Andular II (Die Erneuerung des Kreises) (German Edition)
sahen sie auch den Pfad, der die Inseln miteinander verband. Es waren zwei Felsen, die jeweils von einer Seite der Schlucht über dem Wasser ineinander liefen und so eine steinerne Brücke bildeten. Und jetzt hatte sich auch die Frage ihrer Fortbewegung geklärt - an diesem Übergang würde jedes Pferd scheitern.
„Laufen ist also angesagt“, stellte Alenyon trocken fest. „Wir werden bis Lorsing reiten. Dort packen wir alles ein, was wir für den Fußmarsch benötigen, nur leichtes Gepäck versteht sich.“
„Ich schätze, wir können jetzt aufhören“, sagte Jindo und griff in die Kugel, worauf diese sich umgehend auflöste. „Sie haben die andere Seite unbeschadet überquert.“
„Dann ist es also entschieden?“, fragte Renyan.
„Ja“, antwortete Alenyon. „Wir werden denselben Weg einschlagen wie dein Sohn, Narlo. Und sei es nur um ihn und seine Freunde in Sicherheit zu bringen.“
„Macht den Jungen auf Narlos Kette aufmerksam, sobald ihr ihn erreicht habt!“, erinnerte Jindo. „Sie befindet sich in der Innentasche seiner Jacke. Mit der Hilfe des Steins könnt ihr euch jederzeit über unseren Standort erkundigen.“
Alenyon lachte. „Solch ein besonderes Artefakt werden wir wohl kaum vergessen!“
„Dann werde ich euch nach Kumai bringen“, sagte Narlo.
„Lorsing kann man leider nicht mit dem Schiff erreichen. Außerdem sollte dies das Mindeste sein, das ich für die Männer tun kann, die meinen Sohn zur Seite stehen wollen!“
„So sehr ich dein Angebot auch zu schätzen weiß, Narlo, aber wir werden Renyan nach Nimgahl bringen müssen“, bedauerte der Vanyanar.„Die Zeit drängt ohnehin. Alenyon und seine Männer werden mit einem der anderen Schiffe nach Kumai übersetzen müssen.“
„Ihr habt recht“, pflichtete ihm der Anführer der Pfeiljäger bei. „Eure Reise steht an erster Stelle. Renyan muss sich Zutritt nach Namagant verschaffen. Je eher ihm das gelingt, umso eher bekommt er den singenden Bogen zurück.“
„Dann lasst mich euch wenigstens mit genügend Laresius versorgen“, bat Narlo. „Gerade für euer Unterfangen ist ausreichend Medizin überlebenswichtig.“
Und dabei blieb es. Noch ehe die restlichen Truppen der grünen Stadt in Pan Hallas eingetroffen waren, segelte Narlos Mannschaft bereits Nimgahl entgegen, ohne zu wissen, dass sie zuvor noch Asmadar ansteuern würden, um den Jungen zurück in seine Heimat zu bringen.
Zardans Rückkehr
Als sie nach vier Tagen die Jaraaninsel hinter sich gelassen hatten, befand Jindo, dass es an der Zeit sei, Renyan in Cales Geheimnis einzuweihen. Er fand ihn unter Deck in seiner Kajüte, wo er im Dunkeln an einem schmalen Tisch saß und sich mithilfe seines Ringes nach Leeni und den anderen erkundigte.
„Ah, wie ich sehe, beobachtest du in Talan die Lage unserer Freunde, ja?“
Renyan nickte kurz und bat ihn hinein. „Ich wollte mir Gewissheit darüber verschaffen, wie viele Talani sie für unser Vorhaben bereits gewinnen konnten. Sieht doch ganz gut aus, findest du nicht?“ Er deutete auf die Kugel, aus der ihnen ein Meer von roten Haaren entgegen leuchtete.
„Und sie haben die Bergriesen dabei!“, jauchzte Jindo. „Sieh dir nur diese Geschöpfe an, wie herrlich doch ihr Fell schimmert!“
„Ich hatte nicht erwartet, dass ihnen so viele Molbar zur Seite stehen würden“, sagte Renyan erstaunt. „Nie zuvor habe ich sie in solch einer großen Ansammlung gesehen. Lass uns hoffen, dass die Talani auch ausreichend Sättel vorrätig haben.“
Zufrieden ließ er das Bild verschwinden, steckte den Ring wieder zurück an seinen Ringfinger und entzündete die Kerzen eines garlanischen Kerzenständers, der inmitten einiger abgenagter Knochen auf dem Tisch stand. Der Schein der Kerzen verdrängte ein wenig die Dunkelheit um sie herum und verlieh der ohnehin schon verwahrlosten Kajüte dadurch eine noch beklemmendere Atmosphäre.
„Weißt du noch, was ich dir in Kumai gesagt habe, kurz bevor wir mit der Besprechung im Laresius Raum begonnen haben?“, fragte Jindo und setzte sich zu Renyan an den Tisch.
„Du sagtest, dass du dich im Anschluss mit mir unter vier Augen unterhalten wollen würdest, was du dann aber nicht getan hast.“
„Nun, im Anschluss war wohl etwas falsch ausgedrückt, aber jetzt ist der Zeitpunkt gekommen. Es gibt einige Dinge, die ich dir unbedingt noch sagen muss, bevor du überhaupt auch nur einen Fuß auf Namagant setzt.“
Renyan sah ihn aufmerksam an. Die Augen des Vanyanar sahen
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