Andy und Ryan
heiße Träne kullerte aus Andys Auge und tropfte auf meine Wange. Verwundert sah ich meine junge Tochter an. Sie war so wunderschön und so perfekt, schoss es mir mal wieder durch den Kopf. Wie konnte das nur sein? Wie konnte sie das genaue Gegenteil ihres Vaters sein? ››Du hast das alles nur für mich auf dich genommen. Du kannst gar kein schlechter Mensch sein.‹‹ Andy drückte mich fester an sich und ich wachte endlich ebenfalls aus meiner Starre auf. Wie in Trance schlang ich meine Arme um sie und zog sie an mich. Es war das erste Mal, dass ich meine Tochter wirklich umarmen konnte. Es war ein unbeschreiblich schönes Gefühl. Ich hatte sie nicht ganz verloren. Sie war hier bei mir und hasste mich nicht.
Diesmal waren es keine Tränen der Trauer und des Selbsthasses, die aus meinen Augen kullerten und auf den Boden tropften.
Nein, es waren Freudentränen.
Du bist genau wie sie...
Mias Sicht:
››Ach, wie herzallerliebst.‹‹ Eine verächtliche Stimme ließ Andy und mich überrascht auseinander fahren. Verschreckt starrte ich die Person an, welche sich im Schatten gegen die Kellertür gelehnt hatte. Auch ohne sein Gesicht zu sehen, wusste ich genau, dass er es war. Augenblicklich beschleunigte sich mein Puls und mein Atem stockte.
Liam trat einen Schritt in den Raum herein und sein Gesicht wurde durch das schwach einfallende Licht des Fensters erhellt. Er sah gut aus. Seine markanten Gesichtszüge hoben ihn von allen anderen Männern ab und seinen geschmeidigen Gang, welcher an eine Raubkatze erinnerte, konnte ich ohne große Probleme unter tausenden von Menschen erkennen.
››Ich vermute mal, die liebe Mia hat dir ihre herzzerreißende Lebensgeschichte erzählt und dabei hat sie mal wieder geheult wie ein kleines Kind, dem sein Lolli geklaut wurde?‹‹ Liam stieß ein herablassendes Schnauben aus und grinste arrogant. Ich hatte sein Grinsen schon immer gehasst, da es mir jedes Mal eine Gänsehaut bereitete. Während ich dem Mann, an den ich mein Leben lang gebunden war, in die Augen sah, kochte eine betäubende Wut in mir hoch. Blitzschnell drückte ich meinen entkräfteten Körper vom kalten Boden hoch und hechtete auf ihn zu. Er hingegen blieb vollkommen unbeeindruckt stehen und musterte mich aus funkelnden Augen.
››Du dämlicher, niederträchtiger Arsch.‹‹ Meine Stimme klang wie ein Fauchen und ich wunderte mich selber darüber. Jedes Mal reagierte ich viel zu stark auf diesen Mann und konnte rein gar nichts dagegen tun. Es war wirklich ein verdammter Fluch.
››Na, na meine Liebe. Wir wollen doch auf dem Boden bleiben, nicht wahr? Sonst übermittelst du deiner Tochter noch ein schlechtes Bild von dir.‹‹ Wie immer klang Liams Stimme unbeteiligt und kalt, doch mich konnte er nicht mehr täuschen. Nicht nach all den Jahren. Wir waren verbunden. Er war mein Seelengefährte. Ich wusste genau, dass er wieder seine Maske aufgesetzt hatte. Er war gut darin… aber sicherlich nicht perfekt.
››Sie ist genauso deine Tochter!‹‹, schoss ich zurück und ich sah wie er für eine Millisekunde vor mir zurückschreckte und der kühle Ausdruck in seinen Augen schmolz. Doch er fing sich sofort wieder und setzte wie immer ein verächtliches Grinsen auf.
››Nun, da kann ich gewiss nicht widersprechen. Und nun, da unsere liebe Tochter ihre Vergangenheit kennt, würde ich mich gerne mit ihr unterhalten.‹‹ Aufs Stichwort traten hinter Liam zwei seiner Bodyguards hervor. Mit großen Schritten marschierten sie auf Andy zu und hoben sie grob vom Boden auf. Andy versuchte sich zu wehren und trat nach ihnen, doch sie hatte natürlich keine Chance. Sie war noch 17 und ungebunden. Sie hatte keinerlei Kräfte. Ryan, welcher immer noch entkräftet auf dem Boden lag, ächzte vor Schmerzen, als er versuchte sich zu erheben. Er schaffte es nicht.
››Nehmt eure dreckigen Finger von ihr!‹‹ Seine Stimme zitterte verdächtig, während er schrie. Liam stieß ein dreckiges Lachen aus und wies die beiden Untergebenen an aus dem Keller zu verschwinden. Sie taten es ohne zu murren. Andy hatte sich einer der beiden über die Schulter gehängt.
Vor Wut ballte ich meine Hände zu Fäusten. ››Wie kannst du es wagen, sie so mit deiner Tochter umgehen zu lassen?… DU!‹‹ Zornig holte ich mit meiner Hand aus, doch Liam fing sie ohne jegliche Anstrengung, wenige Zentimeter vor seinem Gesicht, ab. Entsetzt hielt ich die Luft an und verbiss mir meinen Aufschrei. Er umklammerte
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