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Anemonen im Wind - Roman

Anemonen im Wind - Roman

Titel: Anemonen im Wind - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley
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Kurs auf die Landebahn, die jetzt von brennenden Öltöpfen beleuchtet war. Die Hilfsknechte standen als dunkle Schatten vor den Flammen, sie schauten in den Himmel und warteten auf das Flugzeug. Für sie war es immer noch ein Wunder, das von den Himmelsgöttern kam.
    Ellie brachte den Wagen mit einem Schleudern zum Stehen, und sie stiegen aus und schauten zu, wie das kleine Flugzeug nach einer sauberen Landung am Ende der Landebahn anhielt. Die beiden Propeller blieben stehen, das Motorengeräusch verhallte, die Seitentür öffnete sich, und ein Mann kletterte heraus.
    »Ich werd verrückt«, flüsterte Aurelia. »Das ist Mickey Maughan.« Sie spähte in den flackernden Fackelschein, und das Feuer funkelte in ihrem Monokel. »Und du rätst nie, wer da bei ihm ist«, fügte sie staunend hinzu.
    »Was zum Teufel will sie denn hier?«, fragte Ellie in schneidendem Ton, als sie die elegante Gestalt an der Ausstiegsleiter erblickte. Sie befingerte die goldene Kette an ihrem Hals. Joes Ring hing immer noch daran, sicher vor der Alltagsarbeit, dicht an ihrem Herzen – ihr Talisman, der sie vor allem Unangenehmen beschützte.
    Aurelia zuckte die Achseln. »Das werden wir bald erfahren.« Sie und Ellie schauten einander an, und auch wenn Ellie ihr Bestes tat, um ihre Gefühle zu verbergen, konnte sie ihrer Tante nichts vormachen. »Gib dir Mühe und sei nett zu ihr, Liebes. Sie ist deine Mutter.«
    Ellie schob den Ring wieder unter ihr Hemd und bohrte die Hände in die Taschen ihrer Moleskins. »Nur, wenn es ihr passt«, antwortete sie säuerlich.
    »Tag, Aurelia. Ellie«, dröhnte Mickey Maughan und kam ihnen entgegen. »Wie geht’s?«
    »Gut.« Ellie zuckte zusammen, als er ihre Hand drückte. Mickey wusste nicht, wie stark er war, und seine raue, aber herzliche Art war manchmal überwältigend. »Wie steht’s auf Jarrah? Was macht Seamus? Wir haben ein paar Briefe bekommen, aber er schreibt ja nie viel.«
    »Seamus geht’s gut. Ist irgendwo in Europa. Sagt aber nicht, wo.« Er nahm den Hut ab und kratzte sich den Kopf. »Auf Jarrah sieht’s genauso aus wie überall. Trocken und staubig. Die Rinder sind mager und in schlechtem Zustand. Ihr wisst ja, wie es ist.«
    »Könnte mir jemand mit meinem Gepäck helfen?« Der klagende Ruf kam von Alicia, die noch immer in der Luke des Flugzeugs stand, die Koffer zu ihren Füßen.
    »Jacky Jack. Hol das Gepäck, und leg es hinten auf den Wagen«, befahl Aurelia. Mickey stürzte zum Flugzeug zurück, reichte Alicia die Hand und führte sie die Treppe herunter, als wäre sie die Königin von Saba. »Anscheinend ist deine Mutter wieder mal erfolgreich«, brummte Aurelia. »Der arme Mickey ist seit Jahren auf der Suche, und nach seinem Gesicht zu urteilen, würde ich sagen, er rechnet sich Chancen aus.«
    »Er wird schon noch feststellen, dass er dann mehr zu schlucken haben wird, als er verdauen kann.« Ellie beobachtete, wie ihre Mutter majestätisch über die Landebahn auf sie zuschritt. Das hatte ihr gerade noch gefehlt. Was um alles in der Welt dachte sie sich dabei, mitten in der Krise hier aufzukreuzen?
    »Darling!«, rief Alicia und fiel Ellie um den Hals, scheinbar ohne die starre Ungerührtheit ihrer Tochter zu bemerken. »Wie erwachsen du bist. Und wie hübsch!« Sie hielt Ellie auf Armlänge von sich und betrachtete sie entzückt.
    Ellie wahrte höflich die Fassade. Eine Wolke von Parfüm und duftendem Gesichtspuder umwehte sie. Pflichtschuldig küsste sie die mit Rouge geschminkte Wange und ließ die übertrieben enthusiastische Begrüßung mit eisiger Zurückhaltung über sich ergehen. Alicias unerwartetes Erscheinen war schlimm genug, aber Ellie graute vor dem Gedanken, dass ihr ruhiges Daseinauf Warratah damit zu Ende sein sollte. »Ich dachte, du bleibst in England und kümmerst dich um Grandma und Grandpa?«, stellte sie fest.
    »Das habe ich getan, Darling«, sagte Alicia und umarmte ihre Schwester. »Aber dann habe ich die Chance bekommen, auf einem Konvoi herzukommen, und da bin ich.« Sie strahlte. »In Cloncurry habe ich euch verpasst, aber Mickey hier« – ihr Blick blendete den Unglückseligen neben ihr –, »Mickey hat mir freundlicherweise angeboten, mich mitzunehmen, da sein Besitz ja gleich nebenan liegt.« Sie lächelte. »War das nicht ein Glücksfall?«
    Ellie warf einen Blick auf Mickey, der ihre Mutter anbetungsvoll anstarrte. Jarrah Downs lag ungefähr zweihundert Meilen weit entfernt an der Ostgrenze des Anwesens. Kaum nebenan. Aber sie ließ

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