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Anemonen im Wind - Roman

Anemonen im Wind - Roman

Titel: Anemonen im Wind - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley
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sie das Pferd ein Weilchen nervös tänzeln, ehe sie die Zügel fest in die Hand nahm. »Kesser, als gut für ihn ist«, knurrte sie. »Der alberne Kerl bildet sich tatsächlich ein, ich würde ihm seine Angeberei durchgehen lassen.«
    Ellie beobachtete, wie Alicia die Zügel hielt und wie lässig sie im Sattel saß, und begriff, dass Aurelia ihre Mutter besser kannte als sie. Sie seufzte tief und erleichtert. Zumindest eine Sorge weniger, dachte sie, als sie den Sattel zu ihrem schwarzen Wallach trug. Clipper wurde allmählich zu alt für solche Späße; er verbrachte seinen wohlverdienten Ruhestand mit Dads altem Grauschimmel auf der Koppel, wo das Gras immer noch grün und saftig war, weil dort ein unterirdischer Wasserlauf in den langen, schmalen Billabong floss. Sie ritt das Pony aber immer noch hin und wieder, und seit Joe weg war, verbrachte sie oft ihre Zeit mit ihm.
    Die Knechte hatten Ersatzpferde zusammengetrieben und führten sie an einem Seil hinter ihren eigenen Tieren. Die Lastpferde waren mit Proviant und dem Werkzeug beladen, das sie in den nächsten paar Tagen vielleicht brauchen würden. Jeder Reiter hatte eine zusammengerollte Schlafdecke und ein Gewehr bei sich. Die Pferde hatten so lange pausiert, dass sie nervös waren, und nicht alle waren darüber begeistert, dass man sie beim Grasen gestört hatte.
    »Als Erstes nehmen wir uns die Weide am Gidgee Creek vor; die liegt am nächsten«, rief Aurelia. »Wir tränken die Tiere am Wasserloch vier und bringen sie dann zum Sammelpferch in Sand Hill. Mittags können wir die Pferde wechseln, damit sie fürs Zusammentreiben frisch sind.« Sie stieß ein paar laute Pfiffe aus, und während Sallys und Jacky Jacks jüngste Tochter das Gatter öffnete, stürmten die Hunde aus dem Zwinger. Es war eine bunt gemischte Meute, aber alle trugen die ausgeprägte Zeichnung des Blue Heeler, der sie anführte. Er war ein schöner Hund mit intelligenten Augen; sein Fell glänzte blau im Licht des frühen Morgens, und er war spürbar glücklich über seine Freiheit.
    Aurelia stieß einen lauten Pfiff aus, und die Hunde sammelten sich gehorsam um sie herum. Zungen baumelten aus den Schnauzen, Schwänze wedelten, Ohren richteten sich steil auf. »Also los«, rief sie.
    Ellie fühlte, wie die Trauer sie wieder überkommen wollte, als sie vom Hof auf die Koppel ritten. Jacky Jack und seine fünf Boys waren alles, was von den dreißig oder vierzig Männern übrig war, die sonst in der Auftriebssaison zum Arbeiten erschienen; anders als Jarrah hatten sie keine Veteranen auf Warratah. Ihr Blick ging in die Ferne, und sie fragte sich, wo Joe sein mochte und ob er überhaupt noch an sie dachte. Es war ein merkwürdiges Gefühl, ihn nicht an ihrer Seite zu haben – fast so, als ob ein Teil ihrer selbst fehlte.
    »Hör auf mit deinen Tagträumereien, Schatz«, sagte Aurelia streng. »Du wirst schon bald von ihm hören.«
    Ellies Stimmung besserte sich, als sie alle, von den Hunden begleitet, in die Ebene hinausritten. Die Sonne stieg höher, und der Horizont flimmerte heiß. Die Herde wuchs, je länger sie durch das Buschland ritten und Tiere zusammentrieben, und Hunde und Reiter hatten alle Hände voll zu tun, um die rund dreihundert Stück Vieh dicht beieinander zu halten und sie auf Wasserloch vier zuzutreiben.
    Es war eine gemischte Herde mit Trächtigen, Einjährigen, Kälbern und Bullen; sie hatten ungefähr drei Monate lang ungestört weiden können, seit man sie das letzte Mal behelligt hatte, und es gefiel ihnen jetzt nicht besonders. Unter dem lauten Knallen der Peitschen und dem beständigen Getrommel der Hufe brüllten die Bullen, und die Kühe muhten nach ihren verlorenen Kälbern. Roter Staub wehte himmelwärts.
    Aurelia und drei der Boys ritten vorn an der Flanke der Herde, während Ellie und Alicia weiter hinten auf beiden Seiten Position bezogen hatten. Die letzten beiden Boys mussten die Nachhut zusammenhalten. Die Hunde schnappten unermüdlich nach Beinen und Flanken, stürmten auf die Herde ein und hielten sie zusammen, und hier und da holten sie einen Irrläufer zurück, der seitlich ausbrechen wollte.
    Ellie behielt ihre Mutter im Auge und sah, dass sie sich gut hielt – trotz Staub, Hitze und Fliegen. Aber alle waren erleichtert, als sie das Wasserloch am Horizont sehen konnten, denn der Vormittag war lang gewesen, und die Sonne brannte unerbittlich.
    Die Herde lief schneller, als die Hilfsknechte anfingen, Wasser auf den Boden zu spritzen, und Ellie

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