Ange Pitou, Band 3
für die anarchischen Ideen sagt, sehen Sie, ob diese Wut gegen den unbändigen Eifer der französischen Militäre für die monarchistischen Ideen wird kämpfen können!
Und da alle diese Worte den geheimen Wünschen der Königin entsprachen, so ließ sie sich durch diese Täuschungen zur Ruhe wiegen und bemerkte nicht einmal, daß Charny fern von ihr geblieben war.
Allmählich hörten indessen diese Geräusche auf; der Schlaf des Geistes löschte alle diese Irrlichter, alle diese Phantasmagorien der Trunkenheit aus.
Der König machte übrigens der Königin im Augenblick, wo sie schlafen gehen wollte, einen Besuch und warf ihr das Wort, voll tiefer Weisheit zu: Man muß morgen sehen.
Der Unvorsichtige! mit diesem Worte, das für jede andre Person ein weiser Rat war, belebte er bei der Königin wieder eine halbvertrocknete Quelle des Widerstands und der Herausforderung.
In der That! murmelte sie, als er weggegangen war, die Flamme, diesen Abend im Palast eingeschlossen, wird sich heute Nacht in Versailles ausbreiten und morgen ein Brand für ganz Frankreich sein. Alle diese Soldaten, alle diese Offiziere, die mir heute Abend so heiße Pfänder der Ergebenheitgeboten haben, werden Verräter, Rebellen gegen die Nation, Mörder des Vaterlandes genannt werden.
Jeder von diesen Köpfen, der die schwarze Kokarde aufgesteckt hat, wird für die Laterne der Greve bezeichnet werden.
Jede Brust, aus der so redlich der Ruf: Es lebe die Königin! hervordrang, wird bei den ersten Aufständen von den gemeinen Messern und den schändlichen Piken durchbohrt werden.
Und das bin ich, und abermals ich, die alles verursacht hat. Ich bin es, die zum Tode so viele brave Diener verurteilen wird, ich, die unverletzliche Souveränin, die man um mich her aus Heuchelei schonen und fern von mir aus Haß beschimpfen wird.
Oh! nein, ehe ich in diesem Grade undankbar gegen meine einzigen, gegen meine letzten Freunde bin, ehe ich in diesem Grade mich feig und herzlos zeige, werde ich die Schuld auf mich nehmen. Für mich ist das alles geschehen, ich werde mir den Zorn aufladen ... Wir werden sehen, wie weit es mit dem Hasse kommt, wir werden sehen, bis zu welcher Stufe meines Thrones die schmutzige Woge zu steigen wagt.
Und da die Königin durch die Schlaflosigkeit voll von finsteren Ratschlägen in solcher Weise ermutigt war, so war auch das Resultat des kommenden Tages nicht zweifelhaft.
Der andre Tag kam ganz verfinstert von Klagen, ganz schwer von Gemurre.
Die Nationalgarde, an welche die Königin ihre Fahnen ausgeteilt hatte, erschien am andern Tage und dankte Ihrer Majestät mit gesenktem Kopfe und schiefen Augen.
Aus der Haltung dieser Leute war leicht zu erraten, daß sie nichts billigten, und daß sie im Gegenteil alles mißbilligt haben würden, wenn sie es gewagt hätten.
Sie hatten an dem Zuge teil genommen; sie waren dem Regimente Flandern entgegengegangen; sie hatten Einladungen zu dem Bankett erhalten und angenommen. Nur sie, mehr bürgerlich als soldatisch gesinnt, waren es gewesen, die während der Orgie die dumpfen Bemerkungen gewagt hatten, die keinGehör fanden. Als sie nach dem Palaste kamen, um der Königin zu danken, geleitete sie eine große Menge.
In Betracht der ernsten Umstände wurde die Sache bedeutungsvoll. Man würde auf der einen und auf der andern Seite sehen, mit wem man es zu thun hätte.
Alle Soldaten und Offiziere, die sich am Tage vorher kompromittiert hatten, wollten auch wissen, bis zu welchem Grade sie von der Königin in ihrer unklugen Demonstration unterstützt würden, und hatten, diesem am vorhergehenden Abend beleidigten Volke gegenüber Plätze eingenommen, um die ersten offiziellen Worte zu hören, die aus dem Schlosse kämen.
Das Gewicht der ganzen Gegenrevolution schwebte fortan über dem Haupte der Königin allein.
Es lag inzwischen noch in ihrer Macht, eine solche Verantwortlichkeit von sich abzulehnen, ein solches Unglück zu beschwören.
Aber stolz, wie die Stolzesten ihres Geschlechts, ließ sie ihren klaren, durchsichtigen, sichern Blick auf ihren sie umgebenden Freunden und Feinden umherlaufen, wandte sich mit sonorer Stimme an die Offiziere der Nationalgarde und sprach:
Meine Herren, es freut mich sehr. Ihnen Fahnen gegeben zu haben. Die Nation und das Heer müssen den König lieben, wie wir die Nation und das Heer lieben.
Der gestrige Tag hat mich entzückt.
Nach diesen Worten, die sie mit äußerst fester Stimme betonte, wurde ein Gemurre unter der Menge hörbar,
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