aus bot, war mehr als beeindruckend: Antis lag in einer großflächigen tiefen Senke, die von dem hohen Tor aus trichterförmig weiter nach unten verlief. Auf mehreren Ebenen, insgesamt waren es vier, hatte man die Häuser und Gebäude erbaut. Von ihrer jetzigen Position aus konnten sie über die gesamte Stadt blicken. Die breite Straße vor ihnen verlief weiter gerade aus, hinab auf die erste Ebene und teilte sich dort in mehrere kleinere Straßen, die so zu einem weitverzweigten Netz anwuchsen und sich durch alle Ebenen zogen. Crydeol hatte schon viel über die Stadt und ihre Bauweise gehört, doch Antis nun mit eigenen Augen zu überblicken, verschlug ihm fast den Atem.
„Was für ein Anblick!“, rief er Renyan und Tasken voller Ehrfurcht zu. „Hast du jemals etwas so beeindruckendes gesehen, Renyan?“
„Nicht annähernd“, antwortete er leise. „Warum hat man Antis in dieser seltsamen Weise erbaut?“
„Um die Stadt und seine Bewohner vor dem kalten Wind zu schützen“, antwortete Tasken. „So wie die Stadt dort unten vor uns liegt, kann der Wind ohne Weiteres einfach über sie hinwegfegen. Und der große Berg, den die Bewohner der Schneestadt Brahnak nennen, bietet zusätzlichen Schutz. Die einzigen Bauten, die über die Stadt ragen, sind die drei Wachtürme im Norden, Osten und Süden.“
Renyan lachte. „Als ich vom Meer aus auf Antis blickte, wirkte sie wie eine ganz normale Stadt, aber jetzt muss ich zugeben, dass sie keiner anderen ähnelt, die ich jemals zuvor gesehen habe.“
„Ich sagte euch doch, dass sie sehr beeindruckend ist. Keine andere Stadt, und sei sie noch so groß und wunderschön, kommt an Antis heran. Ich könnte mir niemals vorstellen, woanders zu leben. Aber nun kommt. Bis zu den Offiziersquartieren ist es noch ein gutes Stück und ich möchte deinem Bruder so schnell wie möglich von eurer Ankunft unterrichten, Crydeol.“
„Wo befinden sich die Quartiere denn?“, fragte Renyan.
„Von hier aus genau auf der anderen Seite dieser Ebene. Das große flache Gebäude dort, das mit den großen Bannern, seht ihr?“
„Wird Antis immer noch von Bradagos regiert?“
„Nein. Bradagos starb vor einigen Jahren, und obwohl sein Tod die Bevölkerung schwer getroffen hat, war es doch nur eine Frage der Zeit. Jetzt regiert Braskar, des Königs Sohn, die Schneestadt. Wenn du mich fragst, ist er ein ebenso guter Herrscher wie einst sein Vater.“
„Aber Braskar dürfte noch ziemlich
Weitere Kostenlose Bücher