Andy und Ryan
pochte übertrieben schnell in meiner Brust und es fühlte sich an als würde ich mir selber mit jedem Wort, das ich sprach, einen Dolch in die Brust rammen. All die Jahre hatte ich mich vor den Erinnerungen verschlossen und nun brach alles wieder hervor. Als ich ihm gestern Abend in die Augen geschaut hatte, war es wieder um mich geschehen. Ich habe unendlichen Hass und verzweifelte Sehnsucht gespürt. Mein Herz ist beinahe wieder zerrissen. Ich konnte sehen, dass er ebenso empfunden hatte. Er hatte sich zwar über die Jahre ein gutes Pokerface aufgebaut, aber mich konnte er nicht täuschen. Ihm tat es genauso weh mich wieder zu sehen.
››Wir fanden uns über die Zeit mit unserer Situation zurecht. Ich ging nicht mehr zurück nach Hause und zog mit ihm davon. Ich hatte keine andere Wahl. Meine Familie hätte mich dem Rat gemeldet und das wäre mein Todesurteil gewesen. Liam und ich mussten fliehen. Und er war auch der Einzige der mir Schutz bieten konnte. Doch dann kam alles anders. Meine Welt wurde wieder komplett auf den Kopf gestellt. Eines Tages überrumpelte es mich. Ich fühlte mich grauenvoll und erbrach mich den halben Tag. Liam rief mir einen Arzt… und dieser diagnostizierte, dass… ich… ich schwanger war. Von Liam. Unsere erste Nacht hatte nicht nur die Folge unserer Gebundenheit. Nein, ich war ebenso schwanger von einem Nodrés. Ihr könnt euch nicht vorstellen wie sehr ich mich in diesem Moment gehasst habe. Ich wollte das Kind nur schnell wieder loswerden. Denn in meinen Augen war es der Teufel. Es war wie er. Böse.‹‹ Die Tränen erstickten meine Stimme und ich brach heulend zusammen. Meine Hände schlug ich mir vor die Augen. Es tat so schrecklich weh. Es fühlte sich an, als würde es mich innerlich auffressen. Ich wollte am liebsten sterben. Warum musste das alles nur geschehen sein? Wieso gerade ich? Warum nur?
Eine warme Hand legte sich auf meine Schulter. Erschrocken sah ich auf und drehte meinen Kopf zur Seite. Andy hockte neben mir und sah mich aus tränenüberströmten Augen an. Doch ich sah nicht wie erwartet Abscheu in ihnen aufblitzen, sondern ehrliches Mitgefühl und Trauer. Schluchzend ließ ich mich gegen ihren schlanken Körper fallen. Ein Gefühl der Wärme und Geborgenheit durchzog meinen gesamten Körper. Ich war ihr so dankbar. Ich hatte das gar nicht verdient. Sie war ein wundervoller Mensch…
››Liam wollte das Kind allerdings unbedingt. Ich vermutete für seine miesen Machenschaften. Er wollte aus dem Kind seinen grausamen Nachfolger machen. Ab da wusste ich, dass ich das Kind mit allen Mitteln beschützen musste. Irgendetwas sagte mir, dass mein Kind niemals so grausam sein würde wie er. Er, der es genoss unschuldige Menschen und Sárgis zu töten. Er, der seine Untergebenen wie Dreck behandelte. Er, der trotz allem leider in meinem Herzen eingeschlossen war… Nein, ich wusste mein Kind wäre nicht so. Ich schmiedete einen Plan. Ich musste fliehen. Es gab keinen anderen Ausweg. Doch leider war es fast unmöglich aus seinem Lager zu entkommen, aber ich gab nicht auf. Für das Kind! Die Ärzte hatten mir und Liam gesagt, dass es ein Mädchen werden würde. Liam wollte sie nach seiner Mutter benennen… Dann hielt ich es irgendwann nicht mehr aus. Als er eines Abends mit seinen Leuten unterwegs war - Sárgis jagen - bin ich davongelaufen. Liam hatte das nicht erwartet, da ich die ganze Zeit über keine Anzeichen einer Flucht gemacht hatte. Er hatte gedacht, ich würde ihn lieben und bei ihm bleiben. Ich konnte es aber nicht - und floh. Durch einen großen Wald. Es war ein ewig langer Weg und irgendwann brach ich erschöpft zusammen. Doch unser Schöpfer schien es gut mit mir zu meinen, denn ein junges Pärchen kam mir entgegen und sah mich auf dem schlammigen Boden liegen. Sie halfen mir und brachten mich in ein Krankenhaus, da durch die Anstrengung meine Wehen eingesetzt hatten. Ich befand mich zu der Zeit meiner Flucht schon im neunten Monat. Im Krankenhaus verschwieg ich allerdings meinen Namen, da ich nicht gefunden werden sollte. Ich rief nur meine beste Freundin Melinda an. Sie kam sofort und unterstützte mich. Sie versprach mir zu schweigen und mir einen Gefallen zu tun. Sie war einfach mein Engel in der Not und ich werde ihr das niemals vergessen… Dann kam das Baby. Es war eine umständliche Geburt, doch als es endlich in meinen Armen lag, war ich überglücklich. Ich sah in das kleine Gesicht mit den großen Augen und wusste, dass jeder Schmerz des
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