Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Angeklagt - Dr. Bruckner

Titel: Angeklagt - Dr. Bruckner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dr. Thomas Bruckner
Vom Netzwerk:
betrat.
    »Sind die anderen noch nicht da?«
    »Nein!« Dr. Bruckners Blicke gingen zur Uhr über dem Eingang. »Sie kommen auf die Minute genau. Die anderen nehmen es mit der Minute nicht so genau«, versuchte er, einen Scherz zu machen.
    Er deutete auf den Platz neben sich. »Dann waschen Sie sich.«
    »Es tut mir leid!« Barbaras Blicke gingen zur Uhr. Sie hängte sich eine Gummischürze um, zog Mundschutz und Mütze auf und setzte sich neben Dr. Bruckner an das Waschbecken.
    Dieser hatte nun Gelegenheit, sie im Spiegel zu betrachten, ohne daß er auffällig seine Blicke auf sie richten mußte. Er mußte immer wieder feststellen, daß sie verteufelt hübsch war. Ihre Blicke begegneten sich im Spiegel. Sie lächelte ihn an. Er fühlte, daß er unter ihren Blicken errötete.
    Du benimmst dich wie ein Primaner, fuhr es ihm durch den Sinn. Aber wenn ihn diese dunklen Augen anblickten, dann konnte er sich nicht gegen ihren Einfluß wehren. Er schaute auf die Uhr, die an der Wand angebracht war und die ihm die Zeit angab, die er sich zu waschen hatte. Er konnte seine Waschung beenden, stand auf und ging zu dem Wandspender, der nach Betätigung eines Fußhebels eine desinfizierende Creme ausspuckte. Er ließ sie auf seine Hände träufeln und verrieb sie sorgfältig in die Haut.
    »Entschuldigen Sie, wenn wir uns etwas verspätet haben«, er tönte eine Stimme von der Tür her. Dr. Phisto war mit Dr Heidmann eingetreten. »Wir sind aufgehalten worden. Das –«, er versuchte, schnell eine Entschuldigung zu konstruieren. »Frühstück war noch nicht fertig. Wir mußten im Kasino warten.«
    »Schon gut.« Thomas Bruckner stand schon in der Tür zum Operationssaal. »Fangen Sie nur rasch mit der Narkose an, daß wir keine Zeit verlieren«, bat er Dr. Phisto.
    »Soll ich mich auch waschen?« fragte Heidmann.
    »Ich glaube, es ist besser, wenn ich zwei Assistenten habe. Man weiß ja niemals, was einem bevorsteht, wenn der Bauch aufgemacht wird. Sind die Röntgenbilder da?«
    Er schaute in den OP hinein. Chiron war an den Röntgenkasten getreten, der an der Wand hing. Er legte einen Schaltet um. Grünlich flackerte Licht auf und erleuchtete die Röntgenbilder, die in den Schaukasten gehängt worden waren.
    »Es ist alles da, Herr Oberarzt.«
    Dr. Bruckner trat an den Schaukasten heran und inspizierte die Aufnahmen noch einmal genau. »Hier liegt der Tumor!« Et deutete auf einen Teil des Dickdarms. »Der aufsteigende Ast ist vollkommen verschlossen. Der Patient hat einen chronischen Heus.«
    »Und was werden Sie machen?« fragte der Pfleger Buhmann, der näher getreten war.
    »Ich werde eine Umleitung schaffen, indem ich den Dünndarm jenseits des Tumors in den Dickdarm einpflanze. Dann kann die verdaute Nahrung wieder zu ihrem natürlichen Ausgang gelangen.«
    »Und dann ist der Patient gesund?«
    »Leider nicht. Sehen Sie doch das Schaubild in dem anderen Kasten an.« Dr. Bruckner trat an den zweiten Schaukasten heran und zeigte auf das Bild, das dort hing. »Das ist die Lungenaufnahme. Sie sehen, daß sie aussieht, als sei Schnee darüber gefallen. Das sind Tochtergeschwülste des Dickdarmkrebses. Sie haben die Lunge förmlich durchsetzt. Aber wenn ich dem Patienten«, Dr. Bruckner trat an den Operationstisch heran, streckte seine Hände aus und ließ sich von der OP-Schwester Euphrosine Gummihandschuhe überziehen, »diese Umgehungsanastomose lege, dann kann der Mann noch eine Weile ohne stärkere Beschwerden leben. Die Atemnot, die er hat, werden wir ihm nicht nehmen können. Aber wenigstens befreien wir ihn von dem schrecklichen und unangenehmen Darmverschluß.«
    Dr. Phisto schob zusammen mit dem Pfleger Chiron den Patienten auf einem Operationstisch in die Mitte des Raumes und plazierte ihn so, daß er unmittelbar unter der großen Operationsleuchte zu liegen kam.
    »Der Patient schläft.«
    »Bekommt ihm die Narkose?« Dr. Bruckner war an den Tisch herangetreten, und Barbara Pellenz stellte sich an die andere Seite.
    Der Operateur wartete, bis Chiron das Leinentuch vom Leib genommen hatte, tauchte dann einen Stieltupfer in eine braune Flüssigkeit ein, die ihm Schwester Euphrosine in einer Glasschale hinhielt, und bestrich die Haut damit in weiter Ausdehnung.
    »Lochtuch!« er streckte seine Hand aus. Schwester Euphrosine reichte ihm ein großes grünes Laken, das in der Mitte eine quadratische Öffnung aufwies, die wie ein Fenster aussah. Dr. Bruckner deckte es so über den Leib, daß die Operationsfläche im

Weitere Kostenlose Bücher