Andy und Ryan
letzten Jahres das wert gewesen war. Ich liebte das kleine Geschöpf von Anfang an über alles. Es war tatsächlich ein Mädchen. Das Schönste, das ich jemals gesehen hatte. Als die Ärzte mich nach ihrem Namen fragten, sagte ich ihnen, dass sie Andy heißen sollte. Andrea war der Name von Liams Mutter gewesen. Ich wollte ihm seinen Willen lassen, doch musste ich auch daran denken, wie ich sie schützen konnte. Ich gab an, dass mein Name Melinda Parker sei. Das hatte ich zuvor mit meiner besten Freundin abgesprochen. Sie sollte sich ab sofort um meine kleine Tochter Andy kümmern und ihr die Mutter sein, die ich nicht sein konnte. Melinda versprach mir Andy mit allen Mitteln zu beschützen. Sie versprach, nicht länger als 5 Jahre an einem Ort zu bleiben. Sie versprach auch, mich über alles im Laufenden zu halten. Jedes Bild, jedes Video, jedes Zeugnis, jeden Brief… alles schickte sie mir zu. Ich lebte seither aus Koffern. Ständig reiste ich umher und nahm andere Namen an… Alles schien zu klappen. Ich wollte, dass Melinda Andy im Unklaren ließ über ihre Zukunft. Ich wollte sie beschützen, vor ihrem Vater und vor all den anderen Gefahren - die auf sie lauerten. Der Plan war, dass ich Andy an ihrem 18. Geburtstag die Wahrheit erzählen würde und ihr die Möglichkeit ließ ihren Gefährten selbst zu wählen. Doch alles kam anders und nun hat Liam mich gefunden, weil ich so unvorsichtig gewesen war.‹‹ Ich blickte wieder zu dem Mädchen mit den großen grünen Augen auf, dem Mädchen mit meinen Augen. Meine Tochter! Sanft strich ich ihr über die honigblonden Haare und spürte die Tränen, die unaufhörlich auf den schmutzigen Boden tropften, kaum noch. ››Er hat dich gefunden… und es tut mir so leid, denn das ist alles meine Schuld. Du hast das nicht verdient – wirklich nicht. Ich kann verstehen, wenn du mich nun hasst und nichts mehr mit mir zu tun haben willst. Ich kann das wirklich verstehen. Ich will nur, dass du weißt, dass ich das alles für dich getan habe. Ich wollte, dass du die Wahl hast und nicht so wie ich an jemanden gebunden wirst, den du nicht leiden kannst oder der dein natürlicher Feind ist. Du solltest es besser haben als ich. Und ich bin so dankbar, dass du durch Melinda die Mutter hattest, die ich nie sein konnte. Sie hat dich unbeschreiblich doll geliebt. Für sie warst du wirklich ihre Tochter. Sie ist deine wahre Mutter… und nicht ich.‹‹ Schwach lächelte ich meine Tochter an. Sie war einfach wundervoll. Als ich sie zum ersten Mal, nach all den Jahren, gesehen hatte, in diesem Krankenhaus, an all diese Apparaturen gefesselt… Es hatte mir im Herzen wehgetan. Sie war doch so rein und lieb. Und dann, als ich sie kennenlernen durfte… Es war wie ein Geschenk des Himmels für mich gewesen und ich war dankbar eine so bezaubernde und liebenswürdige Tochter wie sie zu haben. Sie durfte einfach nicht in die Hände von Liam gelangen. Er würde sie zerstören. Genauso wie er mich zerstört hatte. Ich war nur noch ein Schatten meiner selbst. All die Jahre zu flüchten, das hatte mich zerstört. Die alte Mia Conners gab es nicht mehr. Sie war längst gestorben.
Es herrschte eine ganze Weile eine bedrückende Stille im Keller. Ich traute mich nicht mal mehr aufzusehen. Mein Blick war starr auf den Boden gerichtet und trotzdem konnte ich Ryans Blick auf mir spüren. Er trieb mir einen Schauer über den Rücken. Genauso wie Andys rasselnder Atem, welcher in meinem Kopf dröhnte.
Ich konnte verstehen, dass die beiden ihre Ruhe brauchten. Sie mussten das alles auf einmal verdauen. Ich wusste, dass es schwer war und dass ich ihnen eine Last aufbürdete. Ich konnte auch verstehen, dass sie Hass für mich empfanden - Besonders Andy! Sie musste mich fürchterlich hassen. Ich konnte es ihr gewiss nicht verübeln. Sie hatte immerhin jedes Recht dazu. Wenn wir das hier alle irgendwie überstanden, würde ich mich auch sofort auf den Weg machen und sie ihr Leben in Ruhe leben lassen. Ich wollte keine Last für sie sein. Das hatte sie nicht verdient und sie hatte es schon schwer genug, da ihre wahre Mutter nun tot war. Ich konnte niemals eine richtige Mutter für sie sein…
Warme Arme schlangen sich um meinen Hals und zogen mich sanft an einen Körper. Überrascht ließ ich mich fallen und riss die Augen auf. Dabei begegnete ich ihren feucht glänzenden Augen. Wieder einmal kam es mir so vor, als würde ich in meine eigenen Augen blicken.
››Ich hasse dich nicht Mia.‹‹ Eine
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