Ange Pitou, Band 3
verstaucht sich ein Bein und läuft unter dem Gelächter aller dieser Megären hinkend davon.
Der Abbé entkam deswegen so unangefochten, weil die Fackeln schon angezündet waren, weil die Mordbrennerinnendie Fackeln schon in den Händen hatten, und sie den Archiven näherten.
Plötzlich stürzt der Mann mit dem grauen Rocke vor und entreißt Brände und Fackeln den Händen der Weiber; die Weiber widerstehen, der Mann peitscht sie mit Fackelstreichen und während das Feuer die Röcke faßt, löscht er das aus, welches schon die Papiere faßte.
Wer ist denn dieser Mann, der sich so dem furchtbaren Willen von zehntausend wütenden Kreaturen widersetzt?
Warum ließ man sich von diesem Mann beherrschen? Man hat den Abbé Lefevre halb gehenkt, man wird wohl diesen Mann aufhenken, sobald niemand mehr da sein wird, um es zu verhindern.
Es erhebt sich auch wirklich ein hirnwütender Chor und bedroht ihn mit dem Tode; mit der Drohung verbindet sich die Thätlichkeit.
Die Weiber umgeben den Mann mit dem grauen Rock und werfen ihm einen Strick um den Hals.
Aber Billot ist herbeigelaufen. Billot wird Maillard den Dienst leisten, den Maillard dem Abbé geleistet hat.
Er klammert sich an den Strick an, durchschneidet ihn an zwei bis drei Stellen mit einem scharfem Messer, das in einem äußersten Notfall -- weil es bestielt ist -- seinem kräftigen Arm zu etwas anderm dienen konnte.
Und während er den Strick in so viele Stücke zerschneidet, als ihm möglich ist, ruft Billot:
Unglückliche! Ihr kennt also nicht einen der Sieger der Bastille, denjenigen, welcher über das Brett gegangen ist, um die Kapitulation zu holen, während ich in den Gräben plätscherte? Ihr kennt also Herrn Maillard nicht?
Bei diesem so bekannten und so gefürchteten Namen halten alle Weiber inne. Man schaut sich an, man wischt sich die Stirne ab.
Ein Sieger der Bastille, Herr Maillard, der Gerichtsdiener im Chatelet, es lebe Herr Maillard!
Die Drohungen verwandeln sich in Liebkosungen; man umarmt Maillard, man ruft: Es lebe Maillard!
Maillard wechselt einen Händedruck und einen Blick mit Billot.
Der Händedruck will sagen: Wir sind Freunde!
Der Blick will sagen: Wenn Sie je meiner bedürfen, rechnen Sie auf mich.
Maillard hat auf alle diese Weiber einen um so größeren Einfluß gewonnen, als sie einsehen, Maillard habe ihnen ein kleines Unrecht zu vergeben.
Aber Maillard ist ein alter Volksmatrose, er kennt dieses Meer der Vorstädte, das auf einen Hauch sich erhebt und auf ein Wort sich legt.
Er weiß, wie man mit allen diesen menschlichen Wellen spricht, wenn sie einem Zeit gönnen, zu sprechen.
Uebrigens ist der Augenblick gut, um sich hören zu lassen, man schweigt um Maillard.
Maillard will nicht, daß die Pariser die Gemeinde, das heißt, die einzige Macht, die sie beschützt, zerstören; er will nicht, daß sie die Bürgerliste, die beweist, daß ihre Kinder nicht lauter Bastarde sind, vernichten.
Das ungewöhnliche, scharfe, spöttische Wort bringt seine Wirkung hervor.
Niemand wird getötet, nichts wird verbrannt werden.
Aber man will nach Versailles ziehen.
Dort ist das Uebel, dort bringt man die Nächte in Orgien hin, während man in Paris Hunger hat. Versailles verschlingt alles. Paris fehlt es an Korn und Mehl, weil die Kornzufuhren, statt in Paris anzuhalten, unmittelbar von Corbeil nach Versailles gehen.
Das wäre nicht so, wenn der Bäcker und die Bäckerin und der Bäckerjunge sich in Paris befänden.
Mit diesen Spottnamen bezeichnet man den König, die Königin und den Dauphin, diese drei natürlichen Austeiler des Brotes für das Volk.
Da die Weiber in Haufen organisiert sind, da sie Flinten,Kanonen, Pulver haben, mit Piken und Heugabeln bewaffnet sind, so werden sie auch einen General haben.
Warum nicht? die Nationalgarde hat auch einen.
Lafayette ist der General der Männer.
Maillard wird der General der Weiber sein.
Lafayette kommandiert seine Faulenzer von Grenadieren, die eine Reservearmee zu sein scheinen, so wenig thun sie, während so viel zu thun ist.
Maillard wird das aktive Heer kommandieren.
Ohne zu lächeln, ohne eine Miene zu verändern, nimmt Maillard den Antrag an.
Maillard ist kommandierender General der Weiber von Paris.
Der Feldzug wird nicht lange dauern, aber er wird entscheidend sein.
Maillard als General.
Die Armee, die Maillard befehligte, war immerhin eine Armee. Sie besaß Kanonen, denen es allerdings an Lafetten und Rädern fehlte, aber man hatte sie in Karren
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