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Ange Pitou, Band 3

Titel: Ange Pitou, Band 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas
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sein als ich, gerade, weil ich ihm das Beispiel der Festigkeit gegeben habe.
    Sie wollen also, daß das Kind sich daran gewöhne, das Blut fließen zu sehen, daß es im zarten Alter sich an Feuersbrünste, an Galgen, an Aufstände, an nächtliche Angriffe gewöhne, daß es Königinnen beschimpfen, Könige bedrohen sehe, und wenn Ihr Sohn, hart wie ein Schwert, kalt wie dieses sein wird, soll er Sie lieben. Sie achten?
    Nein, ich will nicht, daß er dies alles sehe, Billot, darum habe ich ihn bis nach Villers-Cotterets zurückgeschickt, was ich beinahe heute beklage.
    Wie, was Sie beinahe heute beklagen? Und warum dies?
    Weil er heute den Grundsatz des Löwen und der Ratte, der für ihn bis jetzt eine bloße Fabel ist, hätte in Anwendung bringen sehen.
    Was wollen Sie damit sagen, Herr Gilbert?
    Ich sage, er hätte einen armen Pächter gesehen, den der Zufall nach Paris geführt hat, einen braven, redlichen Mann, der weder lesen, noch schreiben kann; der nie geglaubt hätte, sein Leben könnte einen guten oder schlechten Einfluß auf jene hohen Geschicke haben, die er kaum mit dem Auge zu messen wagte. Ich sage, er hätte diesen Mann gesehen, der schon einmal Paris verlassen wollte, wie er es abermals will; er hätte heute sehen können, wie mächtig dieser Mann zur Rettung eines Königs, einer Königin und zweier königlichen Kinder beigetragen hat.
    Billot schaute Gilbert mit erstaunten Augen an.
    Wie dies, Herr Gilbert? sagte er.
    Wie dies, erhabener Unwissender? ich will es dir sagen: dadurch, daß er bei dem ersten Geräusche erwachte, daß er erriet, dieses Geräusch sei ein Sturm, bereit, auf Versaillesniederzufallen; daß er eiligst Herrn Lafayette aufweckte, der in Schlaf gesunken war.
    Ei! das war natürlich, er hatte zwölf Stunden auf dem Pferde gesessen; er hatte vierundzwanzig Stunden sich nicht niedergelegt.
    Dadurch, daß du ihn ins Schloß führtest, fuhr Gilbert fort, daß du dich mitten unter die Räuber warfst und ihnen zuriefst: Zurück Elende! hier ist der Rächer!
    Ah! das ist wahr, ich habe dies alles gethan.
    Nun, Billot, siehst du, das ist ein großer Ersatz, mein Freund; hast du die Ermordung des jungen Mannes auch nicht verhindert, so hast du es vielleicht verhindert, daß man den König, die Königin und die zwei Kinder ermordete! Undankbarer, der du den Dienst des Vaterlandes in dem Augenblick, wo dich das Vaterland belohnt, verlassen willst.
    Aber wer wird je erfahren, was ich gethan habe, da ich es selbst nicht vermutete?
    Du und ich, Billot, ist das nicht genug?
    Billot dachte einen Augenblick nach, dann reichte er dem Doktor seine rauhe Hand und sprach:
    Sie haben recht, Herr Gilbert; doch Sie wissen, der Mensch ist ein schwaches, selbstsüchtiges, unbeständiges Geschöpf; nur Sie, Herr Gilbert, sind stark, edelmütig und beständig. Was hat Sie so gemacht?
    Das Unglück! antwortete Gilbert mit einem Lächeln, in dem mehr Traurigkeit als in einem Schluchzen lag.
    Das ist sonderbar, sagte Billot; ich glaubte, das Unglück mache böse.
    Die Schwachen, ja.
    Und wenn mich das Unglück träfe und ich würde böse?
    Du wirft vielleicht unglücklich sein, doch du wirst nie böse werden, Billot.
    Sind Sie dessen sicher?
    Ich hafte für dich.
    Dann... versetzte Billot seufzend, dann bleibe ich; doch ich weiß, ich werde noch mehr als einmal schwach werden.Und jedes Mal, Billot, werde ich da sein, um dich zu unterstützen.
    So geschehe es, seufzte der Pächter.
    Und er warf einen letzten Blick auf den Leichnam des Barons von Charny, den Bediente auf einer Bahre wegzutragen sich anschickten, und sprach:
    Gleichviel, er war ein schönes Kind, dieser kleine Georges von Charny, auf seinem Grauschimmelchen, mit seinem Korbe am linken Arm und seiner Börse in der rechten Hand.

Abgang, Reise und Ankunft von Pitou und Sebastian Gilbert.
    Wir haben gesehen, unter welchen Umständen lange vor der Zeit, in der wir uns befinden, die Abreise Pitous und Gilberts beschlossen worden war.
    Da es unsre Absicht ist, für den Augenblick die Hauptpersonen unsrer Geschichte zu verlassen, um den zwei Reisenden zu folgen, so werden unsre Leser erlauben, daß wir in einige Einzelheiten in Betreff ihrer Abreise, des Wegs, den sie nehmen, und ihrer Ankunft in Villers-Cotterets eingehen, wo, wie Pitou nicht bezweifelte, ihr doppelter Abgang eine große Leere zurückgelassen haben mußte.
    Gilbert beauftragte Pitou, ihm Sebastian zu holen und zu ihm zu bringen. Zu diesem Ende ließ man Pitou in einen Fiaker steigen, und

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