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Anemonen im Wind - Roman

Anemonen im Wind - Roman

Titel: Anemonen im Wind - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley
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rot. »Ich würde mich zum Militärdienst melden, wenn ich Jarrah nicht führen müsste«, fügte er hastig hinzu. »Aber mein Sohn Seamus ist schon in Übersee; deshalb muss ich bleiben.«
    Ellie war schon lange im Bett, als sie Mickeys Flugzeug nach Jarrah starten hörte. Aber sie lag immer noch wach und machtesich sorgenvolle Gedanken. Warratah war seiner Arbeitskräfte beraubt, und nun, da ihre Mutter aufgetaucht war, würden die Vorräte weiter strapaziert werden. Denn Alicia würde sich zweifellos als völlig nutzlos erweisen, und alle Zeit, die man darauf verwendete, etwas zu suchen, was sie tun könnte, wäre vergeudete Zeit.
    Ellie drehte sich um und vergrub das Gesicht im Kopfkissen. Wenn Joe nur hier wäre!, dachte sie und drückte seinen Verlobungsring an die Lippen. Wenn sie ihn nur wiedersehen, seine Stimme hören und sich in seine Arme schmiegen könnte. Es durchströmte sie warm, und sie umarmte ihr Kissen. Sie war entschlossen, stark zu bleiben, die überwältigende Traurigkeit zurückzudrängen, die sie immer wieder überfallen wollte. Tränen waren Kraftverschwendung. Sie schlief ein und träumte von den mondlichtgesprenkelten Schatten am Ufer eines Billabong und von grünen Augen.
    Es war noch nicht hell, als sie aufwachte. Sie stand auf und tappte, immer noch halb schlafend, in die Küche. Aurelia rührte geschäftig in einem Topf und scheuchte eine schlaftrunkene Sally in der Küche umher. »Weck deine Mutter«, sagte sie munter. »Wir haben ein paar arbeitsreiche Tage vor uns, und da werden wir alle Hände brauchen.«
    Ellie zog die Brauen hoch. »Was kann sie denn tun?«
    »Sie kann reiten«, sagte Aurelia knapp. »Und ich brauche jede Hilfe, die ich kriegen kann, um die Rinder zusammenzutreiben und zum Wasserloch Nummer zwölf zu bringen.«
    Ellie merkte, dass ihre Moral sich hob, als sie das Schlafzimmer betrat, das Aurelia und Alicia sich teilen mussten, weil es im Haus nur zwei Schlafräume gab. Aurelia war aus ihrer Trübsal erwacht; ihr unbezwingbarer Geist ließ sich nicht allzu lange unterdrücken. Warratah würde überleben.
    Das große Doppelbett war zerwühlt, die Decken auf eineSeite gezogen. Alicia schlief tief; ein weißer, zarter Arm lag auf dem Federbett, ein schlankes Bein lugte darunter hervor.
    Ellie wollte sie wecken, aber etwas ließ sie innehalten. Sie schaute auf ihre Mutter hinab und betrachtete die makellose Haut, das blonde Haar und die lackierten Fingernägel. Alicia sah so zerbrechlich aus in den weißen Laken, so fehl am Platz in diesem kleinen Holzhaus inmitten der Wildnis, und zum ersten Mal im Leben wurde Ellie klar, wie verletzlich ihre Mutter war. Sie mochte selbstsüchtig und egozentrisch sein, eine Zimtzicke, wie Tante Aurelia gern sagte – aber sie war um die halbe Welt gefahren, und die Reise musste schrecklich gewesen sein. Hinter dieser zarten Fassade musste ein Kern aus Stahl stecken. Ihre Verletzlichkeit lag in ihrer Isolation; sie erkannte nicht, dass sie ständig die Menschen vor den Kopf stieß, die sie ohne Vorbehalt lieben könnte.
    Alicia schlug die Augen auf. »Guten Morgen, Darling«, murmelte sie.
    Ellie schob ihre Gedanken beiseite. Alicia hatte ihr Mitgefühl so nötig wie eine Kuh Zecken. »Zeit zum Aufstehen«, sagte sie munter. »Frühstück ist fertig.«
    Eine elegante Hand griff nach dem Wecker auf dem Nachttisch, und verschlafene Augen weiteten sich. »Es ist doch noch mitten in der Nacht«, rief Alicia. »Geh weg, Elspeth. Lass mich schlafen.«
    »Wir stehen immer um vier Uhr auf.« Ellie zog eine Moleskin-Hose, Hemd, Jacke und Stiefel aus Aurelias Schrank. »Beeil dich. Wir haben viel zu tun.«
    Alicia richtete sich auf. Ein Träger ihres seidenen Nachthemds rutschte ihr von der Schulter. Sie musterte die Kleider, die Ellie auf das Bett geworfen hatte. »Du erwartest doch nicht, dass ich so was anziehe, oder?« Sie zog eine Grimasse. »Ich werde einfach schrecklich aussehen.«
    »Die Kühe wird das nicht stören.« Ellie hatte Mühe, keine Miene zu verziehen.
    »Kühe?« Die blauen Augen weiteten sich. »Was um alles in der Welt haben die Kühe damit zu tun?«
    Ellie blieb in der Tür stehen. Sie roch den Speck, der in der Küche briet, und bekam Hunger. »Wir verlegen sie heute«, sagte sie ungeduldig. »Also beeil dich lieber, denn sonst verpasst du das Frühstück.« Sie schloss die Tür und überließ ihre Mutter sich selbst. Sie würde es lernen.
    Sie hatten zu Ende gefrühstückt, als Alicia aus dem Zimmer kam, und waren schon

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