Angel City Love (German Edition)
nun langsam vom Tisch hinunter. Blind streckte sie die Hand aus. Sie war unbegabt in sämtlichen Sportarten, die mit Fangen oder Ähnlichem zu tun hatten – eigentlich war sie schlecht in jeder Sportart. Wie durch ein Wunder fühlte sie jedoch, wie der fragile Glaszylinder auf ihrer Hand landete, dort abprallte und einen atemlosen Moment lang auf ihren suchenden Fingern tanzte. Dann war er verschwunden.
Das Bersten des Glases klang wie ein Kanonenschlag in ihren Ohren. Kurz darauf folgte der fürchterlichste, unmenschlichste Laut, den sie je gehört hatte. Es klang wie das Reißen von Metall, wie das kehlige Knurren eines hungrigen, tollwütigen Tieres. Es war so laut, dass es fast schmerzte. Unvermittelt spürte Maddy, wie etwas sie so heftig an der Kapuze packte, dass der Stoff riss.
Es war eine Klaue.
Maddy kreischte los und warf die Arme nach hinten, um sich aus dem Hoodie zu befreien, den die Klaue soeben entzweiriss. Sie spürte Jacksons starke Hände um ihre Hüften, die sie von der Bestie wegzerrten.
»Lauf, Maddy!«, brüllte er.
Maddy schoss in den dunklen Flur hinaus. Sie war jetzt allein, schrecklich verängstigt und rannte blindlings durch die Finsternis. Arme, die nicht die von Jackson waren, umschlangen sie. Maddy schrie.
31
»Schon gut, schon gut«, flüsterte eine Stimme. »Du bist in Sicherheit.« Maddy blickte zu dem Mann auf, der sie festhielt. Er war schon etwas älter und trug eine Brille. Sein Gesicht war ausgemergelt und voller Falten.
»Es hat Jackson!«, wehrte sich Maddy. Ihre Stimme klang erstickt, weil sie gegen das Jackett des Mannes gedrückt wurde. »Wir müssen ihm helfen.« Maddy entwand sich der Umklammerung und rannte wieder den Flur entlang. Rasch folgte ihr der Mann. Sie fanden Jackson zusammengekauert wie ein Tier, das auf den Angriff lauert. Seine Schwingen bebten angespannt. In rasender Geschwindigkeit hatte er den Mann gegen eines der Schließfächer geschleudert. Die Augen des Engels brannten vor Furcht, sodass man ihn kaum mehr erkannte.
»Jackson, warte!«, rief Maddy.
»Es ist … weg …«, stieß der Mann keuchend hervor. »Es ist verschwunden.« Es dauerte trotzdem noch einige Sekunden, ehe Jackson seinen Griff um die Kehle des Mannes lockerte, der sich daraufhin vornüberbeugte, hustete und sich an einen Spind gelehnt hinsetzte. Jacksons Brust hob und senkte sich heftig. Sein Blick schoss zu Maddy, dann wieder zurück zu dem Mann.
»Warte mal, Sie kenne ich doch«, entfuhr es Jackson wütend.
»Mein Name ist Sylvester. Ich bin Detective des ACPD . Wir haben uns kennengelernt, als ich dich Anfang der Woche bei euch zu Hause befragt habe.« Jacksons Züge spannten sich an. Sylvester hielt abwehrend eine Hand hoch. »Ich bin allein. Wenn ich vorgehabt hätte, dich festzunehmen, dann würde es in diesem Gebäude vor Polizeibeamten nur so wimmeln.«
»Was haben Sie hier zu suchen?«, fragte Jackson. Sylvester rieb sich den Hals.
»Bis zum heutigen Abend hab ich die Ermittlungen im Fall der Engelsmorde geleitet. Vor zwei Tagen bin ich dem Dämon auf die Spur gekommen. Ich habe ihn bis hierher verfolgt.«
Dämon, dachte Maddy erschüttert. Natürlich hatte sie das Wort schon öfter gehört, aber an die Existenz solcher Wesen hatte sie nie geglaubt.
»Es ist fort«, sagte Jackson mit irrem Blick. »Es war direkt hier, es stand mir gegenüber und dann ist es plötzlich so verschwunden.«
Sylvester nickte. »Ich hatte gehofft, es würde funktionieren, sollte ich je in Kontakt mit einem kommen, und offensichtlich hat es geklappt, wenn auch vermutlich kein zweites Mal.« Er öffnete seine geballte Faust. Auf seiner Handfläche lag ein kleines Amulett mit einer uralten Inschrift. Er holte die verzierte Metallkiste aus seiner Jackentasche und legte das Objekt vorsichtig auf das violette Samtbett im Inneren zurück. Dann verschloss er das Kästchen sorgfältig.
Jackson musterte den großen, erschöpften Mann vor sich und kniff die Augen zusammen.
»Sie sind ein Engel«, stellte Jackson ungläubig fest.
Wieder nickte Sylvester. »Ja, das bin ich.«
»Wie ist das möglich?«
»Nicht alle Engel sind ihr Leben lang Schutzengel, Jackson«, erklärte Sylvester. »Und nicht alle Engel halten dem Rat die Treue.«
Jackson trat einen Schritt zurück. Sylvester stand und strich seinen Mantel glatt.
»Sie haben also eine Theorie?«, fragte Jackson. »Was dieses … Ding betrifft?«
Sylvester zuckte mit den Achseln. »Ist nur eine Vermutung.«
Jackson dachte kurz
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