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Anemonen im Wind - Roman

Anemonen im Wind - Roman

Titel: Anemonen im Wind - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley
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spornte ihr Pferd zum Galopp an. Donnernd ging es über die Buschebene auf den lang gestreckten, verzinkten Wassertrog zu.
    »Das war’s«, rief Aurelia, als die Herde den Trog erreicht hatte und durstig zu saufen begann. »Lunchtime.«
    Zwei der Boys blieben bei der Herde, der Rest stieg ab. Der Pferdeknecht nahm ihnen die Tiere ab und holte die frischen, während Jacky Jack und Ellie das Essen vorbereiteten; es gab Tee aus der Blechkanne, Cornedbeef und in der Glut gebackenes Brot. Zum Nachtisch hatten sie getrocknete Aprikosen.
    »Ich habe nie geahnt, wie entsetzlich Kühe sein können.« Alicia fächelte sich mit ihrem Hut Kühlung zu. »Wie man sich auch dreht, überall stinkt es nach Fell und Mist. Und diese Fliegen   …« Sie zog eine Grimasse und schwenkte den Hut über dem schwarzen Schwarm, der sich über ihren Lunch hermachte.
    »Daran gewöhnt man sich«, sagte Ellie lachend. »Ich merk’s schon gar nicht mehr.«
    Sie aßen schnell und stiegen dann wieder auf die Pferde, damit die Boys die Herde verlassen und ebenfalls essen konnten. Ellie sah, dass Alicia steif vom langen Reiten war, aber widerwillig musste sie sie doch bewundern, denn sie beklagte sich nicht.
    Sie trieben die Herde weiter vor sich her, während die Sonne dem Abend entgegen wanderte. Das Land war teilweise gerodetes, offenes Gelände mit Spinnifex- und Mitchell-Gras, das bereits jämmerlich verdorrt war und wenig Nahrung bot. Als die Sonne zum Horizont niedersank, kam der Sammelpferch von Sand Hill in Sicht. Die Boys ritten voraus und öffneten das Tor; dahinter führte eine breite Gasse am Koppelzaun entlang. Die Gasse war ungefähr vierhundert Yard breit und eine Meile lang, und sie führte geradewegs in den Pferch.
    »Haltet sie dicht zusammen«, warnte Aurelia. »Lasst sie nicht ausreißen.«
    Mit Peitschenknall und schrillen Pfiffen trieben die Reiter die Tiere in schnellem Tempo voran. Die Hunde rannten kläffend nebenher; sie zwickten und duckten sich, sprangen und schlugen Haken, um schweren Hufen und spitzen Hörnern auszuweichen, aber auch den grausamen Hieben der Peitschen, die an ihren Ohren vorbeipfiffen. Die Rinder waren wachsam geworden. Siehoben witternd die Nasen und brüllten empört, als ihnen klar wurde, was geschehen würde. Aurelia erteilte laute Anweisungen, und inmitten einer dicken, atemberaubenden Staubwolke hielten die Männer und Frauen von Warratah ihre Herde eng beisammen und behielten vor allem die Bullen im Auge, damit sie nicht ausbrechen konnten. Sie trieben ihre Pferde an, und die Herde verfiel in Trab. Die Kälber blieben zurück, erschöpft von der langen Wanderung, Kühe brüllten, und ein paar der Bullen versuchten, die Färsen zu bespringen. Sie waren jetzt nur noch dreihundert Yard vom Gatter des Sammelpferchs entfernt.
    Einer der Bullen entdeckte das Gatter und brüllte vor Wut. Er blieb stehen, warf sich herum und galoppierte durch die Herde zurück, am Koppelzaun entlang und auf das offene Gelände zu.
    Ellie und Alicia setzten ihm nach. Ellies schwarzer Wallach griff weit aus, sodass sich der Abstand zwischen ihr und dem Bullen zusehends verringerte. Als sie in vollem Galopp an seiner Seite angelangt war, lenkte sie den Wallach in seine Flanke. Der Bulle taumelte und kam zum Stehen.
    Ellie warf einen kurzen Blick zurück zu Aurelia und den Knechten. Sie waren bei der unruhigen Herde geblieben. Von ihnen kam keine Hilfe. Dann sah sie einen blauen Strich, der die Gasse entlanggeschossen kam, und erleichtert erkannte sie einen Hund, der sich Sekunden später auf den Bullen stürzte und dem armen Tier die Zähne in die Nase schlug. Brüllend vor Wut schüttelte der Bulle den Kopf, aber der Blue Heeler ließ nicht locker, und seine Zähne färbten sich rot vom Blut, während er hilflos durch die Luft geschwenkt wurde.
    Der Bulle riss gequält die Augen auf und blähte die blutigen Nüstern. Er hob den Kopf, stemmte die Füße in den Staub und schüttelte den Hund in der Luft wie einen Lappen. Dann hatte er sich mit einem kraftvollen Schwung befreit und stand brüllend da.
    Der Blue Heeler duckte sich mit gesträubtem Nackenfell und keuchenden Flanken in den Staub. Die Frauen brachten vorsichtig ihre Pferde in Stellung. Der Hund fletschte die Zähne und knurrte tief und kehlig; er wartete angespannt ab, die Ohren flach angelegt. Der Bulle senkte den Kopf und griff an. Der Hund sprang flink zur Seite und schlug dem Bullen die Zähne ins Ohr.
    Alicia wendete ihr Pferd, um dem Hund zu helfen, aber

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