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Ange Pitou, Band 2

Titel: Ange Pitou, Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas
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der unsern vorgeht. Ihr Bruder -- Sie wissen, daß ihr Bruder der Maison-Rouge höchstens einmal im Jahre erscheint; er kommt, umarmt seine Schwester, begrüßt Eure Majestät und geht, ohne daß jemand erfährt, was aus ihm wird.
    Ja, ich weiß dies alles.
    Bedenken Sie, Madame, daß diese Gräfin von Charny, sollte Gott mich zu sich rufen, heute ihren Mädchennamen wieder annehmen könnte, ohne daß der reinste Engel des Himmels in ihren Träumen, in ihrem Geiste ein Wort, einen Namen, der an ihren Frauenstand erinnern könnte, erlauern würde.
    Oh! ja, ja, ich weiß, daß Ihre Andree ein Engel auf Erden ist, ich weiß, daß sie geliebt zu sein verdient. Darum denke ich, die Zukunft gehöre ihr, während sie mir entschlüpft. Oh! nein, nein. Hören Sie, Graf, ich beschwöre Sie, nicht ein Wort mehr. Ich spreche nicht als Königin mit Ihnen, verzeihen Sie mir. Ich habe mich vergessen. Doch was wollen Sie? ... In meiner Seele tönen zwei Stimmen: eine, die mir immer von Glück, von Freude und Liebe, dieandre, die düster nur von Unglück, Krieg und Tod mir singt. Ich höre darin die Stimme meiner Jugend, die ich überlebe. Charny, verzeihen Sie mir, ich werde nicht mehr jung sein, ich werde nicht mehr lächeln, ich werde nicht mehr lieben.
    Und die arme Frau drückte ihre abgemagerten, zarten Hände an ihre brennenden Augen, und die Thräne einer Königin, ein Diamant glitt zwischen jedem ihrer Finger durch.
    Der Graf fiel abermals auf die Kniee.
    Madame, im Namen des Himmels, sagte er, befehlen Sie mir, sie zu verlassen, zu fliehen, zu sterben, lassen Sie mich aber nicht sehen, daß Sie weinen.
    Und der Graf war selbst nahe daran, zu schluchzen, während er diese Worte sprach.
    Es ist vorbei, sagte die Königin, indem sie sich erhob und sanft den Kopf mit einem Lächeln voll Anmut schüttelte.
    Und mit einer reizenden Gebärde warf sie ihre dichten gepuderten Haare zurück, die sich auf ihrem schwanenweißen Halse entrollt hatten.
    Ja, ja, es ist vorbei, fuhr die Königin fort, ich werde Sie nicht mehr betrüben; lassen wir alle diese Tollheiten. Mein Gott! es ist seltsam, daß das Weib so schwach ist, während die Königin es so sehr bedarf, stark zu sein. Sie kommen von Paris, nicht wahr? Lassen Sie uns plaudern. Sie sagten mir Dinge, die ich vergessen habe; es war jedoch sehr ernst, nicht wahr, Herr von Charny?
    Gut, Madame, kommen wir auf dies zurück; denn, wie Sie bemerken, ist das, was ich Ihnen zu sagen habe, äußerst ernst; ja ich komme von Paris und habe dem Ruin des Königtums beigewohnt.
    Ich hatte recht, den Ernst herauszufordern, denn Sie geben mir ihn, ohne zu rechnen, Herr von Charny. Eine glückliche Meuterei, das nennen Sie den Ruin des Königtums. Wie, weil die Bastille genommen ist, Herr von Charny, sagen Sie, das Königtum sei vernichtet? Oh! Sie bedenken nicht, daß die Bastille erst im vierzehnten Jahrhundert in FrankreichWurzel gefaßt hat, und daß das Königtum Wurzeln von sechstausend Jahren im ganzen Weltall hat.
    Ich möchte mir gern Illusionen machen können, Madame, erwiderte der Graf, und dann würde ich, statt den Geist Eurer Majestät in Trauer zu versetzen, die tröstlichsten Nachrichten verkündigen. Leider giebt das Instrument keine andern Töne von sich, als die, für die es bestimmt war.
    Hören Sie, ich will Sie unterstützen, ich, die ich nur ein Weib bin; ich will Sie wieder auf den guten Weg bringen.
    Ach! das soll mir lieb sein.
    Die Pariser haben sich empört, nicht wahr?
    Ja.
    In welchem Verhältnis?
    Im Verhältnis von zwölf zu fünfzehn.
    Wie machen Sie diese Berechnung?
    Oh! ganz einfach, das Volk beträgt zwölf Fünfzehntel beim Körper der Nation; es bleiben zwei Fünfzehntel für den Adel und eines für die Geistlichkeit.
    Graf, die Rechnung ist genau, und Sie wissen Ihren Rechenschaftsbericht an den Fingern herzusagen. Folgendes ist nun meine Berechnung ... Wollen Sie dieselbe hören?
    Mit Ehrfurcht.
    Auf zwölf Fünfzehntel sechs Weiber, nicht wahr?
    Ja, Eure Majestät. Doch ...
    Unterbrechen Sie mich nicht. Wir sagen sechs Fünfzehntel Weiber, somit bleiben sechs; zwei gebrechliche oder gleichgültige Greise, ist das zuviel?
    Nein.
    Es bleiben vier Fünfzehntel, von denen Sie mir wohl zwei für Feige und Laue einräumen werden. Ich schmeichle der französischen Nation. Doch es bleiben noch zwei Fünfzehntel; ich gebe sie Ihnen wütend, standhaft, tapfer und militärisch. Diese zwei Fünfzehntel, schlagen wir sie an für Paris; denn für die Provinz, das ist

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