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Ange Pitou, Band 3

Titel: Ange Pitou, Band 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas
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schwankend, verzweiflungsvoll.
    Aus der Mitte dieser Weiber brach von Zeit zu Zeit ein gerade durch seine Schwäche drohender Schrei hervor, denn man fühlte, daß dieser Schrei aus dem Munde von Ausgehungerten kam.
    Nach Versailles! riefen sie.
    Und auf ihrem Wege winkten sie allen Weibern, die sie in den Häusern erblickten, und riefen alle Frauen, die sie an den Fenstern sahen.
    Ein Wagen kam vorüber, zwei Damen saßen in diesem Wagen, sie streckten ihre Köpfe aus den Schlägen und lachten.
    Das Gefolge der Trommelschlägerin blieb stehen. Zwanzig Weiber stürzten nach den Schlägen, ließen die zwei Damen aussteigen und gesellten sie, trotz ihrer Einwendungen, trotz ihres Widerstandes, den ein paar kräftige Püffe auf der Stelle bändigten, ihrer Truppe bei.
    Hinter ihnen marschierte ein Mann, mit beiden Händen in seinen Taschen.
    Dieser Mann mit hagerem, bleichem Gesichte, von langer, dünner Gestalt, trug einen grauen Rock, schwarze Weste und schwarze Beinkleider; er hatte einen kleinen dreieckigen Hut, der schief auf seiner Stirne saß. Ein langer Degen schlug an seine mageren, aber nervigen Beine.
    Er folgte schauend, horchend, alles mit seinem durchdringendenAuge, das er unter seinen schwarzen Brauen rollte, verschlingend.
    Ei! sagte Billot, ich kenne dieses Gesicht, ich habe es bei allen Aufständen gesehen.
    Es ist der Gerichtsdiener Maillard.
    Maillard verschwand mit den Weibern bei der Biegung der Straße.
    Billot hatte große Lust, es zu machen wie Maillard, aber Gilbert zog ihn nach dem Stadthause fort.
    Man wußte im Stadthause, was in Paris vorfiel, aber man bekümmerte sich kaum darum. Was lag in der That dem phlegmatischen Bailly und dem Aristokraten Lafayette daran, daß ein Weib trommelte. Das war ein Vorempfang auf den Karneval, und nichts andres.
    Als man aber im Gefolge dieses trommelnden Mädchens zwei bis dreitausend Weiber kommen sah; als auf den Seiten dieser Schar, die von Minute zu Minute zunahm, eine nicht minder zahlreiche Schar von Männern, auf eine unheimliche Weise lächelnd und ihre häßlichen Waffen in Ruhe haltend, herbeirückte; als man bemerkte, diese Männer lächeln zum voraus über das Böse, das die Weiber thun würden und das um so weniger abzuwenden war, als man wohl wußte, die öffentliche Gewalt würde die böse Absicht weder ernstlich verhindern, noch die böse That streng bestrafen, da fing man an, den ganzen Ernst der Lage zu begreifen.
    Nach einer halben Stunde waren achttausend Weiber auf der Greve versammelt. Sie sahen sich in genügender Anzahl und fingen an, mit der Faust auf der Hüfte zu beratschlagen.
    Die Beratung war nicht sehr ruhig. Es waren der Mehrzahl nach Thürsteherinnen, Frauen der Halle, öffentliche Mädchen. Viele von ihnen waren Royalistinnen, und statt den Gedanken zu haben, dem König und der Königin ein Leid anzuthun, hätten sie sich für sie töten lassen.
    Das Resultat der Beratung war folgendes:
    Brennen wir ein wenig das Stadthaus nieder, wo soviele Papierwische fabriziert werden, um uns zu verhindern, alle Tage zu essen.
    Man beschäftige sich im Stadthause gerade damit, einen Bäcker zu richten, der Brot mit falschem Gewicht verkauft hatte.
    Demzufolge erwarteten die Stammgäste der Laterne den Bäcker mit einem Strick.
    Die Wache des Stadthauses wollte den Unglücklichen retten und wandte hiezu alle ihre Kräfte an; aber leider, wie man seit einiger Zeit die Erfahrung gemacht, hatten ihre menschenfreundlichen Absichten nur schlechten Erfolg.
    Die Weiber stürzten sich auf diese Wache, durchbrachen sie, drangen in das Stadthaus ein, und die Plünderung begann.
    Alles, was sie fänden, wollten sie in die Seine werfen und alles, was sie nicht fortschaffen könnten, auf dem Platze verbrennen.
    Das war ein großes Geschäft.
    Es fand sich ein wenig von allem im Stadthause.
    Es fanden sich darin dreihundert Wähler, ferner die Adjunkten, und endlich die Maires.
    Es wird lange dauern, alle diese Menschen ins Wasser zu werfen, sprach eine Frau von Verstand, eine Frau, die Eile hatte.
    Nicht als ob sie es wenig verdienten, sagte eine andre.
    Ja, aber die Zeit fehlt.
    Nun wohl! so verbrennen wir alles! rief eine Stimme; das ist einfacher.
    Man suchte Fackeln, man verlangte Feuer; dann provisorisch, um keine Zeit zu verlieren, belustigte man sich damit, daß man einen Abbé aufhing, den Abbé Lefevre d'Ormesson.
    Zum Glück war der Mann mit dem grauen Rocke da. Er durchschneidet den Strick, der Abbé fällt siebzehn Fuß herab,

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