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Angeklagt - Dr. Bruckner

Titel: Angeklagt - Dr. Bruckner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dr. Thomas Bruckner
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gelesen hat?«
    »Ich glaube nicht. Dr. Bruckner liest morgens niemals die Zeitung. Das behält er sich für die Mittagspause vor. Da hat er Zeit, meint er.«
    »Dann sagen wir ihm am besten noch nichts davon.«
    »Ihm nichts davon sagen?« Oberarzt Wagners Stimme klang entsetzt. »Sie wollen also, daß alles auf mir hängen bleibt! Ich finde, wir müssen es ihm sagen. Er muß etwas unternehmen. Er ist es ja schließlich, der angegriffen wird. Und er hat die Verpflichtung, die Sache richtigzustellen.« Dr. Theo Wagners Stimme überschlug sich förmlich. »Ich werde sofort zu Herrn Professor gehen und den Fall mit ihm besprechen.«
    Er verschwand durch die Tür. Dr. Phisto wollte ihm nachlaufen, aber Dr. Heidmann hielt ihn zurück. »Lassen Sie ihn nur. Es hat keinen Zweck, ihm irgendwelche Vorschläge zu machen. Außerdem wird Professor Bergmann es sowieso erfahren Aber –«, er hob den Finger hoch, »ich halte es auch für richtig, daß wir Dr. Bruckner nichts davon sagen – vorläufig jedenfalls nicht.« Sein Blick ging zur Uhr über dem Eingang. »Bis er die Operation hinter sich gebracht hat! Wenn er es vor dem Eingriff erfährt, regt er sich nur auf. Und das ist für eine Operation nicht gerade empfehlenswert.«
    »Dann kann der kluge Schreiber gleich in der nächsten Nummer am Ende noch den vierten Fall aufzählen …«
    Heidmann ging zur Tür. »Es wird Zeit, daß wir in den OP gehen. Dr. Bruckner ist sicherlich schon da.«
    »Sicher«, bestätigte Maria. »Er hat schon vor einer ganzen Weile gefrühstückt.« Sie ging ebenfalls zur Tür und deutete auf den gedeckten Tisch. »Wollen Sie nicht wenigstens rasch frühstücken? Sie können doch nicht mit leerem Magen operieren!«
    Dr. Heidmann schaute die Kaffeekanne an, die auf dem Tisch stand. »Ich glaube, Maria hat recht«, erklärte er. »Wir haben noch zehn Minuten Zeit. Ich halte es sogar für empfehlenswert, vorher unser Frühstück einzunehmen und uns etwas zu beruhigen. Sonst merkt Dr. Bruckner uns doch an, daß irgend etwas los ist. Und wenn er uns direkt fragt, können wir es ja nicht ableugnen …«
    Er ging an den Tisch zurück, setzte sich an seinen Platz, faltete die Serviette auseinander und griff nach einem Brötchen Maria trat heran, füllte die Tassen mit dem Kaffee und atmete auf. »Wissen Sie, aufgewärmt schmeckt der Kaffee ja nicht. Soll ich den OP anrufen, daß Sie später kommen?«
    Dr. Heidmann hob die Hand. »Bitte nicht. Ich glaube, wir schaffen es, wenn wir etwas schneller essen. Schrecklich –«, er schaute das Brötchen an, das er zum Mund führen wollte, und schüttelte den Kopf, »mir hat der Schrecken tatsächlich den Appetit verdorben.« Er griff nach der Zeitung, die auf dem Tisch lag, entfaltete sie und überflog noch einmal die Zeilen. »Der Journalist hat sich so geschickt ausgedrückt, daß man ihm wahrscheinlich nach diesem Artikel nichts anhaben kann. Er erzählt Tatsachen und versieht sie mit einem Fragezeichen, so daß es aussieht, als handele es sich nicht um einfache Zufälle, sondern um –«, Johann Heidmann schlug mit der flachen Hand auf die Zeitung, »geplante Morde! Er geht mit dem Ausdruck ›Euthanasie‹ ebenfalls sehr freizügig um und unterstellt uns, daß wir diese drei Patienten bewußt ins Jenseits befördert haben, weil –«, er nahm die Zeitung auf und las vor: »es sich um alte und hilflose Patienten handelte, die dem Krankenhaus nur eine Last waren. So sollte man nicht mit alten Leuten umgehen. Sie sind schließlich nicht der Abfall der menschlichen Gesellschaft, der so rasch wie möglich weggeräumt werden muß!«
    Ärgerlich warf Dr. Heidmann die Zeitung auf den Tisch zurück. »Als ob jemals an unserer Klinik ein Mensch als Abfall behandelt worden wäre! Ich glaube, es gibt kaum eine Klinik, in der man soviel Wert auf die Würde des Menschen und auf die Seele des Kranken legt, als gerade in der Bergmann-Klinik – und besonders in der Abteilung, die von Dr. Bruckner geleitet wird.«
    »Ist noch immer niemand da?« Dr. Bruckner stand im Waschraum des OP, und schaute fragend den alten Pfleger Chiron an, der in der Tür erschienen war. Sein Blick ging zur großen Uhr über dem Eingang.
    »Nein. Soll ich mal nachsehen, wo die Herren sind?«
    »Warten Sie noch einen Augenblick. Ich glaube, ich bin etwas überpünktlich. Wir haben noch –«, sein Blick ging noch einmal zur Uhr hin, und ein Lächeln erschien auf seinem Gesicht, »drei Minuten Zeit. Der Patient ist schon da?«
    »Ja, ich

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