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Anemonen im Wind - Roman

Anemonen im Wind - Roman

Titel: Anemonen im Wind - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley
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den roh behauenen Sarg vom Wagen und trugen ihn in das alte Farmhaus. Der Tod war so unversehens gekommen, dass sie keine Zeit gehabthatten, irgendetwas zu tun. Der Zimmermann von Jarrah hatte in aller Eile einen Sarg zusammenhämmern müssen – aber sie alle wussten, dass es darauf nicht ankam, denn Aurelia hatte nie viel Wert auf einen feierlichen Rahmen gelegt.
    Das alte Farmhaus machte bereits einen verlassenen Eindruck. Die Verandastufen waren schief, und das Wellblechdach hing wie ein verschlafenes Augenlid über der dunklen Veranda. Die Fensterscheiben waren staubig, und die Farbe der Holzwände blätterte ab. Aber Rosen und rankende Blumen verliehen dem Haus den Anstrich eines behaglichen und erholsamen Ortes, und ihr Duft war beinahe überwältigend. Jessie stand in der Tür; ihr Gesicht war mit weißer Tonerde beschmiert und streifig von Tränen.
    Sie trat zurück und ließ die Männer den Sarg ins Wohnzimmer tragen, wo sie ihn auf ein Brett stellten, das man auf zwei Stühle gelegt hatte. »Erde ihr singen, Missus«, sagte sie betrübt zu Ellie. »Jessie schon wissen. Singen mit mir nachts. Missus Boss singen zu Himmel.«
    Ellie tätschelte ihr den Arm; zum Sprechen war sie zu erschöpft. Sie schob den Arm in der Schlinge zurecht und zündete mühsam die Kerzen an. Jetzt musste sie die Kraft für die lange Nachtwache finden, denn morgen Früh würde Aurelia begraben werden. Die Hitze im Outback ließ lange Trauerperioden nicht zu, und die gewaltigen Entfernungen bedeuteten, dass nur wenige Trauergäste kommen würden.
    Ellie merkte, dass Leanne und Claire das Kommando übernahmen. Sie schickten Jessie in die Küche, damit sie etwas zu essen machte, und das unablässig klingelnde Telefon wurde immer rasch abgenommen. Neuigkeiten verbreiteten sich schnell in diesem endlosen Buschland, und Aurelia war weithin bekannt und bewundert. Ellie umfasste ihren gebrochenen Arm, lehnte sich im Sessel zurück und schloss die Augen. Aurelia nach Hause zu bringen war das Letzte gewesen, was sie für ihre geliebte Tantehatte tun können; sie wusste, nur hier würde ihr Geist Ruhe finden.
    Dunkelheit hüllte das Farmhaus ein, und die flackernden Kerzen warfen tanzende Schatten über das stille, wächserne Gesicht. Uralte Holzbalken knarrten und knackten, und das Geraschel eines Opossums auf dem Dach und das leise Wispern des Laubs der Bäume vor den Fenstern waren der einzige Hinweis auf die Außenwelt, während die drei Frauen auf den Morgen warteten. Dennoch war Aurelias Geist immer noch machtvoll in diesem Haus. Ihre Anwesenheit war spürbar in jedem Schatten, jedem Winkel.
    Die Mädchen sprachen von ihrer Kindheit und von Aurelias Einfluss. Ellie erzählte von ihrer Güte, ihrer Energie und Spannkraft. Sie redeten von Jack und sogar von Kelly, denn der Kakadu war ebenso ein Teil Aurelias wie ihr Monokel und die festen Schuhe. Die Tränen ließen nach, und liebevolle Erinnerungen traten in den Vordergrund. Denn sie wussten, Aurelia würde immer bei ihnen sein.
    »Hoffentlich schafft Dad es rechtzeitig«, sagte Leanne, als die Kaminuhr drei schlug.
    »Er wird tun, was er kann«, sagte Ellie. »Es hängt davon ab, wie weit er weg war, als er die Nachricht erhielt. Aber ich habe ihm das Flugzeug geschickt; er dürfte also bald hier sein.«
    Leanne goss Kaffee aus der Kanne, die Jessie auf der Kommode bereitgestellt hatte, und reichte die Becher herum. »Matt hat angerufen«, sagte sie absichtlich beiläufig. »Sorry – ich hab vergessen, es zu erwähnen. Er kommt morgen auf einen Beileidsbesuch.«
    Ellie sah, dass ihre Tochter rot wurde. Trotz all der schrecklichen Dinge, die sie in den letzten vierundzwanzig Stunden erfahren hatte, besaß Claire immer noch die Kraft, alles zu überstehen und sich das zu erhalten, was wichtig war. »Vermutlich sollte ich euch noch erzählen, wie es kam, dass Jarrah Claire hinterlassen wurde – und warum.«
    »Nur, wenn du es dir zutraust«, sagte Leanne und schaute lächelnd zu ihrer Schwester hinüber. »Claire und ich werden uns schon einig.«
    Ellie schaute ihre beiden reizenden Töchter an. Sie war stolz auf ihre unerschütterliche Widerstandskraft. »Ich bin froh, dass es keinen Groll mehr zwischen euch gibt«, sagte sie. »Sonst hätte Charlie doch noch gesiegt.«
    Sie sah das Stirnrunzeln der beiden und wusste, dass sie eine Erklärung abgeben musste. »Mickey war am Boden zerstört, als meine Mutter ihm einen Korb gegeben hatte. Er wusste, dass er nicht mehr lange zu leben hatte,

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