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Ange Pitou, Band 2

Titel: Ange Pitou, Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas
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daran?
    Sie schwören mir, daß Ihnen Frau von Charny nicht geschrieben hat? Hören Sie: Ich weiß, daß sie ausgehen wollte; ich weiß, daß sie eine Idee im Kopfe hatte ... Schwören Sie mir, Graf, daß Sie nicht ihr zu Liebe zurückgekommen sind.
    In diesem Augenblicke klopfte man an die Thüre.
    Herein! sagte die Königin.
    Die Kammerfrau erschien wieder.
    Madame, sagte sie, der König hat zu Abend gespeist.
    Der Graf schaute Marie Antoinette mit Erstaunen an.
    Nun, sagte sie, die Achseln zuckend, was ist dabei so Erstaunliches? Muß der König nicht zu Abend speisen?
    Olivier faltete die Stirne.
    Sagen Sie dem König, antwortete die Königin, ohne sich stören zu lassen, ich erhalte Nachrichten von Paris, und ich werde sie ihm mitteilen, sobald ich sie vernommen habe.
    Dann wandte sie sich gegen Charny um und sprach: Fahren wir fort; da nun der König zu Abend gespeist hat, ist es billig, daß er verdaut.

Eifersucht.
    Diese Unterbrechung hatte nur einen augenblicklichen Stillstand im Gespräche herbeigeführt, aber durchaus nichts an dem doppelten Gefühle der Eifersucht geändert, das die Königin in diesem Moment beseelte -- Eifersucht als Frau, Eifersucht der Macht als Königin.
    Den Grafen schien es übrigens, da die Dinge auf diesen Punkt gelangt waren, ebensosehr, als die Königin, zu drängen, eine Erklärung zu erhalten; nachdem die Thüre wieder geschlossen, war er es auch, der sich des Wortes zuerst bemächtigte.
    Sie fragen mich, ob ich Frau von Charny zu Liebe zurückgekommen sei? sagte er. Eure Majestät hat also vergessen, daß Verpflichtungen unter uns übernommen worden sind, und daß ich ein Mann von Ehre bin?
    Ja, sprach die Königin. Sie sind ein Mann von Ehre; ja, Sie haben geschworen, sich meinem Glück zu opfern, und dieser Schwur verzehrt mich, denn, indem Sie sich meinem Glück opfern, opfern Sie zu gleicher Zeit eine schöne Frau von edlem Charakter ... ein Verbrechen mehr.
    Oh! Madame, nun übertreiben Sie die Anklage. Gestehen Sie nur, daß ich mein Wort als redlicher Mann gehalten habe.
    Das ist wahr, ich bin wahnsinnig, verzeihen Sie mir.
    Nennen Sie nicht Verbrechen, was vom Zufall und der Notwendigkeit geboten ist. Wir haben beide diese Heirat beklagt, die allein die Ehre der Königin wahren konnte. Es handelt sich nicht mehr darum, diese Ehe zu erdulden, wie ich es bereits seit vier Jahren gethan.
    Ja, rief die Königin. Doch glauben Sie, ich sehe Ihren Schmerz nicht, ich begreife Ihren Kummer nicht, die sich unter der Form der tiefsten Ehrfurcht verbergen? Glauben Sie, ich sehe nicht alles?
    Ich bitte, Madame, sprach der Graf, sich verbeugend, teilen Sie mir mit, was Sie sehen, damit ich, wenn ich nicht genug selbst gelitten und die andern habe leiden lassen, die Summe der Uebel für mich und für alles, was mich umgiebt, verdoppele, fest überzeugt, immer noch zu wenig zu thun, im Verhältnisse zu dem, was ich Ihnen schuldig bin.
    Die Königin streckte die Hand gegen den Grafen aus. Das Wort dieses Mannes hatte eine unwiderstehliche Macht, wie alles, was einem aufrichtigen und leidenschaftlichen Herzen entfließt.
    Befehlen Sie also, Madame, fügte er hinzu, ich beschwöre Sie, fürchten Sie sich nicht, zu befehlen.
    Ja, ja, ich weiß es wohl, ich habe unrecht, ja, verzeihen Sie mir; ja, es ist wahr. Doch wenn Sie irgendwo ein verborgenes Idol haben, dem Sie einen geheimnisvollen Weihrauch streuen, wenn für Sie in einem Winkel der Welt eine angebetete Frau ist ... Oh! ich wage es nicht mehr, dieses Wort auszusprechen, es macht mir bange, und ich zweifledaran, wenn die Silben, aus denen es besteht, die Luft treffen und an mein Ohr klingen. Wohl denn! wenn das besteht, allen verborgen, so vergessen Sie nicht, daß Sie vor allen, daß Sie öffentlich für die andern und auch für sich selbst eine junge und hübsche Frau haben, die Sie mit beständigen Gefälligkeiten und Aufmerksamkeiten umgeben; eine Frau, die sich auf Ihren Arm verläßt, und die Stütze Ihres Armes zugleich als Stütze Ihres Herzens betrachtet.
    Olivier faltete die Stirne, und die so reinen Linien seines Gesichts veränderten sich einen Augenblick.
    Was verlangen Sie, Madame? sagte er, etwa, daß ich die Gräfin von Charny entferne? Sie schweigen; ist es also das? Wohl! ich bin bereit, diesem Befehl zu gehorchen; doch Sie wissen, sie ist allein in der Welt. Sie ist Waise; ihr Vater, der Baron von Taverney, ist im vorigen Jahre gestorben als ein würdiger Edelmann der alten Zeit, der nicht sehen will, was in

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